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Das Rote Kliff in Ezhou
  2007-02-06 10:58:39  cri
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Der Yangtze ist mit 6.300 Kilometern der längste Fluss Chinas. Er bildete in früheren Zeiten eine fast unüberwindbare Barriere zwischen Nord- und Südchina. Das gesamte Einzugsgebiet des mächtigen Flusses war somit für militärische Strategen von außerordentlicher Bedeutung. Wer einige wichtige Stellen im Einzugsgebiet des Yangtze unter seiner Kontrolle hatte, dem war der siegreiche Marsch weiter nach Süden frei.

Chibi, das Rote Kliff in der Ortschaft Ezhou in der zentralchinesischen Provinz Hubei, ist eine der Stellen am Yangtze, die für Truppen von großer Wichtigkeit waren. Während der Zeit der Drei Reiche vor rund 1.800 Jahren ereignete sich vor Chibi eine blutige Schlacht zwischen den Truppen des Reiches Wei und der Truppenallianz der Shu und der Wu. Diese Schlacht war ein Wendepunkt für die zahlenmäßig schwächere Allianz aus Shu und Wu. Die Wei-Truppen kamen ans nördliche Ufer des Yangtze und wollten übersetzen, um die beiden südlich des Flusses liegenden Reiche zu erobern. Die Strategen der Allianz entwickelten gemeinsam eine Taktik, um die feindlichen Truppen des Reiches Wei zu Verlierern zu machen. Sie verleiteten die Soldaten aus dem Norden dazu, ihre Boote miteinander zu verbinden. In einer windigen Nacht steckte die Allianz die verbundenen Boote dann in Brand, und die Truppen der Wei mussten eine bittere Niederlage hinnehmen. Binnen kurzer Zeit wurde ihr Vorhaben, die zwei im Süden liegenden Reiche zur Kapitulation zu zwingen und das chinesische Reich wieder zu vereinigen, vernichtet.

Seitdem wird das Rote Kliff als eine militärisch wichtige Stelle am Yangtze betrachtet. Dazu erklärt unser Reiseleiter Wang Linxiang:

"In der Nähe des Roten Kliffs stehen Gebirge. Es gibt einen großen See nördlich des Kliffs und südlich davon ist der Yangtze. All dies macht das Rote Kliff zu einem wichtigen militärischen Punkt. Das Rote Kliff war lange der einzige Ort am Yangtze, an dem man vom nördlichen Ufer zum südlichen Ufer des Flusses gelangen konnte. Vor einigen Jahrhunderten konnte man an anderen Orten mit den primitiven Verkehrsmitteln den Yangtze auf keinen Fall überwinden."

Einige Jahrhunderte später besichtigte ein degradierter Mandarin das legendäre Chibi-Kliff. Er hieß Su Shi. Su war ein Multitalent. Er ist Autor vieler klassischer Gedichte und Prosatexte, war ein gefeierter Kalligraph, Maler und guter Koch. Als Politiker sprach er sich gegen die Reformen des damaligen Premierministers Wang Anshi aus und verlor dadurch die Gunst des Kaisers. 1080 kam also Su Shi als ein degradierter Mandarin nach Huangzhou, dem heutigen Huanggang. Die Flusslandschaft hat ihm so gefallen, dass er nach seinem Dienst immer mit Freunden am Flussufer spazieren ging. Im Jahr 1082 schrieb Su Shi seine zwei bekanntesten Rhapsodien über das Rote Kliff, die Vordere Chibi-Rhapsodie und die Hintere Chibi-Rhapsodie. Zu dieser Geschichte erzählt uns Reiseleiter Wang Linxiang:

"Su Shi hatte plötzlich mehr Freizeit, als er als degradierter Mandarin nach Huangzhou kam. Und die verbrachte er meistens mit seinem Sohn oder mit Freunden zusammen, um die Flusslandschaft des Yangtze zu genießen. Er interessierte sich auch für Geschichte und sammelte von den einheimischen Erzählungen über die Schlacht zwischen dem Reich Wei auf der einen Seite und der Allianz auf der anderen Seite. Der Schriftsteller versank regelrecht in den Geschichtsbüchern, um die bekannte Schlacht zu studieren. Er schrieb dazu im Jahre 1082 zwei Rhapsodien, in denen er den mächtigen Strom und das majestätische Kliff anschaulich beschrieb und in denen er auch seine Trauer als degradierter Mandarin zum Ausdruck brachte."

Wie der Name verrät, ist das Kliff rot. Vor einigen Jahren stellte ein Forschungsteam fest, dass das Gestein des Kliffs aus rotem Danxia-Gestein besteht. Das Gestein ist bis zu 465.000 Jahre alt. Und die Felsen sind kahl, so dass darauf keine einzige Pflanze wächst. Auf dem Kliff stehen jedoch rund 20 Kulturdenkmäler. Das erste Gebäude errichtete man während der Westlichen Jin-Dynastie in der Zeit zwischen dem dritten und vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Das Gebäude hieß Hengjiang-Guan, also "die den Fluss überquerende Halle". Man baute die Hengjiang-Guan, um an die legendäre Schlacht während der Periode der Drei Reiche zu erinnern.

In den darauf folgenden Jahrhunderten baute man immer mehr Gebäude auf dem Roten Kliff. Während der Song-Dynastie vor etwa 800 Jahren wurde das Rote Kliff mit seinen vielen Gebäuden zu einem begehrten Reiseziel. Ein großer Teil der Gebäude galt als Denkmäler dafür, dass auch kleinere Staaten mit Mut und vor allem mit Intelligenz übermächtige Feinde zurückschlagen und die Oberhand gewinnen können. Über die Gebäude auf dem Roten Kliff erzählt unser Reiseleiter Wang Linxiang:

"Vielen Chinesen ist das Rote Kliff nicht wegen der ehrfurchterregenden Flusslandschaft, sondern viel mehr wegen der berühmten Schlacht und wegen des bekannten Schriftstellers Su Shi bekannt. Man baute fast in jeder Dynastie seit dem 4. Jahrhundert neue Gebäude, um an die berühmte Schlacht und an den gefeierten Schriftsteller zu erinnern. Man kann sagen, ohne diese Schlacht wäre das Rote Kliff nicht das Reiseziel, das es heute ist."

Da die meisten Gebäude aus Holz konstruiert wurden, konnten sie Kriege und Brände nicht überstehen, zumal das Rote Kliff in der Vergangenheit immer ein hart umkämpfter Ort am Yangtze war. Im Laufe der Geschichte wurden die Gebäude somit auch mehrmals zerstört und dann wieder aufgebaut. Während der Nördlichen Song-Dynastie vor rund 800 Jahren wurde ein großer Teil der Gebäude im Krieg zwischen den kaiserlichen Truppen und dem Heer des Nomadenvolks zerstört. In der Ming-Dynastie vor rund 600 Jahren wurden die Gebäude wieder aufgebaut. Die Türme und Hallen auf dem Kliff, die wir heute besichtigen können, stammen meistens aus der Qing-Dynastie vor 120 Jahren.

Heute ist das Rote Kliff das bekannteste Reiseziel der Stadt Ezhou. Man erklimmt das Rote Kliff und wirft von oben einen Blick auf den vorbeiströmenden Yangtze. Der Rundgang auf dem Kliff zwischen den verschiedenen Gebäuden wirkt dann wie eine Zeitreise einige Jahrhunderte zurück. Die Schlacht von vor rund 1.800 Jahren wird quasi wieder lebendig. Man wird automatisch an die Helden erinnert, die mit Mut und Intelligenz den übermächtigen Feind besiegten.

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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