Im Januar 2009 wurde in China bei acht Menschen das Vogelgrippevirus H5N1 entdeckt. Bislang sind weltweit bereits über 200 Menschen infolge dieser gefährlichen Krankheit gestorben. Laut Wang Yu, dem Direktor des Chinesischen Krankheitsvorbeugungs- und Kontrollzentrums, ist Chinas System zur Kontrolle des H5N1-Erregers mittlerweile nahezu perfekt. Die Möglichkeit einer Ansteckung des Menschen mit dem Vogelgrippevirus H5N1 sei äußerst gering. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie im folgenden Bericht.
In einem Superladen in Beijing begegnet unser Reporter Frau Su, die gerade Geflügelfleisch kauft. Frau Su hat überhaupt keine Bedenken gegenüber dem Verzehr von Hühnerfleisch:
"Ich esse nun oft Hühnerfleisch. Ich kann mich auf die Qualität verlassen. Denn oft kommen Kontrolleure hierher. Die Kontrollmaßnahmen des Staates sind ja sehr streng. Wenn der H5N1-Erreger auftaucht, wird er sofort gemeldet und entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen."
Frau Sun Tieying ist Vize-Leiterin des Expertenteams zur H5N1-Vorbeugung und Kontrolle beim chinesischen Gesundheitsministerium. Sie hat die Erkrankung von Menschen mit dem Vogelgrippevirus seit 2003 aus nächster Nähe verfolgt und sich eingehend mit dieser Problematik auseinandergesetzt. Warum der H5N1-Erreger für den Menschen so heimtückisch und gefährlich ist, erklärt sie uns gleich selbst:
"Im Falle einer H5N1-Infektion ist die Lebensgefahr sehr hoch. In erster Linie, weil die Krankheitssymptome erst sehr spät zu erkennen sind. Zudem bricht die Krankheit sehr schnell aus und führt rasch zu einer Lungenentzündung, was wiederum zu Atemversagen führen kann."
Warum aber ist es in China noch zu keiner Epidemie mit dem lebensgefährlichen Virus gekommen? Neben der Eigenart des Virus habe dies mit den Kontrollmaßnahmen der Gesundheitsbehörden zu tun, erklärt Wang Yu vom Chinesischen Krankheitsvorbeugungs- und Kontrollzentrum. Nur wer engen Kontakt mit erkrankten Vögeln und Geflügel gehabt habe, könne sich mit dem H5N1-Virus infizieren, so Wang Yu. Bisher habe sich das H5N1-Virus noch nicht unter den Menschen ausgebreitet. Zudem werde das Virus beim Kochen abgetötet. Im Jahr 2004 habe China mit der Errichtung eines Überwachungssystems begonnen, um die Entstehung und Verbreitung von Seuchen - einschließlich des H5N1-Virus - besser verfolgen zu können, erklärt uns Wang Yu:
"Das Überwachungssystem umfasst nun bereits 82 Prozent aller Kliniken auf Gemeindeebene und 100 Prozent aller medizinischen Einrichtungen auf Kreisebene. Über das Internet werden alle Verdachtsfälle dem staatlichen Zentrum für die Krankheitsvorbeugung und -kontrolle umgehend gemeldet."
Sobald ein Fall von H5N1 gemeldet werde, so Wang Yu weiter, würden sich Mediziner und sonstige Experten an den Tatort begeben, um vor Ort eine Analyse durchzuführen. Dass es in einem so großen Land mit einer so hohen Bevölkerungszahl wie China möglich ist, Verdachtsfälle von H5N1-Erkrankungen innerhalb kürzester Zeit zu lokalisieren und einzudämmen, sei ein riesengroßer Erfolg, meint Wang Yu:
"Wir können Verdachtsfälle sehr früh ausfindig machen und sehr schnell darauf reagieren. Unsere Vorgehensweise entspricht auch den gängigen Normen. Unsere Arbeit genügt höchsten Ansprüchen und ist schon von internationalen Kollegen und Experten gelobt worden."
An erster Stelle kommt selbstverständlich die Vorbeugung. Die chinesische Bevölkerung sei bereits über die wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung einer Erkrankung mit dem Vogelgrippevirus informiert worden. Für uns fasst Wang Yu die wichtigsten Punkte noch einmal zusammen:
"Egal, ob man in einem Dorf oder in einer Stadt lebt, toten oder kranken Vögeln oder Geflügel gilt es immer auszuweichen. Kinder müssen von Vögeln ebenfalls ferngehalten werden. Zudem muss der Handel mit lebendem Geflügel schrittweise eingestellt werden."
Gemäß Wang Yu hat China auch viel in die Entwicklung und Forschung von Impfstoffen gegen den H5N1-Erreger investiert:
"Unser Zentrum hat bereits H5N1-Impfstoffe der ersten Generation entwickelt. Die klinischen Tests konnten soeben abgeschlossen werden. Mit der Produktion dieser Impfstoffe ist schon begonnen worden. Parallel dazu haben wir auch die Erforschung von Mutationen des Virus intensiviert. Die genetische Reparatur des Hauptvirus auf dem chinesischen Festland wird auch bald in die Phase der klinischen Tests eintreten. Danach wird China das einzige Land der Welt sein, in dem das Virus H5N1 festgestellt, in seine Einzelteile zerlegt und wieder zusammengesetzt werden kann. China wird auch das einzige Land sein, das entsprechende Impfstoffe entwickeln und speichern kann. Die Errichtung eines solchen Systems wird derzeit von der ganzen Welt erwartet."
Neben der Prävention und der Entwicklung eines Impfstoffes hat China auch seine Zusammenarbeit mit den anderen Ländern Südostasiens - besonders mit seinen Nachbarländern - verstärkt, um den heimtückischen Vogelgrippevirus unter Kontrolle zu kriegen, sagt Wang Yu vom Chinesischen Krankheitsvorbeugungs- und Kontrollzentrum:
"Wir haben einen entsprechenden Austauschmechanismus mit den Ländern in Südostasien, darunter Thailand und Vietnam, sowie mit der Sonderverwaltungszone Hongkong, aufgebaut. In unregelmäßigem Abstand veranstalten wir gemeinsame Konferenzen über den technischen Austausch."
Gesprochen von: Li Zheng, Lü Xiqian
Übersetzt von: Qiu Jing