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Das Vogelnest - Vom Schauplatz sportlicher Höchstleistungen zur Touristenattraktion
  2009-05-05 16:44:42  cri
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Christoph Limbrunner

Mehr als ein halbes Jahr nach den Olympischen beziehungsweise den Paralympischen Spielen hat sich das Olympiagelände in Beijing zu einer beliebten Touristenattraktion gewandelt. Das Nationalstadion und das Nationale Schwimmzentrum, bekannter vielleicht unter ihren charakteristischen Spitznamen "Vogelnest" und "Wasserwürfel", sind dabei die größten Anziehungspunkte. Aber auch der Olympiawaldpark ganz im Norden des knapp 800 Hektar großen Areals lockt mehr und mehr Besucher an.

Die Anfahrt zum Beijinger Olympiagelände ist dank der Verbesserung und des Ausbaus des städtischen Nahverkehrsnetzes problemlos. So kann man beispielsweise heute noch mit der Olympia-Buslinie 2 direkt von Qianmen, dem "Vorderen Tor" südlich des Tian`anmen-Platzes, durch die Innenstadt hindurch in Richtung Norden direkt zum Olympiagelände gelangen. Die Fahrt kostet einen Yuan, dauert je nach Verkehrslage etwa 30 Minuten und bietet neben einen Blick auf die Verbotene Stadt auch eine schöne Aussicht auf den Trommelturm, bis man schließlich an die Haltestelle Beitucheng gelangt. Dort kann man entweder in die U-Bahnlinie 8 umsteigen und drei Haltestellen auf dem Olympiagelände nutzen, sehenswerter ist aber sicher ein kurzer Spaziergang vorbei am Museum der Nationalitäten und entlang an einem breiten Boulevard, der direkt zum Nationalstadion führt. Sind es anfangs nur vereinzelte Besuchergruppen und Touristen, die einen begleiten, so nimmt die Anzahl an Interessierten und Besuchern vor dem Vogelnest und dem Wasserwürfel sprunghaft zu. Beide Wahrzeichen der Beijinger Spiele trennt ein etwa 200 Meter breiter Platz, der von der Fortführung des erwähnten Boulevards von Nord nach Süd durchschnitten wird. Der Platz ist dabei gerade groß genug, um all die buntbemützten Reisegruppen, Schulklassen in verschiedenfarbigen Trainingsjacken, alteingesessenen Beijinger und ausländischen Touristen mit Cowboyhüten, Baseballmützen oder Sandalen aufzunehmen. Gerade den Chinesen ist dabei mehr noch als den ausländischen Besuchern eine gewisse Begeisterung und Vorfreude anzumerken, noch immer wirken das Hochgefühl und der Stolz über die äußerst erfolgreiche Austragung der Olympischen und Paralympischen Spiele nach. Für viele ist es daher etwas Besonderes, den Schauplatz der furiosen Eröffnungsfeier einmal aus der Nähe zu sehen. Und vor allem die gewagte Konstruktion des schweizer Architekturbüros Herzog & de Meuron und der China Architecture Design and Research Group (CADG) lässt einen wirklich staunen: 42.000 Tonnen ineinander verschlungener Stahl bilden die Außenhülle des Nationalstadions und lassen das Vogelnest doch so leicht und anmutig erscheinen, dass es zu recht als eines der schönsten Stadien der Welt bezeichnet wird.

Aber nicht nur von außen kann man sich von dem Prachtbau verzaubern lassen: für 50,- Yuan RMB gelangt man in den Innenbereich des Nationalstadions, inklusive des ersten Ranges und der Rasenfläche. Und gerade am Eintrittspreis kann man auch den Stellenwert dieses Prestigebaus erkennen: der Eintritt in die weiter südlich gelegene Verbotenen Stadt kostet nur zehn Yuan mehr. Das Vogelnest dient in der ersten Zeit nach den Olympischen Spielen folgerichtig vorerst als Touristenattraktion, und Angaben des Beijinger Tourismusamtes kommen täglich zwischen 20.000 und 30.000 Besucher in den Beijinger Norden, um den Ort vieler Weltrekorde sowie sportlicher Höchstleistungen und Dramen von innen zu sehen. Dementsprechend groß ist auch der Andrang vor der Ticketausgabe beziehungsweise vor dem Eingang des Nationalstadions, und nach einer Kontrolle ähnlich wie in einem Flughafen ist man dann endlich drin, im Vogelnest. Zahlreiche Weltrekorde wurden hier während den Olympischen und Paralympischen Spiele aufgestellt, Zhang Yimou verzauberte die Welt mit seiner Inszenierung der Eröffnungsfeier, aber auch Dramen erlebten die Zuschauer in dem Stadion, etwa die verletzungsbedingte Aufgabe des chinesischen Hürdenstars Liu Xiang. Heute sitzen die Besucher auf den Plätzen des ersten Ranges und dösen in der Sonne oder betreten den mit Schutzmatten ausgelegten Innenraum und machen dort ein Picknick. Auch zwei der fünf Fuwa, den Maskottchen der Olympischen Spiele, stehen in Übergröße in der Mitte des Rasenfeldes und dienen als Kulisse für Erinnerungsphotos. Sogar eine Siegerehrung kann man nachstellen oder sich mit einer olympischen Fackel fotografieren lassen! Es herrscht eine sehr entspannte Atmosphäre, ähnlich wie in einem Park spielen Kinder Fußball, Pärchen kuscheln am Seitenrand, ein junger Mann schlägt ein Rad, ein älteres Ehepaar macht mit ihrem Enkel Gymnastik. Dazu klingt aus den Lautsprechern "Beijing huan ying ni", "Beijing heißt dich willkommen", ein Hit während den Sportveranstaltungen im vergangenen Jahr, oder auch "It's so easy to fall in love", jedoch die chinesische Version. Begleitet wird die akustische Unterhaltung von Videoeinspielungen auf zwei Großleinwänden in den Kurven des Ovals, meist Aufnahmen von der Eröffnungsfeier oder den Wettkämpfen.

Leider hat es seit Spätsommer 2008 keine Sportereignisse mehr in diesem wunderbaren Stadion gegeben, für August 2009 sind immerhin die Aufführung einer Oper sowie das Finale der Supercoppa Italiana anläßlich der Feier der offiziellen Eröffnung des Stadions vor einem Jahr geplant. Auch das diesjährige "Race of Champions", eine Motorsportveranstaltung, soll im Nationalstadion abgehalten werden, nicht zu vergessen ein Auftritt des hier in China auch als Sänger bekannten Schauspielers Jackie Chan mit seinen Freunden am 1. Mai. In den kommenden drei bis fünf Jahren soll das Vogelnest schließlich in einen Einkaufs- und Unterhaltungskomplex umgestaltet werden, so der Betreiber, die staatliche CITIC-Group. Neben Sportveranstaltungen beziehungsweise Konzerten sowie dem Tourismus soll dies der dritte Nutzungsschwerpunkt des Nationalstadions werden.

Bleibt zu wünschen, dass das Nationalstadion in Zukunft erneut Schauplatz großer Leistungen wird, seien sie sportlicher oder künstlerischer Natur.

 

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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