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Kaiserliche Sommerfrische
  2010-06-13 19:42:55  cri
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In der Gartenanlage der Sommerresidenz gleiten die Besucher wie die alten Kaiser übers Wasser.

Ein Besuch in der ehemaligen Provinzhauptstadt Chengde, der Sommerresidenz der Qing-Kaiser.

Hot town, summer in the city… Nicht nur im Song von Joe Cocker klettert die Quecksilbersäule nach oben, sondern auch im sommerlichen Beijing. Was also tun, um am Wochenende der Hitze zu entgehen? Die alten Kaiser der Qing-Dynastie haben es vorgemacht – sie flohen angesichts der Temperaturen 160 Kilometer nordöstlich nach Chengde, wo Kaiser Kangxi 1703 den ersten Palast anlegte. Viele Touristen folgen heutzutage seinem Beispiel, auch wenn sie nicht mehr wie der kaiserliche Tross einige Wochen brauchen, um die Sommerresidenz zu erreichen. Heute gibt es eine Eisenbahnverbindung zwischen den beiden Städten, sodass man die Distanz von 160 Kilometern komfortabel in etwas mehr als vier Stunden bewältigen kann. Stolze Besitzer eines Autos sind noch schneller: Seit 2006 verbindet die Beijing-Chengde Autobahn die Innenstadt von Beijing mit der ehemaligen Hauptstadt der früheren Provinz Rehe.


In der Nacht spiegeln sich die Lichter der Stadt im Fluss.

Wer sich jedoch eine kühle Brise erhofft, die von den Gipfeln der Berge weht, wird zunächst mal enttäuscht: Im Hochsommer ist es auch in Chengde drückend schwül und heiß. Also empfiehlt sich zunächst ein Besuch des alten Kaiserlichen Sommerpalastes. Er gehört zu den schönsten Beispielen chinesischer Gartenarchitektur. Mit einer Fläche von 5,6 Quadratkilometern ist er auch der größte kaiserliche Parkkomplex in China. Der überwiegende Teil der Anlage ist gebirgig, der Rest besteht aus Ebenen und Seen, die von einer Mauer aus Stein mit einer Länge von etwa 10 Kilometern umgeben sind. Die Anlage lässt sich grob in zwei Teile gliedern, von denen der eine den Regierungsgeschäften mit Wohnen und der andere dem Vergnügen diente. Mit der visuellen Pracht des Sommerpalastes in Beijing lässt sich die Residenz jedoch nicht vergleichen. Die Faszination liegt eher im Detail. Ein Großteil der über hundert Gebäude wurde aus dem äußerst seltenen Sandelholz errichtet, dessen Kostbarkeit mit der von Gold verglichen werden kann. Der Wert dieses Palastes ist also schier unschätzbar. In den einzelnen Gebäuden befinden sich übrigens kleine Museen, von denen der Besuch im Wachsfigurenkabinett besonders zu empfehlen ist. Hier werden die 12 Kaiser der Qing-Dynastie gezeigt, in Situationen, die für ihre Amtszeit charakteristisch waren. So sieht man etwa den letzten Kaiser Pu Yi, wie er im zarten Alter von drei Jahren weinend auf dem Thron sitzt.


Der Putuo-Zongcheng-Tempel wurde dem Potala Palast in Lhasa nachempfunden.


Das kleine Vorbild steht dem Original in nichts nach.

Nicht weniger interessant sind die so genannten „Acht äußeren Tempel", die sich außerhalb der Mauern im Norden von Chengde befinden. Sie wurden mitsamt der Sommerresidenz in die UNESCO-Liste des „Weltkulturerbes" aufgenommen. Sie präsentieren verschiedene Architekturstile aus ganz China, und man ist erstaunt, inmitten dieser Berglandschaft plötzlich eine perfekte Kopie des Beijinger Himmelstempels zu sehen. Am eindrucksvollsten ist jedoch der Putuo-Zongcheng-Tempel, der in Anlehnung an den Potala Palast in Lhasa erbaut wurde. Der „Mini"-Potala wurde im Jahr 1771 im Maßstab 1:2 errichtet und lässt die Dimensionen des Originals erahnen – die Größe ist immer noch beeindruckend! Im Gegensatz zu Tibet muss man in Chengde jedoch nicht mit Höhenkrankheit rechnen, liegt doch die Gegend auf 500 Metern Seehöhe. Nicht minder beeindruckend ist Puning-Si, der Tempel des allgemeinen Friedens. Dort befindet sich die größte Guanyin-Statue der Welt, ungefähr 22 Meter hoch und 110 Tonnen schwer. Guanyin ist die buddhistische Gottheit der Gnade. 42 Arme winken auf die Betrachter herab, die sich angesichts ihrer Größe wie Zwerge vorkommen!


Der Puning-Si, der Tempel des allgemeinen Friedens, ist nicht nur von außen riesig.


Im Inneren des Puning-Si wartet die weltgrößte Guanyin-Statue auf die Gläubigen.

Wer nach diesen Besuchen noch genug Kondition hat, kann sich an den „Hammer Rock" heranwagen, ein Berg in der unmittelbaren Nähe, dessen bizarre Form an einen Kegel erinnert. Die Distanz zum Gipfel sollte man nicht unterschätzen, vor allem, weil die Wanderwege de facto nicht beschildert sind. Oben wird man jedoch mit einer tollen Aussicht belohnt. Außerdem führt ein Sessellift direkt auf den Gipfel, sodass man sich den anstrengenden Marsch gegebenenfalls auch sparen kann.

Zuletzt hat unser Schweizer Kollege Simon Chengde einen Besuch abgestattet (https://german.cri.cn/1107/2009/12/14/Zt1s127993.htm). Schon ihm fiel die rege Bautätigkeit in der Stadt auf, und daran hat sich nichts geändert – im Gegenteil! Die ganze Stadt ist eine einzige Baustelle, überall ragen Baukräne in die Höhe und man kann davon ausgehen, dass in zehn Jahren kein Stein auf dem anderen geblieben sein wird. Aktuell befinden sich beispielsweise ein Universitätsgelände und ein Sportstadion für 40.000 Zuschauer in Bau. Einen Überblick über das Chengde der Zukunft kann man sich in der modernen Stadtplanungshalle von Chengde verschaffen. Der alte Kaiser Kangxi, der auf einer Säule im Zentrum der Stadt als Statue hoch zu Ross sitzt, würde sich jedenfalls wundern! Eine gewisse Kontinuität gibt es zumindest in der lokalen Küche, denn Hasenfleisch, Fasan-Roulade oder geröstetes Hirschfleisch wurden und werden damals wie heute – und mit Sicherheit auch in der Zukunft – gerne gegessen!

Text und Fotos: Wolfgang Kuhn

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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