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Über die Lehrer im Erdbebengebiet in Sichuan
  2008-10-06 20:19:24  cri
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Während des Großbebens in der südwestchinesischen Provinz Sichuan haben zahlreiche Lehrer ihre Schüler vor dem Tod gerettet. Viele von ihnen verloren dabei selbst ihr Leben. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige dieser wahren Helden vor.

Zhou Rulan ist Chinesischlehrerin an der Hongyan-Grundschule in der Stadt Pengzhou in der Provinz Sichuan. Nach dem Erdbeben hat sie zusammen mit ihrer Kollegin 52 Kinder gerettet. Als die Erde am 12. Mai bebte, kümmerte sich Zhou gerade als Aushilfe um die Kinder in einem Kindergarten. Die Kinder selbst schliefen gerade.

"Ich hörte ein großes Dröhnen. Es war, als ob viele Flugzeuge über einen hinwegfliegen würden. Ich sah dann, dass Ziegelsteine und Staub vom Dach hinunterfielen. Es krachte überall. Mir schlug das Herz bis zum Hals und ich rief, ‚Kinder, lauft schnell! Es bebt!'"

Und die Erde bebte heftig. Schnell wurde alles dunkel, es war angsteinflößend. Zhou Rulan erholte sich schnell von dem ersten Schock und rief nach den Kindern. Das älteste Kind war nicht einmal sechs, das jüngste erst vier Jahre alt. Einige waren in großer Panik, andere wiederum schliefen noch. Zhou Rulan öffnete sofort die Tür nach draußen, trug die Kinder aus dem Haus und führte sie auf den Turnplatz.

Insgesamt vier Mal kam sie in das wackelnde Klassenzimmer zurück, dann kam auch die Kindergartenleiterin zu Hilfe. Alle Kinder konnten schließlich von den beiden gerettet werden, und erfreulicherweise war keines der Kinder schwer verletzt. Die Lehrerin erzählt, sie habe damals eine unglaubliche Kraft in ihr verspürt, die sie sehr unterstützt habe:

"Meine ganze Kraft und Energie war anschließend total bis zum Ende ausgeschöpft. Während der Katastrophe jedoch fühlte ich mich so, als ob meine Kraft nie zu Ende gehen würde. Ich weiß selbst bis heute noch nicht, woher diese ganze Kraft kam. Ich lief einfach immer wieder in das Zimmer, in dem die Kinder schliefen, bis alle gerettet waren. Als aber alle Kinder evakuiert worden waren, klopfte mir das Herz dann doch sehr."

Zhou Rulan ist zum Glück unversehrt geblieben. Viele weitere Lehrer aber konnten während der Rettung der Schüler dem Tod nicht entrinnen. Die 21-jährige Xiang Qian war Englischlehrerin an der Lungjü-Grundschule in der Stadt Shifang. Als das Erdbeben auftrat, gab sie gerade im zweiten Stock des Schulgebäudes Unterricht. Nachdem sie bereits 37 Schüler an einen sicheren Platz evakuiert hatte, stürzte das Gebäude ein. Aber selbst in diesem ihrem letzten Augenblick vergaß sie nicht, ihre Schüler zu schützen. Als ihre Leiche schließlich von Soldaten aus den Trümmern geborgen wurde, sah man, dass Xiang Qian ihre beiden Arme weit geöffnet und mit ihrem Körper drei Schüler geschützt hatte.

Xiang Qian hatte im vergangenen Jahr das Studium absolviert. Als Abschlußbeste der Stadt Shifang wurde sie daraufhin als Englischlehrerin von der Longjü-Grundschule angestellt. Sie hatte sich Kassetten gekauft, um sich in ihrer Freizeit mehr Unterrichtsmethoden anzueignen. Es blieb ihr jedoch nur Zeit, eine bis zum Ende zu lernen. Ihr Vater Xiang Zhonghai sagt:

"Es war ihr Traum, Lehrerin zu werden. Aber sie konnte das erste Lehrerfest am 10. September nicht mehr miterleben. Sie ging von uns und ist nun im Himmel. Sie tat dies für die Schüler. Es ist zwar sehr schmerzhaft für mich, aber zugleich erfüllt es mich auch mit großem Stolz. Sie ist ein gutes Vorbild für alle Lehrer. "

Die Beichuan-Mittelschule war eine der am schwersten betroffenen Schulen in den Erdbebengebieten. Lehrerin Li Jiaping gab an dem Tag gerade den Schülern im zweiten Jahrgang Unterricht. Nach dem Beben evakuierte sie ihre Schüler. Es fielen bereits Ziegelsteine herunter, das Klassenzimmer schwankte. Um den Schülern zu helfen, stützte sie mit ihrem Körper den bereits verformten Türrahm. Aber das Schulgebäude stürzte schließlich mit einem großen Krach ein...

Li Jiaping war nicht sofort tot, nachdem sie verschüttet wurde. Rings um sie steckten sechs Schüler fest. Einer davon, der später aus den Trümmern geborgen werden konnte, sagte dem Mann von Li Jiaping, dass der Kopf der Lehrerin eingeklemmt gewesen sei und sie geblutet habe. Aber trotzdem ermutigte Li Jiaping die Schüler mit Geschichten und Witzen, bis sie kein Wort mehr sprechen konnte. Nach zwei Nächten wurden die Kinder schließlich gerettet. Ihre Lehrerin Li Jiaping starb jedoch. Li Jiapings Mann sagte:

"Man sah es ihr im Alltag nicht an. Aber den Mut, den sie während des Erdbebens gezeigt hat, halte ich für einzigartig."

Die Lehrer sind alle ihrer Verantwortung gerecht geworden. Ihre Heldentaten sind mehr als zu würdigen und hervorzuheben. Lehrerin Zhou Rulan sagt dazu:

"Alle Lehrer haben ihre Verantwortung gewissenhaft wahrgenommen. Nicht nur ich, alle dachten damals nicht an ihre eigene Sicherheit. Sie haben alle ihr Bestes getan, um den Schülern ein Überleben zu ermöglichen."

Die überlebenden Lehrer haben sich zudem sehr aktiv an der Katastrophenbekämpfung beteiligt. Im neuen Semester bemühen sie sich nun darum, die Lernatmosphäre und die Psyche der Schulkinder wieder aufzubauen. Der Leiter der Beichuan-Mittelschule Liu Yachun verlor in der Katastrophe seine Frau und seinen Sohn. Im Interview betont er immer wieder, dass man trotzdem nach vorne blicken müsse:

"Unser Ziel ist, trotz der besonders schwierigen Umstände die Gedanken, die Konzentration und die Gefühle der Schüler in eine gesunde und konzentrierte Richtung zu führen. Wir werden alles tun, um sie nach vorne zu begleiten. "

Liu Yachun sagt, die Lehrer im Erdbebengebiet würden lange Zeit brauchen, um den Schülern nach diesen Erlebnissen psychisch zu helfen und daraus herauszuführen. Dazu sollten die Schüler auch lernen, dankbar zu sein. Dankbar gegenüber den Lehrern, die sich für sie eingesetzt und auch geopfert haben. Und dankbar für die Hilfe und Spenden aus ganz China, ja sogar aus aller Welt.

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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