Der Franzose Alban Yung lebt und arbeitet inzwischen seit 24 Jahren in China. Sein Name klingt nicht typisch französisch und verrät seine asiatische Abstammung. Das ist vieleicht der Grund, warum er nach China kam und das alte orientalische Land kennenlernen wollte. Er hat die gigantischen Veränderungen Chinas seit Beginn der Reform und Öffnung miterlebt.
"China hat sich im Vergleich zu vor 20 Jahren enorm verändert! Als ich 1984 zum ersten Mal nach China kam, da gab es in Beijing nur ganz wenige Hochhäuser und nicht viele Autos. Damals war China ein Reich der Fahrräder. Das Jianguo-Hotel, das einzige Joint Venture-Hotel, wurde gerade eröffnet. Damals wohnten Ausländer alle in Hotels, die ausschließlich Ausländern zugänglich waren. Es gab nicht viele Franzosen und alle kannten sich untereinander. Heute ist die Situation aber ganz anders. Es ist für einen unmöglich, alle in China lebenden Franzosen kennenzulernen, denn es gibt so viele. Selbst zum Empfang, den unser Präsident bei seinem China-Besuch gibt, werden nicht alle in Beijing lebenden Franzosen eingeladen. Das Modernisierungstempo Chinas ist atemberaubend. Die Dynamik, die in China wahrzunehmen ist, spürt man nirgendwo in Europa. Ich habe das Gefühl, in einem jungen Land zu sein."
Als Alban Yung 1984 zum ersten Mal in China ankam, arbeitete er in der Parisbas Bank. 2003 stieg er aus der Bankenbranche aus und begann beim französisch-chinesischen Ausschuss zu arbeiten. Dadurch erhielt er Gelegenheit, das Land besser kennenzulernen. Der französisch-chinesische Ausschuss wurde im Jahr 1979 gegründet. Eine Aufgabe dieses Ausschusses ist die Veranstaltung eines Wirtschaftsforums, das einmal im Jahr stattfindet und von ranghohen französischen Vertretern geleitet wird. Darüber hinaus ist der Ausschuss für die Veranstaltung eines runden Tisches der Bürgermeister großer- und mittelgroßer Städte beider Länder verantwortlich, der alle zwei Jahre stattfindet. Der Ausschuss hat in den chinesischen Großstädten Chengdu, Shenyang und Xi'an Nebenstellen eröffnet. Alban Yung ist Hauptverantwortlicher aller Büros.
Alban Yung hat seine eigene Meinung über den weltgrößten Markt China. Er vertritt die Ansicht, der chinesische Markt sei zwar einzigartig, unterscheide sich aber nicht grundlegend von den Märkten anderer Länder. Man könne durchaus erfolgreich sein, wenn man sich Mühe gebe, diesen Markt besser kennenzulernen und sich ihm anpasse, so Alban Yung.
Das Potenzial des chinesischen Marktes ist groß und erregt weltweit Aufmerksamkeit. Es ist daher eine große Herausforderung für französische Betriebe, einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Konkurrenten zu erlangen. Alban Yung hat auf diesem Gebiet umfangreiche Erfahrungen gesammelt.
"Es ist ganz normal und selbstverständlich, dass französische Betriebe und Banken bei ihrem Einzug in den chinesischen Markt auf gewisse Schwierigkeiten stoßen. Der chinesische Markt ist nicht viel anders als die Märkte in anderen Ländern. Er hat seine eigenen Besonderheiten. Man sollte sich daher Mühe geben, sich diesem Markt anzupassen. Die Investoren müssen den Marktregeln folgen und die Marktforschung muss die Auswahl von Kooperationspartnern und Investitionsorten beachten. Es ist unsere Pflicht, Betriebe, die in den chinesischen Markt eintreten wollen, zu unterstützen, damit Fehler vermieden werden können."
24 Jahre sind eine lange Zeit. Alban Yung hat einen großen Teil seines Berufslebens in China verbracht. Was ist denn der Grund dafür, dass er sich so lange in einem fremden Land aufhält?
"Ich lebe und arbeite seit mehr als zwei Jahrzehnten hier. Das war nicht mein anfänglicher Wunsch. Ende der 1980er Jahre hat das Wachstum der chinesischen Wirtschaft zehn Prozent übertroffen und war sogar höher als das in den späteren 1990er Jahren. Die rasante Wirtschaftsentwicklung und die große Dynamik des Landes zogen zahlreiche Investoren an wie ein Magnet. Das war vielleicht der Grund, warum ich bis heute hier geblieben bin. Hier hat man mehr Möglichkeiten, eine Arbeit zu finden. Natürlich habe ich auch Schwierigkeiten zu meistern gehabt, aber in diesem besonders gastfreundlichen Land können Ausländer immer mit Unterstützung rechnen. Ich fühle mich ganz wohl hier. Das ist ein völlig offenes Land."
Auf sein Familienleben eingehend zeigte sich Alban Yung sehr glücklich.
Seine Frau stammt aus der südchinesischen Stadt Nantong und ist auf Taiwan geboren. Als das Ehepaar in China ankam, war seine Tochter gerade zur Welt gekommen. Die Kinder sind alle in China aufgewachsen und studieren jetzt Medizin in Frankreich. Alban Yung spricht nicht gut Chinesisch, obwohl er eine chinesische Frau hat.
"Ich habe chinesische Sprachkurse besucht, als ich ankam. Jetzt kann ich nur ein bißchen Chinesisch sprechen, mit französischer Akzent natürlich. Es ist selbstverständlich leichter im Alltag, wenn man Chinesisch kann. Ich halte es für kein Muss, Chinesisch zu lernen. Ich kenne ein paar hier lebende Ausländer, die obwohl sie gar kein Chinesisch sprechen, ein ganz ungestörtes Leben führen. Heute sprechen viele Chinesen Englisch und Französisch, manche sogar fließend. Deshalb hat man keine allzu großen Verständigungsprobleme."
Alban Yung hat während seines 24-jährigen Aufenthalts in China die Veränderungen des Landes seit Beginn der Reform und Öffnung miterlebt. Sein Beispiel zeigt die große Anziehungskraft, die das offene China auf Ausländer hat. Wir wünschen ihm, dass er noch vielen französischen Unternehmen bei ihrem Einzug auf den chinesischen Markt beraten kann und dass er weiterhin ein schönes Leben in China führt.
Verfasst von: Yang Xiaolan,
Übersetzt von: Xiao Lan
Gesprochen von: Qiu Jing