Jeffrey Sachs: Trumps Entscheidung über WHO-Zahlungsstopp ekelhaft

2020-04-16 17:35:29

Jeffrey Sachs, US-Ökonom und Professor am Institut für Internationale und Öffentliche Angelegenheiten an der Columbia University, bezeichnete vor kurzem in einem Interview mit CGTN die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, die Beitragszahlung an die WHO einzustellen, als „disgusting“ (auf Deutsch ekelhaft). Er sagte, es sei offensichtlich, dass Trump versuchte, Vorwände für seine Niederlage bezüglich seiner Politik zur COVID-19-Pandemie zu finden. Die Vorwände könnten die WHO, China oder alles Mögliche. Seit Januar hatte Trump die Epidemie nicht sonderlich beachtet und mehrmals falsche Entscheidungen getroffen. Er belog sogar die Bürger der USA. Mehr darüber finden Sie in dem Video-Beitrag!


Hier folgt die Übersetzung des Interviews:


Herr Professor Sachs, Ihre direkten Kommentare zu den jüngsten Nachrichten, die darauf hindeuten, dass die USA die Finanzierung der WHO aussetzen würden, eine noch ausstehende Überprüfung der Leistungen der WHO durch die USA?

Ich halte das für eine Schande. Die WHO ist eine entscheidende Institution im Moment dieser Weltepidemie. Deshalb braucht sie alle Hilfe, die sie bekommen kann. Was Trumpf versucht, ist, die Schuld für das Versagen der Vereinigten Staaten bei der Kontrolle der Epidemie auf die WHO oder China abzuwälzen oder auf jeden, der dafür passt. Denn Trump denkt nicht richtig, er denkt nicht ehrlich. Er versucht nur verzweifelt, die Verantwortung für die schreckliche Epidemie abzuwälzen, die in den Vereinigten Staaten außer Kontrolle wütet. Wir sollten verstehen, dass wir gerade in diesem Krisenmoment gegenseitig rechenschaftspflichtig und verantwortlich sind. Und deshalb ist diese heutige Ankündigung über die Einstellung der Zahlungen an die WHO so ekelhaft, denn dies ist absolut der denkbar schlechteste Moment, um überhaupt in eine solche Richtung zu denken.


Herr Professor, was hat die WHO geleistet, seit das Coronavirus der Welt bekannt ist?

Ich denke, fast überall, auch in der WHO, auch in China, auch in anderen Ländern: Alle haben versucht, diese Epidemie bestmöglich zu bekämpfen und sie so schnell wie möglich zu verstehen. Anfang Januar war überall bekannt, dass etwas sehr Ungewöhnliches und sehr Beängstigendes geschah. Es war nicht genau bekannt, wie und wann. Aber viele Länder begannen, sehr strenge Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Vielleicht hätten wir es Tage früher oder Tage später wissen können, aber Tatsache ist, dass die Situation Mitte Januar sehr beängstigend war. Und als China am 23. Januar die Abriegelung von Wuhan durchführte, gab es keinen Zweifel daran, dass es sich um einen Notfall größeren Ausmaßes handelte, aber einige Länder reagierten rechtzeitig, und die Vereinigten Staaten nicht. Ich glaube nicht, dass Donald Trump verstand oder sich darum kümmerte, was vor sich ging, aber er verstand sicherlich nicht, was eine Epidemie ist und wie gefährlich sie ist. Und so sagte er bis Ende Januar und dann bis Februar immer wieder, dass es vorbei sei. Es wird bald vorbei sein. Es wird im April vorbei sein. Es wird einfach verschwinden. Es ist fast wie Magie. Es ist ein schrecklicher Misserfolg und sehr beängstigend für das amerikanische Volk, fürchte ich. Wir sehen, dass einige Länder und Gott sei Dank China, Japan, Korea, Singapur, Länder in der Nachbarschaft Chinas die Epidemie weitgehend unter Kontrolle gebracht haben, nicht perfekt. Dies ist ein sehr schwieriger Virus, aber er ist nicht explosiv. Aber in den Vereinigten Staaten ist es leider wirklich explodiert. Und wir haben so viele Tote und so viele Fälle. Diese Situation ist in den Vereinigten Staaten immer noch sehr schwierig.

Zur Startseite

Das könnte Sie auch interessieren