Yu Huapeng machte vor sechs Jahren seinen Führerschein. Damit könnte er eigentlich längst mit seiner Frau und der kleinen Tochter für Wochenendausflüge in die Vororte fahren. Das tat er jedoch ganz selten, da er immer noch kein Auto besitzt. Bevor er ein Fahrzeug kaufen darf, muss er bei einer Kfz-Kennzeichen-Lotterie sein Glück versuchen. Nur viel Glück kann das schon jahrelange Warten auf ein Nummernschild beenden.

Im Jahr 2011 hat die Stadtregierung Beijing begonnen, die jährlichen PKW-Neuzulassungen einzuschränken, um Verkehrsstaus zu verringern und die Luftverschmutzung einzudämmen. In den vergangenen zwei Jahren gab es jeweils eine Obergrenze von jährlich 90.000 Neuzulassungen für konventionelle Fahrzeuge, die ausschließlich durch gewonnene Verlosungen zu ergattern waren. Außerdem gab es jährlich 60.000 Zulassungen für alternativ angetriebene Fahrzeuge, die in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben wurden.

Beijinger Einwohner, welche diese bisher gängige Vergabe der Nummernschilder schon für hart halten, werden sich ab diesem Jahr erst recht umgucken: Denn für 2018 wurde die Quote der Neuzulassungen für Benzin- und Dieselautos um mehr als die Hälfte auf 40.000 reduziert.

„Ich nahm seit Jahren an der Kennzeichen-Lotterie teil ", sagte der 36jährige Yu, stellvertretender Manager einer Energiefirma: „Aber ironischerweise wird mein Führerschein dieses Jahr auslaufen und ich kann immer noch kein Auto kaufen".

An der ersten Kennzeichen-Lotterie der Stadt Beijing hatten sich im Januar 2011 insgesamt 187.420 Menschen beteiligt. Bis Dezember 2017 stieg die Zahl bereits auf mehr als zwei Millionen. Hinzu kamen weitere 117.678 Menschen, die auf eine Neuzulassung für ein Elektroauto warteten. Aufgrund der steigenden Nachfrage seien die Erfolgschancen für eine PKW-Neuzulassung von 9,39 Prozent vom Jahr 2011 auf 0,11 Prozent im vergangenen Jahr gesunken, hieß es.

Yu erkannte den Trend und gab die ursprüngliche Absicht, ein konventionelles Auto zu kaufen, bereits auf. Er nahm nicht mehr an der Verlosung teil und schrieb sich stattdessen auf die Warteliste für die Neuzulassungen alternativ angetriebener Fahrzeuge ein.