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Qikou: Die Geschichte des Wassertransports auf dem Gelben Fluss
  2009-01-13 16:53:20  cri
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Der 78-jährige blinde Balladenkünstler Zhang Shuyuan trägt eine Ballade über die Ortschaft Qikou vor. Heute hat kaum jemand von der jüngeren Generation von Qikou gehört. Die Ballade erweckt daher unser Interesse für eine Erkundungstour auf dem Gelben Fluss, um Näheres über Qikou zu erfahren.

Noch beim ersten Anblick unterscheidet sich die Ortschaft kaum von ihren Nachbargemeinden am Mittellauf des Gelben Flusses. Doch in jeder Gasse und in jedem Hof in Qikou steckt ein 200 Jahre langer Traum. Wer über die Blütezeit Qikous in der Qing-Dynastie vor rund 200 Jahren Bescheid weiß, wird enttäuscht sein, wenn er die Flaute im heutigen Qikou mitbekommt. Der Forscher Ma Zhichao erzählt uns von der Gründung einer wichtigen Transportanlegestelle:

"In der Mitte der Qing-Dynastie vor rund 300 Jahren kam es oft zu Aufständen der nationalen Minderheiten. Die Transportwege in den Nordwesten des Reiches wurden durch diese Kriege bedroht. Man entschied sich daher, per Boot, statt auf dem Landweg, Güter zu transportieren. Der Gelbe Fluss war eine wichtige Verkehrsader. Am Mittel- und Unterlauf des Gelben Flusses entstanden in dieser Zeit mehrere Anlegestellen. Qikou war eine der wichtigsten Drehscheiben."

Qikou liegt am Fuße des Wohu-Berges und am Gelben Fluss. Fährt man von Qikou aus los und überquert den Strom, erreicht man die benachbarte Provinz Shaanxi. Geographisch gesehen liegt Qikou genau an der Stelle, die Nordwestchina mit dem zentralen chinesischen Flachland verbindet. Man brachte früher Pelze und Heilkräuter aus Nordwestchina auf dem Wasserweg nach Ostchina. Salz, Seide und Tee wurden hingegen stromaufwärts in den Nordwesten transportiert. Durch den regen Handel und Transport entstanden mehrere Handelsdynastien. Wang Hongting beschäftigt sich mit der Erforschung der Geschichte Qikous. Er erzählt:

"Etwa ein Kilometer von der Anlegestelle entfernt liegt das Dorf Xiwan. In diesem Dorf gab es einen Feudalherrn. Er besaß während der Blütezeit Qikous ein großes Geschäft. Seine Angestellten transportierten Getreide aus Suiyuan, Ningxia und Baotou nach Zentralchina. Durch den Transport und den Handel konnte der Feudalherr viel Geld verdienen. Binnen kurzer Zeit wurde er eine einflussreiche Person in Qikou und in der benachbarten Region."

Dieser Feudalherr ist nur ein Beispiel für die Erfolgsgeschichte in Qikou. In historischen Dokumenten heißt es, an der Anlegestelle konnten täglich einige hundert Boote halten. Mehr als 2.000 Menschen waren in Qikou als Dockarbeiter beschäftigt. Jährlich wurden dort zigtausend Tonnen Güter umgeladen. 3.000 Pferde und Kamele kamen an der Anlegestelle zum Einsatz.

Die dank des Wassertransports blühende Wirtschaft lässt sich auch an den vielen Luxuswohnhöfen in Qikou erkennen. Die Kaufleute investierten ihr Geld in erster Linie nicht in den Ausbau ihrer Geschäfte, sondern in den Bau von Luxuswohnhöfen. Lijiashan ist ein Beispiel dafür.

Genau gesagt ist Lijiashan kein Hof, sondern eine Burg auf einem Berghang. In dieser Burg wohnte die Sippe Li. Der Forscher Wang Hongting:

"Lijiashan wird auf allen vier Seiten durch hohe Mauern von der Außenwelt abgetrennt. Die Burg liegt auf dem Berghang und hat nur einen Eingang. Im Inneren wird die Siedlung durch fünf Gassen in mehrere Höfe gegliedert. Die Höfe sind durch verwinkelte Gassen miteinander verbunden. Die Burg ist wie ein Labyrinth angelegt, und man kann von jedem Hof aus fast jeden anderen Platz erreichen. Die Gassen in der Burg sind nicht flach und horizontal, sie sind steil, damit eine eventuelle Flut abgeleitet wird, weil die Burg eben auf einem Berghang liegt."

Heute besuchen viele Künstler und Architekten die Burg Lijiashan. Sie wollen sich von der Dekoration an den Häusern und von der Siedlungsplanung inspirieren lassen.

Doch die Blütezeit von Qikou dauerte nicht lange. Im Zweiten Weltkrieg wurde Qikou von japanischen Truppen besetzt. Anfang 1942 haben die japanischen Aggressoren Qikou erneut schwer zugesetzt. Im nahegelegenen Dorf Xiwan waren japanische Soldaten vier Wochen stationiert, und während dieser Zeit gingen viele wertvolle Gebäude in Flammen auf.

Der Krieg beschleunigte den Untergang der Handelsdynastien in Qikou. Aufgrund der schnellen Entwicklung des modernen Transportwesens geriet Qikou Mitte des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit. Der Forscher Zhang Min:

"Der Aufstieg Qikous ist dessen geographischer Lage zu verdanken. Aufgrund bestimmter historischer Umstände brauchte man eine Anlegestelle am Mittellauf des Gelben Flusses. Im regen Wassertransport erlebte Qikou eine Blütezeit. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Ortschaft zum Teil zerstört, und seit Mitte des 20. Jahrhunderts baut man immer mehr Eisenbahnlinien und Autobahnen. Der Wassertransport schrumpfte zusehends. Es gibt aber auch einen anderen Grund: die Transportfirmen in Qikou waren vor allem Familienbetriebe. Den nachfolgenden Generationen fehlte oft der Unternehmergeist."

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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