Der weltberühmte Regisseur Zhang Yimou würde heute eventuell noch in einer Textilfabrik arbeiten, wenn nicht vor 30 Jahren die chinesische Reform und Öffnung begonnen hätte. Mittlerweile hat Zhang Yimou in den vergangenen zwei Jahrzehnten das chinesische Kino auf eine neue Stufe gehievt. Seine Filme machten ihn in der Welt berühmt und polierten das Image chinesischer Filme insgesamt kräftig auf. Vor kurzem konnte CRI-Reporterin Wu Xiaonü mit Zhang Yimou in der Beijinger Filmakademie über sein bisheriges Lebenswerk sprechen.
Zhang Yimou ist und war eine Ausnahmepersönlichkeit. Und auch ausnahmsweise wurde Zhang Yimou vor 30 Jahren von der Beijinger Filmakademie aufgenommen. Ein Moment, der Zhang Yimous Schicksal völlig umkrempelte:
"Noch heute bin ich der Filmakademie und meinen Lehrern sehr dankbar. Ich bin auch der Zeit, in der ich lebe, dankbar. Es wundert mich und auch meine Eltern sehr, warum es in unserer Familie, in der sonst niemand etwas mit Kunst zu tun gehabt hat, einen Regisseur gibt. Es muss also an der Zeit liegen, in der ich lebe, und die Gesellschaft, die mir die Chance, Film zu studieren, ermöglichte."
Damals vor Beginn seines Studiums vor 30 Jahren schuftete Zhang Yimou noch jeden Tag als Arbeiter in einer Xi'aner Textilfabrik. Heute ist bereits ein Großteil seiner ehemaligen Kolleginnen und Kollegen pensioniert.
Doch Zhang Yimous Geschichte fängt weit früher an. Er wurde in der nordwestchinesischen Stadt Xi'an geboren. Genau wie seine Altersgenossen musste er schwierige Zeiten durchleben. Als Jugendliche wurde er aufs Land geschickt, um auf dem Feld zu arbeiten. Danach fing Zhang Yimou in der Textilfabrik an. Er war von jeher ein fleißiger und wissensdurstiger Mensch. Er arbeitete hart und 1978 bestand er die Aufnahmeprüfung für die Beijinger Filmakademie. Die Aufnahmeprüfungsprozedur wurde erst kurz zuvor wieder eingeführt. Ein ehemaliger Mitstudent erinnert sich: Zhang Yimou sei damals der älteste und fleißigste in der Klasse gewesen.
Nach dem Studium fing Zhang Yimou 1982 als Kameramann im Guangxier Filmstudio an. Er bekam die Chance, in zwei Filmen die Kamera zu führen und dabei setzte er den beiden Streifen "Eins und Acht" und "Gelbe Erde" seinen ganz persönlichen Stempel auf. Die Filme verliehen dem chinesischen Kino auf Anhieb eine neue Vitalität. Insbesondere war das Publikum sehr vom Film "Gelbe Erde" beeindruckt, der eine Geschichte auf der Löß-Hochebene in Westchina schildert. Vor allem stachen dabei die kühne Komposition der Bilder und starke Farben hervor.
1987 konnte Zhang Yimou dann zum ersten Mal Regie führen im Film "Das Rote Kornfeld". Ein Jahr später wurde dieser Film bei der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Es war das erste Mal, daß ein chinesischer Film bei einem der vier großen internationalen Filmfestivals einen Preis einheimsen konnte. Ein Erfolg, der Zhang Yimou mit etwas Stolz erfüllt:
"Ich zähle zu denjenigen, die erst in der späteren Phase ihres Lebens erfolgreich sind. Ich führte das erste Mal Regie mit 37 Jahren und wurde im darauf folgenden Jahr mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet."
Seitdem befindet sich Zhang Yimou in der Blütephase seiner Karriere. Und für mehr als 20 Jahre hat er das Publikum jedes Jahr neu überrascht. Stetig bemüht sich Zhang Yimou, etwas Neues und Innovatives zu machen.
Zhang Yimou ist auch bei der ausländischen Presse sehr beliebt. Die amerikanische Zeitschrift "Entertainment Weekly" hatte ihn sogar zu einem der 20 zeitgenössischen Top-Regisseure der Welt gewählt. Und das will schon etwas heißen, denn bevor Zhang Yimou die Welt des Films betrat, war kein einziger chinesischer Film im Ausland bekannt. Zhang Yimou hat den chinesischen Film revolutioniert.
Filmkritiker meinen gar, dass Zhang Yimou schon immer ein Bahnbrecher für den chinesischen Film gewesen sei. Seine Streifen haben viel Charakter und sind voller Fantasie. Er blickt immer aus einem besonderen Winkel auf die Gesellschaft und das Leben der Menschen. Zhang Yimou hegt dabei einen großen Respekt vor seinem Berufzweig. Er sagt, er genieße es, Filme zu drehen:
"Wir streben weder nach Ruhm noch nach Geld. Getrieben werden wir durch die große Liebe zum Film. Ich habe aus Dankbarkeit Antriebskraft geschöpft. Ich bin der Zeit und dem Schicksal sehr dankbar. Ich muss deshalb gewissenhaft arbeiten und darf keinesfalls Zeit verschwenden, denke ich."
Anders als seine Filme ist Zhang Yimou ein ruhiger und eher zurückhaltender Mensch, was er, wie er sagt, von seinem Vater geerbt hat.
Ein besonderes Projekt für Zhang Yimou war es, Regie für die Eröffnungs- und Abschlussfeier der Olympischen Spiele 2008 in Beijing zu führen. Mit dem Spektakel hat er auf besondere Weise die chinesische Kultur dem weltweiten Publikum vorgestellt. Sein Können hat dabei großen Anklang im In- und Ausland gefunden. Trotz all des Zuspruchs bleibt Zhang Yimou ein bescheidener Mensch:
"Mir ist der Erfolg nie zu Kopf gestiegen. Denn ich finde, es ist der Zeit zu verdanken. Die hat mir diese einmalige Chance gegeben. Es wäre unvorstellbar gewesen, die Olympischen Spiele auszurichten, wenn China nicht so entwickelt gewesen wäre. Da ich die harten Zeiten erlebt habe, schätze ich umso mehr all die Möglichkeiten, die ich jetzt erhalten habe. Ich bin ein Glückspilz, finde ich auch noch heute."
Nach den Olympischen Spielen machte Zhang Yimou erstmal Urlaub. Doch derzeit arbeitet er bereits an seinem neuen Film. Der Name und die Geschichte des Films bleiben aber noch geheim. Allerdings plant Zhang Yimou, noch in diesem Jahr das Publikum mit dem neuen Streifen zu überraschen.
Verfasst von: Wu Xiaonü
Übersetzt von: Xiao Lan
Gesprochen von: Zhu Liwen