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Palast in Shenyang
  2007-08-28 14:30:59  cri
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Text von Christoph Limbrunner

Sicherlich, der Kaiserpalast in Shenyang, der Hauptstadt der nordostchinesischen Provinz Liaoning, erinnert in seiner Gesamtheit schon sehr an die Verbotene Stadt in Beijing. Doch neben der geringeren Größe sind es vor allem die architektonischen Feinheiten, die diese Palastanlage von der in der chinesischen Hauptstadt unterscheidet. Und das sicher nicht zu ihrem Nachteil! Folgen Sie uns also zu einem kleinen Ausflug in den Kaiserpalast in Shenyang.

Shenyang ist heute das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum Nordostchinas, und von 1625 bis 1644 war es sogar die Hauptstadt des damaligen Staates der Mandschuren. Aus diesem Grund steht dort auch der einzige kaiserliche Palast in China außerhalb Beijings. Der Direktor des Palastmuseums von Shenyang, Herr Wu Bin, weiß mehr dazu:

"Der Kaiserpalast in Shenyang ist einer der beiden besterhaltensten Palastkomplexe Chinas. Der andere ist die Verbotene Stadt in Beijing. Der Bau dieses Palastes begann im Jahre 1625. Der Mandschu-Herrscher Aisin-Gioro Nurhachi hatte zuvor seine Hauptstadt von Liaoyang nach Shenyang verlegt. Nach Nurhachis Tod 1626 ordnete sein Sohn Huangtaiji an, den Palast weiter auszubauen. Dieser Ausbau wurde 1636 abgeschlossen. Huangtaiji rief in diesem Palast die Gründung der Qing-Dynastie aus. 1644 haben die Truppen der Mandschuren die Kaiserstadt Beijing erobert, und die Mandschu-Herrscher haben die Hauptstadt der Qing-Dynastie nach Beijing verlegt."

Nach dieser kurzen Erläuterung über die Entstehungsgeschichte des Kaiserpalastes in Shenyang erzählt uns Herr Wu Bin auch einiges über die kürzere Vergangenheit der Palastanlage.

"Während der Regierungsperiode von Kaiser Qianlong hat man den Palast in Shenyang umfassend renoviert und ausgebaut. So wurden beispielsweise einige Hallen zusätzlich errichtet. Vom Beginn der Bauarbeiten bis zum letzten Ausbau vergingen 150 Jahre. Heute stehen in der Palastanlage 114 Gebäude mit mehr als 500 Zimmern. Nach dem Sturz der Qing-Dynastie hat man den Palast zum Nationalen Nordost-Museum umgebaut. Es ist heute eines der ältesten Museen Chinas und das erste nationale Museum in Nordostchina. Seit 1961 steht der Palast unter nationalem Kulturdenkmalschutz, und 2004 wurde der Palast in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen."

Was nun diesen Palastkomplex von dem in Beijing unterscheidet, kann wiederum Herr Wu Bin als Leiter des Palastmuseums von Shenyang sicher am besten erklären:

"Der Palast hat eine Fläche von 60.000 Quadratmetern, er ist somit viel kleiner als die Verbotene Stadt in Beijing. Und die Architektur dieses Palastes ist deutlich vom Stil der Mandschuren und Mongolen geprägt."

Spaziert man dann durch diese herrliche Palastanlage, so kann man die eben erwähnten mandschurischen und mongolischen Einflüsse deutlich erkennen. Vor allem die Drachenfiguren an den Dächern der einzelnen Bauten, aber auch die mandschurischen Schriftzüge, die neben chinesischen Zeichen über den Eingängen der jeweiligen Gebäude stehen, fallen dem Besucher sofort ins Auge. Genaueres dazu kann uns unsere Reiseleiterin Li Yuanyuan am Beispiel der Dazheng-Halle, der Audienzhalle von Nurhachi, erzählen:

"Das Dach der Dazheng-Halle ist mit acht Figuren von mongolischen Kämpfern verziert. Die Dazheng-Halle ist in der Tat ein Pavillon mit acht Seiten. Die Ziffer Acht symbolisiert die acht Banner, also die acht Stämme der Mandschuren."

Es macht wirklich Spaß, mit solch einer kompetenten Führung den Kaiserpalast in Shenyang zu erkunden, und gerne lauschen wir den weiteren Ausführungen unserer Reiseleiterin:

"Vor dem Thron in der Dazheng-Halle stehen zwei Kerzenhalter in Form von Kranichen. Diese Vögel sind in der chinesischen Kultur ein Symbol für Langlebigkeit. Die Kerzenhalter wurden somit vom Mandschu-Herrscher als ein Zeichen für seine andauernde Macht angesehen. 1643 bestieg der sechsjährige Fulin hier in der Dazheng-Halle den Thron. Ein Jahr später ordnete der junge Herrscher seinem Onkel an, nach Süden zu marschieren, um das dortige Land zu erobern. Im selben Jahr zogen die Truppen der Mandschuren in die Kaiserstadt Beijing ein."

Es beschleicht einem schon ein etwas erhabenes Gefühl, an solch einem historisch bedeutendem Ort zu sein, doch damit nicht genug: spaziert man weiter durch den Kaiserpalast in Shenyang, so weiß Reiseleiterin Li Yuanyuan noch weitere geschichtliche Tatsachen zu erzählen:

"Der Weg in der Mitte hier heißt „Der kaiserliche Weg". Ihn durfte während der Qing-Dynastie nur der Kaiser betreten. Die Halle da vorne heißt Chongzheng-Halle. In dieser Halle verrichtete der Kaiser Huangtaiji seine täglichen Pflichten."

Wenn man bisher noch nicht von diesem Palast beeindruckt war, so ist man es spätestens jetzt: Wann besichtigt man schon einmal den ehemaligen Arbeitsplatz eines Kaisers? Li Yuanyuan dazu:

"Der Thron und der Wandschirm dahinter sind von goldener Farbe - eine Farbe, die früher nur der Kaiser benutzen durfte. An beiden Seiten des Throns stehen zwei Elefanten-Statuen. Jeder Elefant trägt auf seinem Rücken eine Vase, in China ein Symbol für Frieden."

Betrachtet man abschließend noch einmal in Ruhe die Palastanlage, so merkt man auch im Gespräch mit anderen Touristen, dass man nicht der einzige Begeisterte ist. Herr Li aus der Inselprovinz Taiwan etwa sagt:

"In meinen Augen gibt es sehr große Unterschiede zwischen dem Palast in Shenyang und der Verbotenen Stadt in Beijing. Die Gebäude in Shenyang haben viele architektonische Prägungen der Mandschuren. Ich bin sehr beeindruckt, wenn ich daran denke, dass man vor 300 oder 400 Jahren schon so große Anlagen bauten konnte."

Duncan McGregor aus Schottland meint:

"Es ist ein wunderbares Erlebnis, den Palast in Shenyang zu erkunden. Man besichtigt die Architektur und versteht mehr von der chinesischen Kultur. Dabei kann man die Geschichte Chinas besser verstehen."

Und auch Herrn Ko Kwang Su aus Südkorea muß man Recht geben, wenn er sagt:

"Die Anlage in Shenyang ist viel kleiner als die in Beijing. Aber der Palast hier verfügt über viele Einflüsse der Mongolen und Mandschuren. Dies ist vor allem an der Audienzhalle von Nurhachi erkennbar."

Man kann als Besucher nur die Eindrücke der anderen Touristen teilen: der Rundgang des Kaiserpalastes in Shenyang ist ein wirkliches Erlebnis und bietet einen echten Einblick in die chinesische Geschichte!

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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