Wir fahren vom Xi'aner Flughafen in die Innenstadt der westchinesischen Stadt Xi'an. Unweit der Autobahn sieht man zwei Hügel. Es handelt sich dabei um das 2.100 Jahre alte Hanyang-Mausoleum. Im März 2006 öffnete ein 7.800 Quadratmeter großes Museum seine Pforten. Das Museum, in das man 100 Millionen Yuan investiert hat, soll die archäologischen Kostbarkeiten aus dem Hanyang-Mausoleum präsentieren.
Im Hanyang-Mausoleum haben der Kaiser Liu Qi, der in der Han-Dynastie vor mehr als 2000 Jahren lebte, und seine Kaiserin die ewige Ruhe gefunden. Während der Herrschaft Liu Qis befand sich die Han-Dynastie in ihrer Blütezeit. Der Bau des Mausoleums begann im Jahre 153 vor Christus. Vor über 15 Jahren haben chinesische Wissenschaftler mit umfangreichen archäologischen Arbeiten an dem Hanyang-Mausoleum begonnen. Es handelt sich um die bisher umfangreichste und wichtigste archäologische Arbeit an einem kaiserlichen Mausoleum. Der Kurator des Museums Wu Xiaocong sagt uns, dass das Mausoleum eine riesige Schatzkammer sei, durch die man die Kultur vor 2.100 Jahren gut verstehen könne:
"Das Hanyang-Mausoleum steht unter staatlichem Denkmalschutz. Die Chance besteht, dass das Hanyang-Mausoleum und andere kaiserliche Mausoleen der Westlichen Han-Dynastie in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen werden."
Das Hanyang-Mausoleum nimmt eine Fläche von 20 Quadratkilometern ein. Rund um den Hügel, in dem der Sarkophag des Kaisers aufbewahrt ist, existieren mehr als 190 Gruben, in denen sich Totenbeigaben befinden. 81 dieser 190 Gruben stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem kaiserlichen Begräbnis und sind daher von dem Wert der Beigaben her höher angesiedelt als die anderen. Zu den Totenbeigaben gehören vor allem Tonfiguren von Kriegern, Hofmädchen, Mandarinen sowie aus Ton hergestellte Tiere und Pferdekutschen.
Die Hallen des Mausoleums befinden sich ausschließlich unter der Erde. Schon vor über 2.000 Jahren wurde eine hochmoderne Technik angewandt, damit die Hallen gleichmäßig vorteilhaft temperiert blieben und dass auch die Feuchtigkeit ein gewisses Level nicht überschreitet. Besucher können durch einen unterirdischen Glaskorridor in den Gruben die Totenbeigaben besichtigen.
In den Gruben werden einige Tonfiguren ausgestellt, die keine Arme haben und nackt sind. Man erzählt uns, dass die Figuren ursprünglich Kleider trugen und mit beweglichen Holzarmen versehen waren, als man sie dort aufstellte. Durch die lange Zeit jedoch verfaulten die Holzarme und die Kleidungen.
Neben den Figuren von Kriegern und Hofmädchen sind auch aus Ton geformte Tiere zu sehen. Eine Ziege zum Beispiel sieht so lebensecht aus, man hat sogar ihren Bart nicht vergessen. Es gibt aber auch noch Hunde und Schweine zu bewundern.
Der Archäologe der Peking-Universität Li Li vertritt die Meinung, dass man das Museum noch ausbauen sollte, damit man sich künftig in diesem Museum noch besser über die Kultur der Westlichen Han-Dynastie informieren kann:
"Man sollte in Zukunft die archäologischen Arbeiten hier fortsetzen und das Museum ausbauen. Man kann auch die Kulturgüter der Westlichen Han-Dynastie, die man in der Provinz Shaanxin ausgegraben hat, in diesem Museum präsentieren. Das Museum kann zu einer Hochburg werden, wenn es darum geht, die Kultur und die Geschichte der Westlichen Han-Dynastie zu zeigen."
Duan Jin versteht durch ihren Besuch des Museums die chinesische Zivilisation vor rund 2.000 Jahren nun sehr viel besser. Sie sagt uns:
"Im Museum des Hanyang-Mausoleums wird die chinesische Kultur vor 2.000 Jahren sehr gut aufbewahrt. Ich bin erstaunt, so viele Exponate hier zu sehen. Bereits in der Han-Dynastie erreichte die Technik zur Herstellung von Tonfiguren und auch die Architektur einen recht hohen Stand. Viel mehr Menschen sollen sich darüber informieren. Ausländische Besucher können durch den Besuch des Museums unsere Kultur besser verstehen."
Reisetipps:
Nach dem Rundgang in den unterirdischen Ausstellungshallen kann man wieder nach oben fahren und die Ruinen des Südlichen Wachturms und der Ahnenhallen für den Kaiser besichtigen. Man kann die Arbeit der Archäologen an einem Simulationsfundort erleben. Und zum Schluss sollte man das kaiserliche Gehege besichtigen, in dem früher Hirsche gezüchtet wurden. Der Eintritt in das Museum kostet in der Nebensaison rund 6,50 Euro und in der Hochsaison etwa 9 Euro.