Liebe Hörer, wissen Sie, wo sich Chinas einzige Schutzzone für Meeresschildkröten befindet und was man dort für diese vom Aussterben bedrohten Tiere macht? Ein Reporterteam von Radio China International hat kürzlich diese unter staatlichem Schutz stehende Zone besucht. Sie befindet sich am südlichen Meeresstrand des Kreises Jidong in der südchinesischen Provinz Guangdong. Es handelt sich um eine halbmondförmige Bucht mit einer Ausdehnung von 1.400 Hektar. Schon seit langer Zeit ist die Bucht ein traditioneller Laichplatz für Meeresschildkröten. Gleich mehr dazu im unseren Bericht:
In der Naturschutzzone wurde unseren Reportern berichtet, dass man dort 30 ausgewachsene Schildkröten, die verletzt oder erschöpft aufgegriffen wurden, pflegt und wieder aufpäppelt. Aber auch der Nachwuchs wird versorgt: In kleinen Wassereimern oder bunten Waschkübeln schaukelten insgesamt knapp 50 der etwa handtellergroßen Reptilien aufgeregt umher - offensichtlich hat das Rauschen und der Wind vom nahe gelegenen Meer Fernweh in ihnen geweckt.
Das gemäßigte subtropische Monsunklima und die günstige geologische Lage machen die Naturschutzzone am südlichen Fuß des Daxingshan-Berges auf der Nianping-Halbinsel seit alters her zu einem optimalen Habitat für Meeresschildkröten. Jedes Jahr zwischen Juni und September gehen sie an Land und legen hier ihre Eier in den warmen, weichen Sand.
Gegenüber unserem Sender erklärt Yang Zhenkou, Leiter der Abteilung für Ressourcen und Umwelt der Naturschutzzone:
"Die Brutzeit für Meeresschildkröten liegt zwischen Juni und September. Nach einer langen Laichwanderung gehen die Schildkröten gruppenweise an Land und legen hier ihre Eier. Dies machen sie immer in der tiefen Nacht. In dieser Jahreszeit dürfen Touristen auf keinen Fall den Strand betreten. Jeden Abend patrouillieren unsere Mitarbeiter, bis es wieder hell wird."
Das Ziel dieser Kontrollgänge ist, die Eier zu markieren und deren Sicherheit zu garantieren. Manche Eier werden von den Mitarbeitern zurückgebracht und in Inkubatoren gelegt. Weil viele frisch ausgebrütete Schildkröten schwer im weiten Meer überleben können, da sie von Großfischen gefressen werden könnten, werden die jungen Reptilien ein Jahr lang von Mitarbeitern der Schutzzone sorgfältig gepflegt. Erst dann schickt man sie auf ihre lange Seereise in die Ferne.
Unter den 13 Festangestellten der Schutzzone gibt es einen Mitarbeiter mit Doktor- und mehrere Mitarbeiter mit Master-Abschluss. Die meisten Mitarbeiter haben einen Bachelor-Abschluss. In den vergangenen Jahren haben sie eine Reihe von Forschungsprojekten erfolgreich durchgeführt, darunter zwei Projekte vom Weltnaturfond. Die Schutzzone pflegt einen intensiven Austausch mit dem Ausland. Jedes Jahr nehmen Verantwortliche und Forscher der Schutzzone an der Weltkonferenz zum Schutz von Meeresschildkröten teil. Yang Zhenkou berichtet:
"In den letzten Jahren haben wir verschiedene Projekte durchgeführt. Sogar mit DNA-Forschungen haben wir uns beschäftigt. Wir arbeiten außerdem mit der chinesischen Akademie der Wissenschaften und mit dem Südchinesischen Forschungsinstitut für vom Aussterben bedrohte Tierarten zusammen. Zum Beispiel nutzen wir Satelliten, um Testversuche im Meer zu unternehmen."
Im September 2008 wurde in der Schutzzone ein neuer historischer Rekord gebrochen. Es wurden sechs Scharen an Schildkröten ausgebrütet. Die Erfolgsrate liegt im Durchschnitt bei 95 Prozent. Yang Zhenkou sagt nicht ohne Stolz, eine natürliche Ausbrütung dauere etwa 50 Tage. In Inkubatoren dauere es ebenso lange für junge Schildkröten, um das Licht der Welt zu erblicken.
Die chinaweit einzige Schutzzone für Meeresschildkröten wurde von Anfang an finanziell vom Staat unterstützt. Dazu nochmals Yang Zhenkou:
"Jedes Jahr erhalten wir vom Haushalt der Provinzverwaltung eine Million Yuan für die Aufrechterhaltung der Schutzzone. Sie wurde 1985 von der Provinzverwaltung in Guangdong gegründet. 1992 wurde die Schutzstufe auf Staatsebene gehoben. Das Startgeld für die Schutzzone lag vor mehr als zehn Jahren aber nur bei 2000 Yuan."
Heute zählt die Schutzzone im Kreis Jidong zu den 21 wichtigsten internationalen Feuchttropen-Schutzzonen in China. Sie ist zugleich Teil des internationalen Netzwerkes für den Schutz der Biosphäre. Laut Angaben will man in Zukunft die Schutzzone zu einem Forschungsstandort für Meeresschildkröten in China und zugleich zu einem Rettungszentrum für Schildkröten und Weichschildkröten in Asien ausbauen.
Berichtet und gesprochen von: Chen Yan