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"China ist langsam ein wichtiger Teil meines Leben geworden" - Warum lernen immer mehr Menschen in Deutschland Chinesisch?
  2008-12-18 18:36:35  cri
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Zweimal in der Woche geht die 56-jährige Emilia Wichmann in den Chinesisch-Sprachkurs des Konfuzius-Instituts Hamburg. Die pensionierte Lehrerin hat sich schon immer für Fremdsprachen begeistert. Die gebürtige Rumänin hatte schon in ihrer Jungend versucht, Orientalistik zu studieren. Seitdem sie in Deutschland lebt, hat sie dann aber doch zuerst mit Anglistik und Slawistik angefangen. Nun gibt es für sie endlich einen guten Anlass, Chinesisch zu lernen:

"Also, ich heiße Emilia, und ich wollte schon immer Chinesisch lernen. Zurzeit interessiere ich mich für Tai Chi und Feng Shui. Ich beende im Sommer meine Ausbildung in Tai Chi, dann werde ich Tai Chi-Lehrerin. Mit dieser Sprache kann ich dann Zugang zu Informationen haben."

Als Anfängerin im Erlernen der Sprache beherrscht Emilia, außer sich vorzustellen, noch nicht viel auf Chinesisch. Aber sie hat auf jeden Fall großen Spaß beim Lernen:

(Emilia, Chinesisch)

Für Michael Bulla ist das Chinesischlernen nicht nur die Begegnung mit einer exotischen Kultur, sondern auch ein Muss für die Kommunikation innerhalb der Familie, vor allem mit seinen chinesischen Schwiegereltern. Zwar hat er noch immer Probleme, aber zumindest schon den Mut, die chinesische Journalistin auch auf Chinesisch anzusprechen:

"Meine Frau ist Chinesin, ich möchte mit ihren Eltern kommunizieren. (Chinesisch). Ein ganz bisschen. "Danke", "bitte", "Wir gehen kurz weg.", "Ich gehe kurz einkaufen.". Also das Wichtigste, um sich mit den Eltern zu verständigen. Aber eine Unterhaltung ist halt noch nicht dabei herausgekommen."

Vor 20 Jahren war es für viele Deutsche noch ein bisschen außergewöhnlich, Chinesisch zu lernen. Aber schon damals wurde an drei Hamburger Schulen Chinesisch als Unterrichtsfach angeboten. Auf dieser Basis gibt es seit 1987 einen regen Schüleraustausch zwischen der Hansestadt und ihrer chinesischen Partnerstadt Shanghai. Von den damaligen Austauschschülern sind mittlerweile viele Sinologen geworden.

Sonja Kullas, Studentin der Sinologie an der Universität Hamburg, ist eine der damaligen Austauschschüler. Für sie war der ursprüngliche Anlaß ganz einfach, weil sie die Sprache "cool" fand:

"China war mir schon immer sympathischer als Japan. Ich weiß nicht, ich immer so Interesse daran. Und irgendwie mehr so Intuition. Ich habe das nicht so untersucht, das war einfach so. Meine Freundin hat wie gesagt Chinesisch gelernt, dann wollte ich auch das machen. Es war in der Schule damals, im Nachmittagskurs habe ich von der 11. bis zur 13. Klasse so einen Kurs gemacht. Dann habe ich überlegt, was ich studieren soll. Vielleicht Musik, also Gesang, oder Biologie? Ich dann wusste ich es nicht. Dann meine Lehrerin, Frau Zhang, meinte dann zu mir, studiere doch Sinologie, du bist doch so gut! Ich sag: was ist denn Sinologie? Das ist ganz interessant! Und hab's dann einfach studiert, weil ich dachte, ich muss was studieren, was mir Spaß macht, was mich interessiert. Und ich kannte Chinesisch, ich war schon in China gewesen in 12. Klasse, in Peking. Und hab dann gedacht: ich weiß nicht, ich möchte das machen. Also habe ich angefangen."

Ein Kommilitone von Sonja, Florian Krins, ist zwar keiner der damaligen Austauschschüler mit Shanghai, er begründet aber seine Motivation für ein Sinologie-Studium mit einer gewissen China-Euphorie seit seiner Kindheit. Dank eigener Erfahrungen kann Florian nun gut verstehen, warum heute immer mehr Menschen Chinesisch lernen:

"Viele Leute, denke ich, haben auch den Eindruck, dass natürlich China als Land immer wichtiger wird in der Welt. Viele sprechen ja von China als der neuen Wirtschaftsmacht überhaupt. Und Chinesisch ist noch die Sprache die weltweit am meisten gesprochen wird, noch vor Englisch. Es ist dann schon auch wirklich wichtig, die Sprache zu lernen, einfach um dieses große Land auch besser zu verstehen."

Die Begeisterung für fremde Kulturen und die familiäre Unterstützung haben Florian sehr geholfen, sein Magister-Studium der Sinologie zu Ende zu bringen, während einige Kommilitonen von ihm bereits aufgegeben haben. Für sie war die chinesische Sprache schließlich zu schwer zu erlernen. Heute freut sich Florian besonders, dass er mit seinen Chinesischsprachkenntnissen im Medienbereich schon gut Fuß gefasst hat. Zwar weiß er noch nicht, wie sich sein beruflicher Weg weiter entwickeln wird, aber er möchte schon gern weiterhin mit China zu tun haben, so der junge Sinologe.

"Ich habe einige Projektverträge, hab direkt nach meinem Studium einen Lehrauftrag an der Uni gehabt. Da habe ich auch ein Seminar über Medien in China gegeben. Ich arbeite jetzt zurzeit als Übersetzer für eine Fernsehproduktion, wo es um Chinesen in Deutschland geht. Und ich arbeite wie gesagt auch für das Konfuzius-Institut als Redakteur. Ja, der Bereich Medien oder Schreiben, Redaktionelles, wär für mich schon eine ganz tolle Geschichte, und wenn es dann noch mit China zu tun hat, umso besser. Da muss ich einfach jetzt mal kucken, ob ich da meinen Weg mache."

Eine deutliche Motivation für viele Chinesisch-Lernende ist heutzutage selbstverständlich auch die gestiegene Konkurrenzfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt. Diejenigen, die Chinesisch gut beherrschen, hätten deutlich bessere Jobperspektiven, insbesondere in der Wirtschaft, sagt Pascal Bühler, Mitarbeiter von BASF. Bühler setzt nach einem beruflichen Einstiegskurs in Shanghai nun seinen Chinesisch-Kurs in Hamburg fort:

"Wenn jemand wirklich richtig gut Chinesisch kann, Chinesisch studiert hat während dem Studium, dann würde ich schon sagen, dass es Chancen eröffnet. Ich habe vor allem dann auch in Shanghai viele Deutsche kennengelernt, die Chinesisch studiert haben, die in meinen Augen ein perfektes Chinesisch gesprochen haben. Und das war natürlich total faszinierend, die zu sehen, wie sie dann auch mit Chinesen kommunizieren. Das war klasse! Und das motiviert dann auch, das man zumindest sieht, ok, das kann funktionieren."

Pascal findet es wichtig, an einem professionellen und kompetenten Sprachkurs teilzunehmen. Aus diesem Grund hat er sich für das Konfuzius-Institut an der Universität Hamburg entschieden.

"Ich war an einem Wochenende, bevor ich nach Shanghai gegangen bin, in Berlin und hatte einem Crash-Kurs am Konfuzius-Instituts. Das habe ich mir selber ausgesucht, weil es einer der wenigen Kurse war, die ganz kompakt an einem Wochenende lagen. Und auch das Konfuzius-Institut, ja, bekannt ist und vertrauensvoll ist."

Amtlichen Angaben aus China zufolge lernten 2007 weltweit rund 40 Millionen Menschen außerhalb des Landes Chinesisch. Davon kamen einer Statistik des Fachverbandes Chinesisch e.V. zufolge rund 10.000 Menschen aus dem deutschsprachigen Raum. Die Nachfrage an Sprachkursen ist daher in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Um dieser Nachfrage nachkommen zu können, hat die chinesische Regierung 2004 damit angefangen, mit lokalen Partnern weltweit Konfuzius-Institute zu gründen. Von den bislang rund 300 Instituten in mehr als 70 Ländern und Gebieten liegen acht in Deutschland. Anders als die deutschen Goethe-Institute, die auch die einheimische Sprache und Kultur weltweit verbreiten, setzen die Konfuzius-Institute auf die Kräfte vor Ort, also in den jeweiligen Gastgeberländern. So zum Beispiel bei den Lehrkräften: diese sind an den Konfuzius-Instituten meist Sinologen aus dem jeweiligen Land. Der Grund dafür ist einfach: sie kennen die einheimischen Lernenden besser. Arvid Storch ist einer dieser Lehrer am Hamburger Konfuzius-Institut. Er freut sich, mit seinen seit der Schule gesammelten Chinesischkenntnissen seinen Landsleuten helfen zu können, damit diese das fremde Land aus verschiedenen Aspekten kennenlernen:

"Also unsere Kursteilnehmer hier sind ausgesprochen motiviert. Viele haben eine chinesische Familie, sind mit einer Chinesin verheiratet oder haben Freunde aus China. Es gibt einige, die in China studiert haben, teilweise in einem kombinierten Master-Programm, das zwischen Hamburg und Shanghai existiert. Oder einzelne, die in Firmen arbeiten und Handelsbeziehungen mit China pflegen oder in irgendeiner Form eine Zusammenarbeit. Und die das dann auch im offiziellen Rahmen benutzen wollen, die Sprache. Also Leute, die sehr motiviert sind und genau wissen ,warum sie das lernen. Das macht sehr viel Spaß."

Beim Erlernen der Sprache kommt man auch allmählich der Kultur des Landes näher. Eines Tages könne man schließlich nicht mehr davon loslassen, sagt der junge Sinologe Florian Krins.

"Ich hab jetzt auch einfach schon einen persönlichen Bezug dazu. Einfach dadurch, dass ich auch ein Jahr dort studiert hab, da eben auch viele Freunde kennengelernt habe, ist es einfach schon so, wenn ich jetzt wieder in Peking bin, dass ich eben viele Dinge auch noch erkenne und mich dann auch mit den Freunden, die noch da sind, treffe. Also es ist schon wirklich eine persönliche Beziehung entstanden, und ich hoffe, dass die noch eine ganze Zeit auch bestehen bleibt in der Zukunft."

Und für Sonja Kullas ist China sogar langsam ein wichtiger Teil ihres Lebens geworden, wie die junge Sinologin auf Chinesisch erzählt:

"Als ich noch klein war, fand ich China ein bisschen komisch. Langsam ist mir gewöhnlich geworden, mit China zu beschäftigen. China ist nun auch ein wichtiger Bestandteil meines Lebens geworden."

Verfasst von: Tan Lei

Gesprochen von: Xu Wei

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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