Der knapp 70 Kilometer lange Lingqu (灵渠) gehört zu den ältesten Kanälen Chinas. Der Lingqu befindet sich im Kreis Xing'an (兴安县) im Nordosten des Autonomen Gebiets Guangxi der Zhuang-Nationalität. In seiner Nähe liegt das weltbekannte Guilin (桂林). Historiker betrachten den Lingqu als eine wichtige Verkehrsader Südchinas im Altertum. Der Kanal hat zum Austausch zwischen dem Perl-Delta und dem chinesischen Kernland beigetragen. Heute steht der Lingqu-Kanal unter staatlichem Denkmalschutz.

Im Jahre 214 vor Christus schickte der Fürst des Qin-Staates, Ying Zheng, 500.000 Soldaten in Richtung Süden, um die südlich des Nanling-Gebirges (南岭) lebenden Stämme zu unterwerfen. Obwohl der Feldzug drei Jahre dauerte, gelang es den Truppen von Ying Zheng nur, wenige Stämme zu besiegen. Die Soldaten von Ying Zheng litten unter Nahrungsmittelknappheit, dem feuchten Klima in Südchina sowie Ungeziefer und Schlangen. Ebenfalls zu schaffen machte den Truppen aus Nordchina die Cholera.

Das größte Problem war aber zweifelsohne der mangelhafte Nachschub für die Soldaten, der zu einem Nahrungsmittelmangel führte, erklärt uns unser Reiseleiter Long Yunxiang (龙云翔):

"Der Kanzler Li Si  (李斯) erkannte schließlich, warum die Truppen nur schleppend nach Süden vorrücken konnten. Zur Lösung des Problems schlug er dem Fürsten Ying Zheng vor, einen Kanal zu bauen, durch den man Getreide aus dem Norden an die Front transportieren konnte."

Die Bauarbeiten für den Kanal dauerten drei Jahre. Nach seiner Fertigstellung konnten Getreide und Soldaten zur Ablösung rechtzeitig an die Front transportiert werden. Innerhalb kürzester Zeit gelang es den Truppen des Fürsten, fast alle Stämme im Perl-Delta zu unterwerfen. Die Vereinigung des Reiches konnte abgeschlossen werden.

Historiker betrachten den Bau des Lingqu-Kanals als Meilenstein für die Entwicklung von Südchina. Er verbindet den Xiangjiang-Fluss (湘江) in Zentralchina mit dem Lijiang-Fluss (漓江) im Süden Chinas. Der Kanal besteht aus mehreren Schleusen, die zu den ältesten in ganz China gehören. Der Lingqu-Kanal spielte eine zentrale Rolle bei der Erschließung von Südchina. Dazu unser Reiseleiter Long Yunxiang:

"Der Kanal hat den Austausch zwischen dem Perl-Delta und Zentralchina gefördert. Seit Fertigstellung des Kanals hat die Kultur aus dem Einzugsgebiet des Gelben Flusses größeren Einfluss auf den Süden Chinas ausgeübt. Vor 2.000 Jahren war der Wasserweg viel schneller als der Landweg. Nach Fertigstellung des Kanals zogen immer mehr Einwanderer aus Zentralchina nach Süden. In ihrem Gepäck hatten die Menschen modernste Technik und edles Saatgut. Auf diese Weise wurde die Erschließung von Südchina beträchtlich beschleunigt."

Heutzutage wird der Lingqu als Bewässerungskanal benutzt. Daneben regelt er den Wasserspiegel am Oberlauf des Lijiang-Flusses. Der Lingqu gehört mittlerweile sogar zu den touristischen Attraktionen des Autonomen Gebiets Guangxi der Zhuang-Nationalität. Jedes Jahr zieht das altehrwürdige Bauwerk Touristen wie Chen Hao (陈皓) an:

"Ich bin in der Stadt Guilin aufgewachsen. Ich weiß, dass der Lingqu zusammen mit Dujiangyan (都江堰) in der Provinz Sichuan zu den ältesten Wasserbauprojekten Chinas gehört. Die lokale Regierung hat vor kurzem ein Sanierungsprojekt eingeleitet. Dabei wurde der Schlick entfernt und in der Nähe des Kanals wurden Gebäude im traditionellen Baustil errichtet. Heute sieht der Kanal viel schöner aus als zu meiner Kindheit."

Zum Schluss noch einige praktische Reisetipps für Sie:

Die beste Reisezeit ist im Frühling und Sommer.

Guilin können Sie bequem mit dem Flugzeug aus Großstädten wie Beijing oder Shanghai erreichen. Der Kreis Xing'an liegt ganz in der Nähe.

Im Kreis Xing'an ist neben dem Kanal Lingqu auch noch der Berg Maoer ein Besuch wert.

Wenn Sie den Kanal Lingqu besichtigen wollen, empfehlen wir Ihnen, einen Abstecher ins nahe gelegene Guilin einzuplanen.

Die bekanntesten lokalen Spezialitäten sind mit Reismehl zubereitete Gerichte.

Verfasst von: Huang Gang / Lu Ming

Gesprochen von: Xiao Lan