Der bislang abgelegene Hochgebirgskreis Metok im chinesischen autonomen Gebiet Tibet ist seit Donnerstag mit den übrigen Landesteilen verbunden: Mit der Freigabe der neuen Fernstraße sind nun alle entlegenen Kreise Chinas an das landesweite Straßennetz angebunden.
Metok befindet sich im Südosten von Tibet und gilt als der entlegenste Kreis des chinesischen autonomen Gebiets. Er liegt in der tektonisch aktiven Himalaja-Bruchzone. Die häufigen Erdbeben, Erdrutsche und Schlammlawinen sowie das feuchte und niederschlagsreiche Wetter bereiteten beim Bau einer befestigten Straße enorme Schwierigkeiten. Während der Arbeiten hatten mehrfach tektonische Erschütterungen Schäden verursacht.
Die am Donnerstag für den Verkehr freigegebene Metok-Straße verbindet die Gemeinde Zhamog im Kreis Bome mit dem Lotos-Plateau im Kreis Metok. Sie ist die geologisch instabilste Straße mit den steilsten Gefällestrecken in ganz China. Häufige Erdebeben und sintflutartige Niederschläge sorgen zusätzlich für schwierigste Bedingungen.
Andererseits können Leute, die nie in Metok waren, kaum die Bedeutung ahnen, die diese Straßenverbindung für die 12.000 Einwohner des Kreises hat. Vor der Fertigstellung der Straße brauchte Banma Yanggang drei Tage für seinen Schulweg, denn er musste zu Fuss einen Gletscher überqueren. Nach der Fertigstellung der neuen Straße sagte der Vorsitzende des chinesischen Autonomen Gebiets Tibet, Losang Gyaltsen:
„Für die Bevölkerung aller Nationalitäten in Metok ist die Autostraße eine Lebens- und Wirtschaftsader. Unter der Voraussetzung des bevorzugten Umweltschutzes und der Entwicklung im Einklang mit der Natur können nun plan- und schwerpunktmäßig einige regional typische Branchen in gewissem Umfang ausgebaut werden."
Früher beschrieben Tibeter die Verkehrssituation in Metok oft mit dem Satz „Man kann seinen Nachbarn zwar rufen hören, aber wenn man zu ihm gehen will, braucht man mehrere Tage zu Fuss". Einem anderen geflügelten Wort zufolge ist der Weg nach Metok noch beschwerlicher als der Weg in den Himmel.
Von den 1960er bis in die 1990er Jahre hatte die chinesische Regierung vier Anläufe zum Bau einer Straße genommen, die aus unterschiedlichen Gründen aber fertig wurde. Erst 2009 begann der Bau der nunmehr befestigten Fernstraße, der viereinhalb Jahre dauerte und hat knapp 1,6 Mrd. Yuan RMB kostete.
Aufgrund der besonders komplizierten natürlichen Bedingungen ist auch die neue knapp 120 Kilometer lange Straße nicht ganzjährig befahrbar. Voraussichtlich kann sie jeweils nur für acht oder neun Monate für den Verkehr freigegeben werden. Dazu sagte Zhou Haitao vom chinesischen Ministerium für Verkehr und Transport:
„Mit der Fertigstellung der Metok-Straße ist der Traum verwirklicht worden, dass alle Kreise landesweit durch befestigte Fernstraßen erreichbar sind. Dies gilt als ein epochaler Meilenstein in der Geschichte des Straßenbaus in China. Allerdings ist die neue Straße noch nicht vollständig. Sie wird immer wieder von Hochwasser, Lawinen sowie verschiedenen geologischen Katastrophen beeinträchtigt. Die Schwierigkeiten für einen ganzjährigen Betrieb sind noch sehr groß."