Am Mittag des 23. Januar hörte sie plötzlich Menschen draußen schreien. Ehe sie sich versehen konnte, waren die Unruhestifter in ihr Haus eingedrungen. Sie denkt immer noch mit Schrecken an jenen Tag zurück.
"Ich bin aus dem Tempel zurückgekehrt und habe mit meinem Sohn zu Hause Tee getrunken. Plötzlich wurde unser Haus mit Steinen beworfen. Ich war so erschrocken, dass ich mich in der Küche versteckt habe. Dann habe ich nur furchtbaren Krach gehört. Als ich wieder rausgekommen bin, war mein ganzes Haus zerstört. Ich habe gedacht, dass die Gebetshalle für Tibeter heilig ist und verschont bleibt. Aber auch die Buddhastatuen und Lampen lagen auf dem Boden zerstreut. Und ich vermisse ein wertvolles Sutrenbuch."
An den Sabotageakten in Luhuo waren Hundert Menschen beteiligt. Sie haben gegen das Gerücht protestiert, wonach die Leichen von drei tibetischen Mönchen, die sich selbst verbrannt haben, an die Regierung übergeben würden. Unruhestifter warfen Steine auf die Einrichtungen der Polizei und griffen mit Messern Läden und Häuser entlang der Straße an.
Der vierte Sohn der alten Tibeterin arbeitet in der Administration der Gemeinde. Er ist traurig über die Zerstörungen und dennoch optimistisch:
"Meine Mutter ist wütend, weil das Haus, das meine Eltern mit so viel Mühen aufgebaut haben, in kurzer Zeit zerstört wurde. Auch ich empfinde großen Schmerz. Aber ich glaube, dass diese Menschen betrogen wurden. Ich bin mir sicher, dass die Regierung die Kriminellen schwer bestrafen wird. Die Regierung hat uns bereits Schadenersatz für das Haus zugesagt."
Zur Zeit hat sich die Lage in Luhuo wieder normalisiert.