Liebe Hörer, an den Olympischen Spielen in Beijing haben sich Chinas Basketballerinnen zum ersten Mal seit 16 Jahren wieder auf dem ausgezeichneten vierten Platz klassiert. Der Erfolg ist auch auf die professionelle Arbeit des australischen Trainers Tom Maher zurückzuführen. Nach den Olympischen Spielen gab Maher jedoch seinen Rücktritt als Trainer der chinesischen Nationalmannschaft bekannt, da er in einem anderen Land eine neue Herausforderung annehmen will. Zu seinem Nachfolger ernannte der chinesische Basketballverband Sun Fengwu, den langjährigen Assistenten von Maher. Unter ihrem neuen Cheftrainer Sun Fengwu sollen sich die chinesischen Korbjägerinnen auf die nächste Weltmeisterschaft 2010 und auf die Olympischen Spiele in London im Jahr 2012 vorbereiten.

Der 47-jährige Sun Fengwu gehört zu den besten chinesischen Basketballspielern aller Zeiten. Bereits im Alter von 21 Jahren wurde der exzellente Techniker ins Nationalteam berufen. Sun Fengwu erwarb sich rasch den Ruf eines Defensivspezialisten. Unter anderem wurde er bei den Asienspielen mit dem Titel "Bester Verteidiger" ausgezeichnet. Im Jahr 1999 wurde ihm die große Ehre zuteil, zu den "50 besten chinesischen Basketballspielern seit Gründung der Volksrepublik Chinas" gewählt zu werden. Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn begann Sun Fengwu eine neue Karriere als Trainer im Frauenbasketball, wo er verschiedene Altersstufen betreute. Hu Jiashi, der Vizepräsident des chinesischen Basketballverbands, hält Sun Fengwu für den richtigen Nachfolger von Tom Maher als Cheftrainer der chinesischen Basketballerinnen. Sun Fengwu sei nicht nur ein harter Arbeiter, sondern verfüge auch über die notwendige Erfahrung und Kompetenz, so Hu Jianshi:

"Als Trainer verfügt er über genügend Erfahrung, war er doch Nationaltrainer diverser Juniorenmannschaften. Ein historischer Erfolg gelang ihm mit der U-20 Nationalmannschaft, mit der er die Bronzemedaille an der Weltmeisterschaft holte. Mit ihm als Trainer gewann die U-20 alle Turniere in Asien. Auch als Assistenztrainer von Tom Maher hat er sehr gute Arbeit geleistet und wertvolle Erfahrungen gesammelt. Sun Fengwu war maßgeblich am Erfolg an den Olympischen Spielen beteiligt."

Er hoffe, so Hu Jiashi weiter, dass Sun Fengwu das Spiel der chinesischen Basketballerinnen auf ein höheres Niveau bringen könne. Die Ziele des chinesischen Basketballverbands sind dementsprechend hoch gesteckt: An der Asienmeisterschaft 2009 auf Taiwan, an den Ostasienspielen 2009 in Hongkong sowie an den Asienspielen 2010 in Guangzhou soll Gold gewonnen werden. An der Weltmeisterschaft in Tschechien im Jahr 2010 soll mindestens ein Platz unter den ersten acht herausschauen. An den Olympischen Spielen in London im Jahr 2012 sollen Chinas Basketballerinnen schließlich um einen Platz in den Top vier mitspielen können.

Im Moment sind die drei besten Mannschaften im Frauenbasketball die USA, Australien und Russland. Dahinter folgen China, Tschechien, Spanien und Weißrussland. Die anderen Teams aus Asien und Europa dürfen als gleich stark eingestuft werden. Langfristig will sich China in den Top vier etablieren, was angesichts der harten Konkurrenz nicht ganz einfach ist. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, will Sun Fengwu so früh wie möglich eine "Blutverjüngung" in seinem Team vornehmen. Die Zukunft plant er nur noch mit drei bis fünf Spielerinnen, die an den Olympischen Spielen in Beijing um Edelmetall gekämpft haben. Alle anderen seien bereits zu alt für einen Neuaufbau. Sun Fengwu ist sich bewusst, dass viel Zeit und Geduld nötig sind, um eine konkurrenzfähige, eingespielte Mannschaft für die Olympischen Spiele in London 2012 aufzubauen. Ihm schwebt eine Mischung aus jungen hungrigen und erfahrenen älteren Spielerinnen vor. Die Taktik will er nach den Stärken der Spielerinnen ausrichten, die im zur Verfügung stehen:

"Wir werden eine Mannschaft mit mehr jungen Spielerinnen aufbauen. Natürlich brauchen wir auch die Erfahrung einiger älterer Spielerinnen. Wir werden eine passende Taktik finden, die sich an den physischen und technischen Möglichkeiten unserer Spielerinnen orientiert, und die unser Spiel weiter voranbringt."

Das Motto von Sun Fengwu lautet, die eigenen Vorteile weiter konsequent nutzen und die Schwächen gezielt ausmerzen. Asiatische Spielerinnen sind von Natur aus schnell und wendig. Dafür aber sind ihre Physis und ihre Kondition nicht stark ausgeprägt. Der zurückgetretene Cheftrainer Tom Maher legte daher den Schwerpunkt seiner Übungseinheiten auf das Körpertraining. In China gibt es im Moment viele talentierte Spielerinnen. Ihre Technik sowie ihre Kondition weisen allerdings noch Mängel auf. Genau hier will Sun Fengwu ansetzen. Damit sich sein junges Team rasch ans neue System gewöhnt, hält der neue Cheftrainer Spielpraxis für besonders wichtig:

"Eine junge Mannschaft kann sich nur durch viel Training und häufige Ernstkämpfe an eine neue Taktik und an ein neues System gewöhnen. Wir legen deshalb großen Wert auf viele Spiele gegen verschiedene Mannschaften."

Sun Fengwus Fernziel sind die Olympischen Spiele im Jahr 2012 in London. Doch bereits davor stehen wichtige Turniere auf dem Programm: Im Jahr 2009 die Asienmeisterschaft und die Ostasienspiele, im Jahr 2010 die Weltmeisterschaft und die Asienspiele.

Die Asienmeisterschaft auf Taiwan beginnt bereits am 21. Juni. Für Sun Fengwu und sein junges Team bleibt bis dahin nicht mehr viel Zeit. Die Klassierung ist jedoch nicht das Primärziel von Sun Fengwu. Viel wichtiger ist ihm, dass seine jungen Spielerinnen internationale Erfahrung sammeln können:

"Falls wir Gold holen möchten, könnten wir das einfach tun, indem wir wieder alle älteren Spielerinnen einsetzen. Langfristig ist es aber sinnvoller, wenn wir den jungen Spielerinnen eine Einsatzmöglichkeit geben, damit sie mehr Erfahrung sammeln können."

Übersetzt von: Kong Jie

Verfasst von: Kong Jie

Gesprochen von: Chen Yan