Die Xihu-Seen sind wohl die bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt Huizhou in der Provinz Guangdong. Vor rund 900 Jahren brachte ein degradierter Mandarin seine Familie aus der malerischen Stadt Hangzhou nach Huizhou. Die Xihu-Seen entwickelten sich schnell zu einem beliebten Ausflugsziel des Mandarins und seiner Familie. Beim Mandarin handelte es sich um den talentierten Dichter Su Shi.
Su Shi blieb über zwei Jahre lang in Huizhou. In seiner Freizeit machte er oft und gerne einen Ausflug an den See. Die Wasserlandschaft faszinierte ihn so sehr, dass er mehrere Gedichte darüber verfasste, wie uns unsere Reiseleiterin Zheng Ying erzählt:
"Su Shi lebte zwei Jahre und sieben Monate lang in Huizhou. In dieser Zeit schrieb der Dichter insgesamt 587 Gedichte und Prosatexte. In den meisten Gedichten beschreibt Su Shi die schöne Landschaft der Xihu-Seen. Auch sein innerer Konflikt kommt in den Gedichten zum Ausdruck. Auf der einen Seite wollte er in der Nähe der schönen Wasserlandschaft bleiben, andererseits wurde sein Wunsch nach einem hohen Posten am Hof des Kaisers zunehmend stärker."
Die Xihu-Seen sind eigentlich fünf Seen, die durch sechs Brücken miteinander verbunden sind. Um sie rankt sich folgende Legende: Eines Tages betrachtete sich eine Göttin im Spiegel. Dabei entdeckt sie zu ihrer eigenen Überraschung, dass sie schnell altert. Vor Entsetzen fällt ihr der Spiegel aus der Hand und zerbricht in fünf Einzelteile. Die Tränen der Göttin kullern zu Boden und füllen die fünf zerbrochenen Teile des Spiegels. Aus ihnen entstehen schließlich die fünf malerischen Seen in Huizhou.
Der größte der fünf Seen heißt "Pinghu", oder "glatter See". Der "Pinghu" hat eine Fläche von 0,57 Quadratkilometern. Der zweitgrößte See ist der "Fenghu", auf Deutsch der "See der guten Ernte". Früher lebten am "Fenghu-See" viele Fischer und Bauern. Dazu unsere Reiseleiterin Zheng Ying:
"Im Fenghu-See gibt es viele Fische und Pflanzen. Die Bauern bewässern ihre Felder mit dem nahrhaften Wasser aus dem Fenghu-See. Auf den Feldern um den Fenghu ist die Ernte in jedem Jahr gut. Daher wird der Fenghu auch als See der guten Ernte bezeichnet."
Die Siedlungsgeschichte am „Fenghu-See" ist über 1.600 Jahre alt. Noch heute findet man in dieser Gegend viele Hakka-Siedlungen. Bei den Hakka handelt es sich um Chinesen, deren Vorfahren vor vielen Jahrhunderten Zentralchina infolge von Kriegen, Naturkatastrophen oder Epidemien verließen und in diese Grenzregion zogen. Da die Hakka an der Grenze leben, haben sie jeglichen Kontakt mit den Menschen in Zentralchina verloren. Sie haben aber noch viele Sitten und Bräuche, sowie die Sprache, die im chinesischen Kernland vor mehreren Jahrhunderten gesprochen wurde, behalten.
Der Dichter Su Shi war vor seiner Degradierung Präfekt in der ostchinesischen Stadt Hangzhou. Unter seiner Leitung wurde ein Sanierungsprojekt durchgeführt, um den Grund des Westsees vom Schlick zu befreien. Mit dem Schlick bauten Su Shi und seine Leute einen langen Damm über den Westsee. Als Su Shi von der Kaiserstadt Hangzhou nach Huizhou degradiert wurde, brachte er seine Erfahrungen mit. Als Folge davon kann man heute in den Xihu-Seen einen 300 Meter langen Damm sehen, der von Su Shi und seinen Helfern vor rund 900 Jahren mit dem Schlick aus den Seen gebaut wurde.
Infolge der Industrialisierung hat auch die Belastung für das Ökosystem in Huizhou zugenommen. Die lokale Regierung ist sich dieses Problems bewusst und hat bereits erfolgreiche Gegenmaßnahmen ergriffen, wie uns unsere Reiseleiterin Zheng Ying erklärt:
"Das letzte Sanierungsprojekt erfolgte Anfang 2008. Damals wurde eine 80 Zentimeter dicke Schlickschicht vom Grund des Sees entfernt. Die verbesserte Umweltsituation zieht immer mehr Vögel an die Seen. Auf einer Insel in der Mitte der Seen leben rund 10.000 Fischreiher und Kraniche, die unter Artenschutz stehen."
Interview: Chen Yan
Verfasst von: Lu Ming
Gesprochen von: Chen Yan