Nach Ansicht von Analysten hatte Muammar al Gaddafi zunehmend die Unterstützung des libyschen Volkes verloren, was auf vorrangig vier Faktoren zurückzuführen sei.
Zum einen betrieb Gaddafi in den vergangenen vier Jahrzehnten eine Politik der Stämme. Anstatt auf Parteien oder andere Vertreter stützte sich die libysche Regierung auf die Hausmacht dieser Stämme. Gaddafi selbst kam dabei die Rolle als "oberster Stammesführer" zu, welcher die Landesverteidigung sowie die Außen- und Sicherheitspolitik diktierte. Das Vertrauen und die Unterstützung der Bevölkerung aber ließ sich auf diese Weise nicht gewinnen. Denn traditionell sind es die lokalen Stammesführer, denen die Stammesmitglieder in Treue verbunden sind, nicht aber die nationalen Institutionen. Schon kurz nach Beginn der Libyenkrise hatten die Führer der zwei größten Stämme Libyens Gaddafi die Treue aufgekündigt, wodurch das Fundament des Regimes deutlich bröckelte. Ein zweiter Faktor für den Zusammenbruch der Regierung Gaddafis liegt in der Verteilung der Einnahmen aus der Erdölförderung. Denn die versprochene gleichmäßige Umverteilung unter der libyschen Bevölkerung kam nie zustande. Gemeinsam mit häufigen Korruptionsfällen rief dies im Volk große Unzufriedenheit hervor. Darüber hinaus scheiterte das Regime an den Prozessen der Globalisierung und an den Folgen der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise. Speziell der libysche Erdöl- und der Tourismussektor hatten im Zuge dieser Prozesse gravierende Gewinneinbrüche verzeichnen müssen. Eine Optimierung der Industrie sowie Wirtschaftsreformen aber hatten lange Zeit auf sich warten lassen, welches die wirtschaftliche Entwicklung zusätzlich verlangsamte. Zu den Folgen zählten eine hohe Jugendarbeitslosigkeit sowie die zunehmende Eskalation gesellschaftlicher Widersprüche. Nicht zuletzt steht die Libyenkrise am bisherigen Ende einer ganzen Reihe von Protestbewegungen, welche die arabischen Staaten zu Beginn dieses Jahres erfasst hat. Einerseits geraten die entsprechenden Regierungen durch die Globalisierung, innere Widersprüche sowie die Außenpolitik des Wesens unter Druck. Andererseits stoßen die veralteten Verwaltungsmodelle, die Diktaturen sowie Monarchien in der Bevölkerung auf immer größeren Widerstand. Diese Unzufriedenheit und die Hoffnung auf Reformen zeigten sich schlussendlich auch in der Libyenkrise.