Anfang des elften Jahrhunderts ist im Nordwesten Chinas die Westliche Xia-Dynastie entstanden. Sie stand dem ehrgeizigen Einmarsch der mongolischen Truppen nach Süden im Wege. In den Ruinen der Westlichen Xia-Dynastie hat man die ältesten beweglichen Lettern ausgegraben. Das einzige heute erhaltene chinesische Gesetzbuch des Altertums stammt aus der Westlichen Xia-Dynastie.
Die Westliche Xia-Dynastie, die von den Tangut(党项), einem Zweig der Qiang-Nationalität(羌), gegründet wurde, existierte zwischen Anfang des elften und Anfang des dreizehnten Jahrhunderts. Das Zentrum des Königsreichs liegt im heutigen Ningxia(宁夏). In jener Zeit gab es in China insgesamt drei Mächte: die Jin-Dynastie, die Südliche Song-Dynastie und die Westliche Xia-Dynastie.
Im westlichen Vorort der Stadt Yinchuan, Hauptstadt des Autonomen Gebiets der Hui, befinden sich neun kaiserliche Mausoleen der Westlichen Xia-Dynastie. Die Anlagen der Mausoleen haben eine Fläche von 53 Quadratkilometern. Rund um die neun kaiserlichen Mausoleen stehen noch 253 Gräber, in denen Minister, Generäle, Diener der Kaiser begraben sind.
Niu Dasheng(牛达生)ist Forscher des Instituts für Archäologie der Westlichen Xia-Dynastie. Er schildert uns seinen Eindruck, als er zum ersten Mal die Mausoleen besucht hat:
"Ich fand die Gräber überdimensional groß. Sie liegen in der Wildnis und wirken mysteriös. Ich hatte damals ein unbeschreibliches Gefühl. Man wusste nicht, wie groß die Gräber genau waren. Man konnte ja gar keine Grenze sehen, denn die Wildnis war zu groß."
Vor den Mausoleen stehen drei hohe Steinstatuen mit runden Gesichtern, hervorstechenden Augen und vorstehenden Zähne. Die Schultern sind hochgezogen, ihre Beine leicht gebeugt und ihre Fäuste geballt.
Die Tangut haben ihre eigene Schriften entwickelt, die den chinesischen Schriftzeichen ähnlich sind. Mit dem Untergang der Westlichen Xia-Dynastie sind die Schriften der Tangut schnell in Vergessenheit geraten. Doch bis heute sind viele in Tangut-Schrift geschriebene Bücher und Lexika gut erhalten. Im Museum Ningxia werden einige Blätter aus einem Tangut-Chinesischen Wörterbuch vor rund mehr als 800 Jahren ausgestellt. Historiker Shi Jinbo(史金波)hält das Wörterbuch für sehr wertvoll:
"Das zweisprachige Wörterbuch ist wohl das erste derartige Lexikon in der Geschichte Chinas. Die Tangut konnten durch dieses Buch Chinesisch lernen und die Chinesen im Gegenzug die Tangut-Sprache. Auch heute können Wissenschaftler anhand dieses Buches die Tangut-Sprache dekodieren."
Ebenso wertvoll ist auch ein buddhistisches Buch, das mit beweglichen Lettern gedruckt wurde. Wissenschaftler sagen, es sei das heute bekannteste erste Buch, das mit beweglichen Lettern gedruckt wurde.
Während des Rundgangs im Ningxia-Museum hat man uns auf einen knapp 190 Kilo schweren Goldbüffel aufmerksam gemacht. Das Exponat ist so wertvoll, dass man es in Höhe von 100 Millionen Yuan RMB versichern muss, wenn man es im Ausland ausstellen möchte. Der Büffel und das Steinpferd neben ihm können zum Teil den Alltag der Tangut widerspiegeln. Dazu die stellvertretende Direktorin des Instituts für Archäologie der Westlichen Xia-Dynastie Du Yubing:
"Die Statuen spiegeln das Leben der Tangut wider. Büffel und Pferde sind wichtig für die Wirtschaft der nationalen Minderheiten. Sie lebten von der Landwirtschaft und der Viehzucht."
Die Geschichte der Westlichen Xia-Dynastie kann man nicht nur im Museum bewundern, sondern auch an einigen bekannten Sehenswürdigkeiten in und um Yinchuan bestaunen. Wie zum Beispiel die Grotten, die buddhistischen Tempel oder die Stelen aus der Zeit der Westlichen Xia-Dynastie.
Text: Lu Ming Sprecherin: Lü Xiqian