Nach dem Beginn des Konflikts haben manche Experten geglaubt, dass die Lage in Syrien sich ähnlich wie in Libyen oder Jemen entwickeln wird. Dass man also durch eine Einmischung von außen die Regierung stürzen würde. Li Shaoxian von der chinesischen Akademie für Internationale Beziehungen widerspricht dieser Ansicht.
"In Wirklichkeit unterscheidet sich die Situation in Syrien von der im Jemen und in Libyen. Im Jemen konnte man den Präsidenten Ali Abdullah Salih von anderen Regierungsmitgliedern trennen. In Syrien dagegen kann man Baschar al-Assad nicht von der Baath-Partei trennen. Die Lage in Syrien ist äußerst kompliziert. Sowohl die Situation im Inneren als auch die geopolitische Lage des Staates sind extrem kompliziert und unsicher."
Der Sicherheitsrat könnte am Dienstag über den Resolutionsentwurf abstimmen, der von den westlichen Staaten und der Arabischen Liga vorgelegt wurde. Li Shaoxian sagt, dass die Mitglieder des Sicherheitsrats sich über das weitere Vorgehen uneinig sind. Deswegen dürfte noch einige Zeit vergehen, bis eine endgültige Resolution verabschiedet sein wird.
"Der Sicherheitsrat wird wahrscheinlich über zwei Entwürfe beraten. Über die beiden herrscht keine Einigkeit. Russland lehnt zum Beispiel eine Resolution ab, in der der Präsident Baschar Assad zum Rücktritt aufgefordert wird. Sie sieht sehr nach ausländischer Einmischung aus. Der Plan der Arabischen Liga sieht vor, dass zum einen Assad zurücktritt und zum anderen arabische Staaten mit einem UN-Mandat Friedenstruppen nach Syrien entsenden. Über konkrete Bestimmungen wird noch diskutiert."
Li Shaoxian sagt, dass Syrien einer unsicheren Zukunft entgegenblickt, falls die Vermittlungsbemühungen der Arabischen Liga scheitern.
"Ich glaube, dass die Situation in Syrien sich weiter verschlimmern wird. Wenn der Sicherheitsrat über Syrien entscheidet, dann sehe ich für Syrien schwarz. Es könnten Maßnahen wie 'Flugverbotszone' oder 'humanitärer Korridor' auf die Tagesordnung kommen, die stark nach westlicher Einmischung riechen. Ich bin gar nicht optimistisch, was Syrien angeht."
Soweit, liebe Hörerinnen und Hörer, unsere Aussicht auf die Situation in Syrien. Am Mikrofon war. Hier ist CRI.