Die beiden mächtigen Ströme Huaihe und Yangtze durchziehen die ostchinesische Provinz Anhui. Im Einzugsgebiet der beiden Flüsse liegen Seen und fruchtbare Felder. Die abwechslungsreiche Landschaft und das gemäßigte Klima machen Anhui zu einer touristisch attraktiven Provinz.
Huangshan
Die bekannteste Sehenswürdigkeit der Provinz Anhui ist der 1.800 Meter hohe Huangshan oder Gelbe Berg. Nach Meinung der Chinesen beruht die außerordentliche Schönheit des Huangshan in der vollendeten Harmonie zwischen kühnen Felsformationen, uralten knorrigen Kiefern, heißen Quellen und dem viel besungenen Wolkenmeer, aus dem nur die Bergspitzen herausragen.
Anhui hat aber neben dem malerischen Huangshan noch viele weitere Sehenswürdigkeiten zu bieten. Eine davon ist der Caishi-Fels oder Fels des Bunten Steins. Der berühmte Fels liegt am Ufer des Yangtze im südlichen Teil der Provinz Anhui. Der Caishi-Fels war bereits in der Tang-Dynastie vor tausend Jahren eine landesweit bekannte Sehenswürdigkeit, da er zu dieser Zeit von Li Bai, einem der größten chinesischen Dichter, mehrfach ausführlich beschrieben wurde. Dazu unsere Reiseleiterin Zhang Li:
"Der Dichter Li Bai war so tief von der landschaftlichen Schönheit des Caishi-Fels fasziniert, dass er den Felsen mehrmals besuchte. Er beschrieb die Landschaft in vielen seiner Gedichte. Li Bais Gedichte haben den Caishi-Fels in anderen Landesteilen bekannt gemacht. Li Bais letzter Wunsch, in der Nähe des Felsens beerdigt zu werden, wurde von einem seiner Freunde erfüllt. Unweit seines Grabs wurde kurz danach ein Ahnentempel für den großen Dichter errichtet."
Caishi-Fels
Auf dem Caishi-Fels thront das buddhistische Kloster Guangji. Mit einer über 1.700-jährigen Geschichte gehört das Guangji-Kloster zu den ältesten buddhistischen Tempelanlagen im Einzugsgebiet des Yangtze. Buddhisten betrachten das Kloster als einen glück verheißenden Ort, weil man im Jahre 240 nach Christi Geburt im Brunnen vor der Tempelanlage einen bunten Stein fand. Der bunte Stein wurde anschließend zu einem Weihrauchgefäß verarbeitet. Seither erfreut sich das Kloster Guangji eines großen Pilgerzuspruchs.
Gegenüber dem Caishi-Fels am nördlichen Ufer des Yangtze befindet sich das Kloster Langya, ein weiteres bekanntes buddhistisches Kloster. Wie wir von unserem Reiseleiter Liu Nanchuan erfahren, war der religiöse Ort einst viel größer als heute:
"Der Ursprung des Langya-Klosters geht auf die Tang-Dynastie vor rund tausend Jahren zurück. Das Kloster ist bekannt, weil hier viele angesehene Mönche jahrelang meditiert haben. Ihre Blütezeit erlebte die Tempelanlage in der Qing-Dynastie. Während den Kriegen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde leider ein Großteil des Klosters zerstört. Zwar gab es danach einige Restaurierungsprojekte, trotzdem ist die heutige Tempelanlage nur noch rund einen Zehntel so groß wie während der Qing-Dynastie vor 300 Jahren."
Qiyun-Gebirge
Unsere Reise führt uns weiter in den Süden der Provinz Anhui, ins Qiyun-Gebirge. Qiyun bedeutet soviel wie "in die Wolken hinaufragen". Das Bekanntheitsgrad des Qiyun-Gebirges ist den taoistischen Klöstern und den Kalligraphien zu verdanken, die in den vergangenen Jahrhunderten auf seinen Felswänden hinterlassen worden sind.
Die Landschaft des Gebirges ist durch das rote Danxia-Gestein geprägt. In vielen Klöstern im Qiyun-Gebirge wird der taoistische Zhenwu-Kaiser verehrt. Der Zhenwu-Kaiser wird im Taoismus auch als der "Dunkle Krieger" bezeichnet. Er gilt als Gott aus dem Norden und ist fürs Wasser und für die Langlebigkeit zuständig.
Bereits in der Nördlichen Song-Dynastie vor rund 900 Jahren begannen Kalligraphen, ihre Kunstwerke in die Felswände des Gebirges zu meißeln. Die Tradition, die Felswände des Qiyun-Gebirges mit Inschriften zu verzieren, setzte sich bis zur Ming-Dynastie vor rund 500 Jahren fort. Die beste Sicht auf die überdimensionalen Felsinschriften hat man laut unserer Reiseleiterin Yang Lihui vom Hengjiang-Fluss aus:
"Der Hengjiang-Fluss schlängelt sich durch das Qiyun-Gebirge und durch die Felder und Dörfer, die am Fuß des Gebirges liegen. Am besten ist es, zwischen März und September auf einem Bambusboot den Hengjiang hinunterzufahren. Vom Boot aus hat man die beste Sicht auf die alten Felsinschriften."
Verfasst und übersetzt von: Lu Ming
Gesprochen von: Qiu Jing