Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Cuandixia - ein Ausflug in die Beijinger Provence
  2010-08-05 17:51:00  cri
Seite Drucken    

Wenn die chinesische Hauptstadt in der Sommerhitze brütet, hilft eigentlich nur eins: die Flucht aufs Land. Cuandixia, ein kleines Bergdorf im Westen Beijings ist eine Möglichkeit. Zwar wird es dort mit weit über 30 Grad und strahlender Sonne auch sehr heiß, aber blauer Himmel und frische Bergluft fühlen sich wesentlich angenehmer an als stickige Häuserschluchten und glühender Asphalt.

Das von grünen Hügeln umgebene Cuandixia wirkt fast mediterran. Von der Ferne betrachtet könnte man meinen, man befinde sich mitten in der französischen Provence: Anstatt Lavendel und Wein gibt's Gurken und Tee.

Auch die roten Laternen der unzähligen Gasthäuser und nicht zuletzt die mit Sonnenschirm bewaffneten Touristengruppen holen einen wieder zurück nach China.

Cuandixia stammt aus der Ming-Dynastie und ist somit um die 500 Jahre alt. Das wissen mittlerweile viele und der kleine Ort wird von Besucherströmen überschwemmt. Rustikal aber mit Liebe zum Detail – so lässt sich die Architektur der 70 Gebäudekomplexe wohl am besten beschreiben. Feine Dachziegel und Wandkalligraphien prägen das Bild Cuandixias ebenso wie das robuste Gemäuer.

Früher galt der Ort als wichtiger Knotenpunkt, lag er doch direkt an der westlichen Poststraße Richtung Beijing. Damals haben die Menschen hauptsächlich von der Landwirtschaft gelebt, heute ist es der Tourismus. Das gilt vor allem für die ältere Generation, denn viele Junge sind für einen Job in die Stadt umgezogen. Im Sommer herrscht Hochsaison - in wenigen Monaten wird hier fast der gesamte Jahresumsatz erwirtschaftet.

Die Familien verdienen in erster Linie an dem Essen, was sie für Besucher in ihren heimischen Küchen zubereiten. „Cuan", die erste Silbe des Ortsnamens, steht übrigens für Ofen beziehungsweise Herd. Die Speisekarte besteht praktisch aus allem, was der Garten so zu bieten hat - zumindest in den Sommermonaten. Gurken, Kräuter, Paprika – beim Fleisch wird gespart.

Gespeist wird im schattigen Hof, Zentrum der typisch chinesischen 4-Seithöfe, von welchem zum einen der Privatraum und die Küche und zum anderen die Gästezimmer abgehen.

Um die 50 Yuan kostet die Übernachtung im einfachen, aber sauberen Doppelzimmer. Auch wenn es draußen kühler wird, irgendwann ab November, ist ein mehrtägiger Besuch möglich: Viele der Gäste-Betten sind traditionelle Kangs mit eigenem Ofen, der in der Nacht befeuert werden kann. Und wenn das nicht reicht, hilft vielleicht auch die Körperwärme des Bettnachbarn – in einigen Kangs haben bis zu sechs Personen Platz. Vorreservieren ist nicht notwendig, in einem der knapp 40 gelisteten „Inns" ist sicher ein freies Bett zu finden.

Im Winter ist das Dorf wie ausgestorben. Viele Bewohner ziehen dann auch in die Stadt – wegen der Kälte und der wenigen Touristen. Ein Besuch lohnt dennoch: Zwar sind die umliegenden Berge eher gräulich-braun und zum Teil mit Schnee gezuckert, was das Wandern erschwert, aber dafür ist absolute Ruhe geboten. Und etwas zu Essen bekommt man auch, man muss nur fragen. Die Hausherren, die geblieben sind, sind gerne bereit, im durch Kanonenöfchen beheizten Schlaf-Wohngemach ein Bergmahl zu servieren. Mit einem kleinen Schluck chinesischen Baijiu-Schnaps dazu wird dem unterkühlten Besucher dann auch ganz schnell wieder warm.

Wer auch im Sommer seine Ruhe möchte, sucht sich am besten selbst einen Weg über die umliegenden Berge. Eine Wanderung auf eigene Faust ist auf jeden Fall zu empfehlen – ein schöner Ausblick ist auf praktisch allen Routen garantiert und die meisten Touristengruppen scheuen lange Aufstiege. Mit etwas Glück muss man den Gipfel und die Aussicht dann nur mit einer Ziegenherde teilen.

Wann, wo und wie viel?

Ins 650 Meter über dem Meeresspiegel gelegene Cuandixia kommt man am besten mit dem Bus. Der 929 Zhi (929支), also die Zweiglinie vom Bus Nummer 929, fährt die 90 Kilometer lange Strecke täglich um 7:30 Uhr und 12:40 Uhr. Startpunkt ist der Busbahnhof an der Endhaltestelle der U-Bahnlinie 1 Pingguoyuan (etwa 200 Meter westlich des U-Bahnausgangs). Das Ticket kostet 18 Yuan. In Cuandixia gibt es um 10:30 Uhr und um 15:30 Uhr eine Verbindung zurück in die Stadt.

Am Eingang der Bergregion um Cuandixia werden an einer kleinen Ticketstation 35 Yuan Eintritt verlangt. Der Bus fährt danach noch weiter bis zum eigentlichen Zielort. Also nicht vergessen, wieder einzusteigen!

Sowohl in Beijing als auch im Bergdorf bieten Privatpersonen Fahrten in ihren Mini-Bussen an. Dabei ist natürlich Handeln gefragt. Je größer die Gruppe, umso günstiger der Preis. Eine einfache Fahrt kostet dann zwischen 25 und 30 Yuan pro Person. Diese Variante ist schon ein Erlebnis für sich und zum Teil auch nur für Wagemutige: Entlang der serpentinenartigen Bergstraße in dem klapprigen Gefährt kommen dem Fahrgast 50 km/h wie 150 vor und die Fahrer kennen keine Angst. Gurte sind auch eher selten. Dafür erreicht man die U-bahn-Station so schon in etwa 1,5 Stunden, und nicht wie mit dem öffentlichen Bus in 2,5.

Text und Fotos: Marie Bollrich

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
Meistgelesene Artikel
• Keine Lebenszeichen vom gesunkenen indischen U-Boot
• Snowdens Vater erhält Visum für Russland
• Getötete Chinesen: Afghanistan bekundet Beileid
• Vermittlungsversuche in Ägypten gescheitert
• Gipfel abgesagt: Russland enttäuscht von USA
Fotos
Luxusausstellung 2013 in Beijing eröffnet
Fotoausstellung „Chinesischer Traum - Schönes China" in Brüssel
Wiederaufbau neuer Wohnhäuser nach Erdbeben in Min
Lujiagou: Ein neues Wohngebiet mit günstigen Lebens- und Verkehrsbedingungen
© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China