Liebe Hörer, haben Sie schon einmal vom Rollstuhltanz gehört? In Beijing hat in dieser Sportart vor kurzem ein internationaler Wettbewerb stattgefunden. Mehr als 70 Teilnehmer aus über elf Staaten und Gebieten, beispielsweise aus Japan, Südkorea und China, haben daran teilgenommen. Heute wollen wir Ihnen den Kombitanz vorstellen. Bei dieser Disziplin tanzt ein nichtbehinderter Partner mit einem Rollstuhlfahrer.

Beim Kombitanz tanzen also ein Rollstuhlfahrer und ein nichtbehinderter Partner zusammen. Die meisten Rollstuhlfahrer schaffen es dabei, den Rollstuhl so perfekt zu beherrschen, dass der Eindruck entsteht, es handle sich um ein eigenes Körperteil. Trotz der Angewiesenheit auf einen Rollstuhl bringen die Sportler ihr Verständnis und ihre Liebe für das Tanzen zum Ausdruck und berühren damit die Herzen der Zuschauer.

Chen Si und Sun Hao stammen aus der chinesischen Provinz Shanxi und haben bei den internationalen Wettbewerben im Rollstuhltanzen in Beijing in der Disziplin Lateinamerikanische Tänze den dritten Platz belegt. Es ist zugleich die beste Leistung von chinesischen Teilnehmern bei den Tanzwettbewerben. Chen Si, eine bezaubernde 22-jährige junge Frau, hat bereits mit fünf Jahren traditionelle Volkstänze gelernt. Im Alter von zwölf Jahren verlor sie jedoch durch einen Unfall beide Beine. Chen Si konnte damals ihre neue Situation nicht akzeptieren. Allein der Gedanke an das Tanzen schmerzte sie, und schließlich wollte sie selbst das Wort "Tanzen" nicht mehr hören.

"Nach dem Unfall wollte ich überhaupt nicht mehr über das Tanzen sprechen. Alle Fotos, schriftliche Auszeichnungen und Materialien wurden von meiner Mutter zerrissen, damit ich sie nicht sehen konnte."

Obwohl Chen Si lange nicht mehr über das Tanzen sprach, konnte sie den Traum, Tänzerin zu werden, nie vergessen.

Im Dezember 2008 hat dann das Zentrum für Behindertensport beschlossen, einige Rollstuhltänzer aus der westchinesischen Provinz Shanxi aufzunehmen. Diese Nachricht hat die zehn Jahre anhaltende Hoffnungslosigkeit im Leben von Chen Si vertrieben und ihr eine Chance eröffnet. Nach einer Vorstellung und verschiedenen Gesprächen wurde Chen Si schließ aufgenommen. Wenn sie sich heute daran erinnert, kann sie ihre Begeisterung und Freude darüber immer noch nur schwer mit Worten beschreiben.

"Als ich erfahren habe, dass ich für das Rollstuhltanzen aufgenommen worden bin, war ich sehr begeistert und enorm froh, wirklich riesig froh. Für mich ist es wirklich wie ein Traum. Schon als Kind mochte ich das Tanzen sehr. Nach dem Unfall aber dachte ich immer, dass mein Leben nur aus Pech und Leid bestehen würde. Ich dachte, dass ich nie tanzen werden könne. Aber seit vergangenem Dezember kann ich wieder tanzen, das ist wirklich sehr schön. Egal, wie gut ich tanzen kann, Hauptsache ist, dass ich wieder tanzen kann."

Mit großer Begeisterung hat Chen Si wieder begonnen, Tanzen zu lernen, diesmal aber Rollstuhltanz. Und in den ersten drei Monaten hat sie schon unglaubliche Fortschritte erzielt. Ihr Partner Sun Hao hat ihr dabei viel geholfen.

Sun Hao ist 26 Jahre alt und beschäftigt sich bereits über 15 Jahre mit dem Tanzsport. Man kann also sagen, dass er fast ein Profitänzer ist. Mit seiner Hilfe hat Chen Si schnell wieder in das Tanzen zurückgefunden. Obwohl Sun Hao viel Erfahrung hat, lernte auch er erst Ende vergangenen Jahres das Rollstuhltanzen näher kennen. Für ihn bedeutet dies also auch eine neue Herausforderung. Und so kam es einmal, dass Sun Hao beim Training seiner Tanzpartnerin Chen Si die Hand geben sollte, damit diese vier Umdrehungen machen konnte. Jedoch gab es Probleme, und Chen Si fiel mit ihrem Rollstuhl um. Sun Hao war von diesem Vorgang sehr schockiert. Von da an war er immer besonders vorsichtig, wenn die beiden diese Übung trainierten. Sun Hao sagt sogar, dass er bis heute seine Angst immer noch nicht ganz überwunden habe.

"Ehrlich gesagt, habe ich bis heute immer noch etwas Angst. Ich fürchte, dass sie wieder umfallen könnte."

Als Chen Si sich an den Vorfall erinnert, lächelt sie nur bezaubernd.

"Ich habe schon bemerkt, dass er etwas angespannt ist. Er hat immer Angst, dass ich wieder umfallen könnte. Die Umdrehung war wirklich zu schnell, so dass ich gar nicht darauf reagieren konnte, bis ich schon lag."

Freunde und Teamkollegen sagen, Sun Hao hat aufgrund seiner eigenen Erfahrungen Chen Si beim Training sehr geholfen. Gleichzeitig hat aber auch Sun Hao vieles gelernt und ist von dem starken Willen von Chen Si angetan. Als Chen Si beispielsweise umgefallen ist, wollte Sun Hao ihr helfen. Doch Chen Si sagte nur: "Nein, ich kann das selbst schaffen." Sun Hao sagte, er habe zu Beginn Behinderte noch sehr bemitleidet. Er fühlte sich immer etwas überlegen und wollte ihnen helfen. Jetzt aber wisse er, dass Behinderte dieses Mitleid nicht brauchen würden. Er könne den starken Willen der Behinderten jetzt sehr gut nachvollziehen.

"Als ich gerade mit dem Rollstuhltanz begonnen habe, dachte ich nur, dass meine Partnerin sehr notleidend sei, weil sie behindert ist. Aber die Behinderten sagen immer zu mir, dass sie schon hart genug sein würden. Nach und nach betrachtete ich sie mehr wie Nichtbehinderte, und daraufhin fühlten sie sich gleich viel wohler. Die innere Stärke von ihnen finde ich sehr toll, ich sollte dies ebenfalls lernen."

Chen Si hat bisher nur drei Monate lang Rollstuhltanz geübt, aber diese Zeit hat sie schon sehr verändert. Sie sagt, im Vergleich zu der Zeit vor drei Monaten sei sie viel zuversichtlicher geworden und sie lächle auch viel mehr. Für die Zukunft hat Chen Si nun einen besonderen Wunsch:

"Ich will Rollstuhltanz in China verbreiten. Ich will natürlich auch sehen, dass das Niveau des Rollstuhltanzes in China höher ist als in anderen Ländern."

Übersetzt von: Kong Jie

Verfasst von: Kong Jie

Gesprochen von: Chen Yan