Der Smog ist so dicht, dass die Sichtweite in der nordostchinesischen Stadt Harbin bei wenigen Metern liegt. Wegen der Smogbelastung tragen viele Bürger auf der Straße eine Atemmaske. Han Guilin, der Direktor der Abteilung für Verschmutzungsbekämpfung bei der Umweltschutzbehörde Harbin, nennt die drei Hauptursachen für die gegenwärtige immense Luftbelastung:
"Auslöser sind die Kohle-Verfeuerung sowie Abgase und die Stroh-Verbrennung auf dem Lande, die sorgen für die schwere Luftverschmutzung."
Am Sonntag wurde in Harbin das Fernheizsystem für den Winter gestartet. Damit stieg der Schadstoff-Ausstoß rapide, denn die Harbiner Fernheizung wird mit Kohle betrieben. Der Direktor des nationalen Labors zur Bekämpfung der Feinstaub-Verschmutzung, Feng Yinchang, fügt hinzu, dass die sprunghaft erhöhte Schadstoff-Emission im Zusammenspiel mit besonders ungünstigen Wetterbedingungen den dicken Smog begünstigt hat:
"Weil die Schadstoffe in der Luft nicht weggeweht und verteilt wurden und weil permanent weitere Schadstoffe hinzu kamen, entstand sehr schnell eine sehr hohe Verschmutzung. Zudem sorgen weitere Windstille und die hohe Luftfeuchtigkeit dafür, dass die Schadstoffe in niedriger Höhe sozusagen kleben."
Dabei fördert der sich schrittweise in Richtung Süden verschiebende Beginn der Heizperiode in ganz Nordchina die Smogbildung. So wird erwartet, dass weitere chinesische Städte wie Beijing und Tianjin sowie die Provinz Hebei, wo in Kürze die Heizperiode beginnt, ebenfalls wieder unter starkem Smog leiden werden. Für Direktor Feng Yinchang vom nationalen Labor zur Bekämpfung der Feinstaub-Verschmutzung ist die Kohleverfeuerung einer der Hauptfaktoren für den Anstieg der Luftverschmutzung:
"Während der Heizperiode im Winter wird pro Quadratkilometer doppelt so viel Kohle verfeuert wie im Sommer. Damit ist dann natürlich auch der Schadstoff-Ausstoß entsprechend höher als zu normalen Zeiten."
Hinzu komme, so Feng Yinchang weiter, dass die Kohleverfeuerung in China derzeit zumeist in alten und ineffizienten Anlagen erfolge. Insbesondere traditionelle Heizungen, bei denen in jedem einzelnen Haushalt Kohle verbrannt werden müsse, um zu heizen, sorgten für große Schadstoff-Emissionen. Angesichts dessen gehöre zu den Maßnahmen des laufenden 12. Fünfjahres-Programms der Stadt Beijing, modernere Heizungen und saubere Energien für Heizungen zu verbreiten, damit zumindest im Beijinger Stadtzentrum keine Kohle mehr verfeuert werde.
Dies werde zwar langfristig den Kohleverbrauch senken, es werde aber Zeit brauchen, das Problem der Luftverschmutzung zu lösen. Deshalb erwartet auch Feng Yinchang, dass die bevorstehende Heiz-Periode die Luftqualität in Beijing, Tianjin und Hebei sicher beeinträchtigen wird:
"Es geht hier um einen Prozess. Man kann das Luftverschmutzungsproblem nicht sofort lösen. In diesem Winter gibt es in Beijing, Tianjin und Hebei sicher wieder einige Tage mit besonders schweren Verschmutzungen geben. Wie schlimm der Smog dann konkret wird, hängt auch von weiteren Faktoren wie Wind und Luftfeuchtigkeit ab, von der gesamten Wettersituation also."