An der zweiten nationalen Ausstellung über die traditionelle chinesische Malerei zog ein großes Bild die Aufmerksamkeit der zahlreichen Besucher auf sich:
"Die Farbwahl des Bildes ist perfekt. Die Person im Bild wurde nicht nur wunderschön, sondern auch lebensecht dargestellt. Die Tanzbewegungen des uigurischen Mädchens wirken sehr graziös. Das Bild ist wirklich toll!"
Das Bild, über das so viele Ausstellungsbesucher staunten, wurde von Tuerdi-Yiming gemalt. Tuerdi-Yiming gilt momentan als erfolgreichster uigurischer Maler in Xinjiang im Bereich der traditionellen chinesischen Malerei. Er wurde im Jahr 1951 in Kaschgar geboren. Schon als kleiner Junge interessierte er sich fürs Malen. Im Alter von 14 Jahren wurde er von der Kunstschule Xinjiang aufgenommen. 1972 bestand Tuerdi-Yiming die Aufnahmeprüfung für die Zentrale Nationalitäten-Universität in Beijing. Eigentlich wollte der talentierte Künstler aus Xinjiang an der Uni die Ölmalerei studieren. Sein Professor riet ihm jedoch, die traditionelle chinesische Malerei zu erlernen und ein uigurischer Maler in diesem Bereich zu werden. Trotz anfänglicher Skepsis folgte Tuerdi-Yiming dem Rat seines Dozenten.
Gedichte, Widmungen und das Siegel des Künstlers sind unentbehrliche Bestandteile der traditionellen chinesischen Malerei. Die traditionelle chinesische Malerei ist eine künstlerische Kombination aus Poesie, Kalligraphie, Malerei und Siegelschnitzerei. Ein umfassendes künstlerisches Allgemeinwissen ist daher die Voraussetzung für die Tätigkeit im Bereich der traditionellen chinesischen Malerei. Schon vor dem Beginn des Malens überlegt sich der Künstler normalerweise, welche Verse er schreiben, welche Schriftart er wählen und an welcher Stelle des Bildes er sein persönliches Siegel anbringen soll. Während die Verse eine ergänzende und ausgleichende Rolle für die künstlerische Konzeption und die Komposition des Bildes spielen, bildet die rote Farbe des Siegels einen starken Kontrast zur schwarzen und weißen Farbe des Bildes. Die Integration von Versen, Kalligraphie, Bild und Siegelabdruck in ein einzelnes Kunstwerk ist eine sehr wichtige Besonderheit der chinesischen Malerei.
Das Erlernen der traditionellen chinesischen Malerei stellte für Tuerdi-Yiming, der von klein auf von der uigurischen Kultur geprägt wurde, eine große Herausforderung dar:
"Damals sprach ich ziemlich schlecht Hochchinesisch. Ich beherrschte die Alltagssprache nur ein wenig. Meine Mitkommilitonen waren alle Han-Chinesen. Von dem, was der Lehrer in der Klasse sagte, verstand ich praktisch nichts. Glücklicherweise hat mein Lehrer mich sehr geduldig unterrichtet. Neben der Sprache musste ich auch noch andere Dinge lernen, wie zum Beispiel die Geschichte der traditionellen chinesischen Malerei, die dazugehörige Kunsttheorie sowie verschiedene Volkskünste. Um die Bedeutung der chinesischen Malerei besser verstehen zu können, reiste ich an verschiedene Orte."
Nach dem Studium an der Zentralen Nationalitäten-Universität in Beijing kehrte Tuerdi-Yiming in seine Heimat Kaschgar zurück, wo er elf Jahre lang als Zeichenlehrer an der Pädagogischen Hochschule unterrichtete. Li Zhuo beschreibt seinen Kollegen Tuerdi-Yiming folgendermaßen:
"Der Charakter von Tuerdi gleicht seinem Bild. Die Figuren, die von ihm in seinem Bild gemalt wurden, sehen meistens sehr schlicht aus, genauso schlicht ist sein Charakter. In meinen Augen ist Tuerdi nicht nur ein einfacher und freundlicher Mensch, sondern auch ein talentierter und intelligenter Maler. Ohne Begabung kann man in der traditionellen chinesischen Malerei keine Erfolge erzielen."
Soweit, liebe Hörer, unser Beitrag über den uigurischen Maler Tuerdi-Yiming aus Xinjiang, der sich der traditionellen chinesischen Tuschemalerei verschrieben hat. Zum Abschluss noch einmal unsere heutige Quizfrage: Wie viele Jahre hat Tuerdi-Yiming als Zeichenlehrer an der Pädagogischen Hochschule in Kaschgar gearbeitet?
Text und Bearbeitung: Huang Gang
Gesprochen von: Xiao Lan