Die Eskalation des Streits um die Diaoyu-Inseln beeinträchtigt auch die Handelsbeziehungen zwischen China und Japan. Obwohl Analytiker die Gefahr einer direkten militärischen Konfrontation für gering einschätzen, so sehen sie doch in wirtschaftlichen Aspekten eine weitere Eskalationsmöglichkeit. Laut Beobachtern droht China in drei Bereichen gegen Japan vorzugehen.
Zunächst wird das Land Sanktionen gegen in China investierte japanische Unternehmen verhängen. Bis Ende Juni 2012 hat Japan in China zirka 84 Milliarden US-Dollar investiert. Japanische Betriebe haben Chinesen angestellt und auch in dem Land Güter angekauft. Sie bezahlen an China Steuern und haben ihre Profite nach Japan überwiesen. So gibt es keinen Unterschied zwischen diesen und chinesischen Betrieben. Obwohl japanische Unternehmen ihre Fabriken in den letzten Jahren allmählich nach Südostasien verlegt haben, befinden sich Schlüsselabteilungen wie Forschungs- bzw. Entwicklungszentren weiterhin in China. Diese Institutionen sind nützlich für die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft und Erhöhung der wissenschaftlichen und technologischen Kräfte des Landes. So haben Sanktionen gegen japanische Betriebe in China offenkundig mehr Nachteile als Vorteile.
Des Weiteren rechnen Beobachter mit Auswirkungen auf den Import- und Export der beiden Länder. Japanischen Statistiken zufolge hat Japan in der ersten Hälfte des Jahres Güter im Wert von 73,72 Milliarden US-Dollar nach China exportiert, also 18 Prozent des gesamten Exportsvolumens. Der Wert der aus China importierten Güter in Japan beläuft sich auf 91,34 Milliarden US-Dollar, was 20,5 Prozent aller Importe ausmacht. Das zeigt, dass Japan wirtschaftlich abhängiger von China ist als umgekehrt. Der Handel zwischen China und Japan hat seit 2003 zu 35 Prozent bis 80 Prozent der Impulse des japanischen wirtschaftlichen Wachstums beigetragen. Sollten Sanktionen beim bilateralen Handel verhängt werden, müsste Japan mit äußerst schweren Einbußen rechnen.
Zudem müsste Japan mit Sanktionen in puncto Schulden rechnen. Bis Ende letzten Jahres betrugen Japans Staatsschulden mehr als 1.000 Billionen Yen, also 2,2-fach so viel wie das BIP des Lands. Laut Statistiken des japanischen Finanzministeriums und der Zentralbank war China bis Ende 2011 im Besitz japanischer Staatsdarlehen in Höhe von 18 Billionen Yen. Bereits 2010 ist China zum größten Gläubiger Japans geworden. So könnte China auch dadurch auf effektive Weise gegen Japan vorgehen.