Tief im Altai-Gebirge im Norden Xinjiangs verborgen, liegt ein mysteriöser Hochgebirgssee, der so genannte Kanas-See. Der Kanas-See, dessen Name auf mongolisch "schön und mysteriös" bedeutet, befindet sich im Kreis Burqin im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang. Im Jahr 1980 wurde im Gebiet Kanas ein Naturschutzgebiet mit einer Gesamtfläche von 5.588 Quadratkilometern eingerichtet, das an Russland, Kasachstan und die Mongolei grenzt. Die vielfältige Landschaft am Kanas-See ist vor allem aufgrund ihrer Ursprünglichkeit sehenswert, erzählt uns Zhao Yuxia von der Verwaltungskommission des Naturschutzgebiets:
"An diesem wunderschönen und mysteriösen Ort sind verschiedene Naturlandschaften zu sehen, darunter Gletscher, Frostböden, Flüsse, Wälder, Weiden und Seen. Auf einem Gedenkstein am Ufer des Kanas-Sees steht ein Zitat eines Umweltbeamten der Vereinten Nationen, der die Region im Jahr 1995 besucht hatte: „Das ist das letzte unerschlossene Gebiet der Welt. Seine Existenz beweist, dass die Menschheit einst unglaublich schöne Landschaften besaß."
Weitere Sehenswürdigkeiten in der Gegend um den Kanas-See sind die anliegenden schneebedeckten Bergen, die dichten Wälder, die bunten Schmetterlinge oder auch die wilden Blumen. Wie uns Frau Zhao erklärt, kann man in diesem Teil Chinas Pflanzen und Tiere finden, die für die südsibirische Fauna und Flora typisch sind. Rund 800 Pflanzen- und über 200 Tierarten, die man sonst nirgends in Xinjiang oder China finden kann, leben um den See herum. Die vielfältige Landschaft mit ihren Wäldern, Weiden, Seen und Flüssen ist von großem Wert für den Tourismus, die Wissenschaft, Geschichte und Kultur.
Der Kanas-See ist schon seit langer Zeit die Heimat der Tuwiner. Die Tuwiner sind eine alte Volksgruppe, die der mongolischen Nationalität angehört. Der Kanas-See ist das einzige Siedlungsgebiet dieser Jäger und Hirten in China. Insgesamt gibt es bloß drei Tuwiner-Dörfer. Die Tuwiner haben ihre ursprüngliche Lebensweise im Großen und Ganzen beibehalten. Am Seeufer kann man eines der aus Holzhütten bestehenden Dörfer besichtigen. Im Zuge der touristischen Entwicklung in den 1990er Jahren hat auch der Kontakt der Tuwiner mit der Außenwelt stetig zugenommen. Einige Familien haben ihre Holzhäuser in Herbergen umgebaut.
Um den Kanas-See ranken sich zahlreiche Mythen und Legenden. Einige davon berichten von einem Seeungeheuer, das Haustiere, die am Seeufer herumstreunten, ins Wasser gezogen und getötet hat. Das letzte Mal wurde das Ungeheuer angeblich am siebten Juni 2005 gesehen. Eine Touristengruppe aus Beijing will von ihrem Vergnügungsboot aus ein schwarzes, unbekanntes Objekt gesehen haben, das sich ganz schnell durchs Wasser bewegte. Die Touristen schätzten seine Länge auf rund 20 Meter. Ein Tourist filmte mit seiner Kamera die zwei Minuten dauernde Szene. Der staatliche chinesische Fernsehsender CCTV berichtete im Jahr 2006 in seiner Sendereihe Approaches to science darüber. Von Zhao Yuxia, die uns während der ganzen Tour begleitet, erfahren wir Näheres über das mysteriöse Seeungeheuer:
"Der Ort, wo das Monster angeblich auftauchte, heißt Erdaowan. An diesem Punkt ist das Wasser mit 188,5 Meter am tiefsten. Von hier aus nach Erdaowan dauert eine Fahrt mit dem Boot rund eine halbe Stunde."
Xiao Yong, ein Tourist aus der südwestchinesischen Provinz Yunnan, besucht den Kanas-See mit seiner Familie. Ihn beeindruckt vor allem die außergewöhnliche landschaftliche Schönheit:
"Meine ganze Familie ist auf der Reise mit dabei. Das Wasser hier ist nicht nur sehr grün, sondern auch ziemlich glasklar und besonders durchsichtig. Ich finde die Landschaft hier wundervoll. Es hat sich wirklich gelohnt, einmal hierher zu kommen. Ich plane, den Kanas-See im nächsten Herbst noch einmal zu besichtigen."
Die Monate Juni und September gehören zur besten Reisezeit für einen Ausflug an den Kanas-See. In dieser Zeit betragen die Temperaturen im Naturschutzgebiet zwischen 14,2 und 18,8 Grad Celsius. Aufgrund des wechselhaften Wetters können selbst an einem sonnigen Tag schnell Wolken am Himmel aufziehen, was zur Folge hat, dass es am späten Nachmittag und am Abend oft regnet. Jede Jahreszeit hat ihren Reiz am Kanas-See, meint Frau Zhao von der Verwaltung des Naturschutzgebietes. Sie heißt alle Touristen herzlich willkommen, den wunderschönen See im Altai-Gebirge in einem Tagesausflug zu besuchen oder einen längeren Urlaub in der Gegend zu machen:
"Im Frühling und Sommer blühen hier die Bäume und Blumen. Im September hält der Herbst Einzug und taucht die Landschaft in eine wundervolle, bunte Farbenpracht. Die Eiskristalle im Winter runden die vier wunderschönen Jahreszeiten am Kanas-See ab. Herzlich willkommen am Kanas-See."
Text: Huang Gang
Gesprochen: Huang Gang