Pan Jifeng ist eine Überlieferin der traditionellen Trachten der Hongyao, also der Yao der roten Kleidung.
„Unsere Nationalität hat Stickereien verschiedenster Art. Ich beschäftige mich jetzt mit der Herstellung der Kleidung und verziere sie mit Stickereien. Zu den Motiven zählen vor allem Wildtiere, Fische, Vögel und Pflanzen, aber auch Drachen. "
Der Herstellungsprozess ist sehr kompliziert. Es gibt keine Aufzeichnungen über entsprechende Kunstfertigkeiten, alle Details werden mündlich überliefert. Pan Jifeng kann sich noch gut daran erinnern, wie sie die traditionellen Sticktechniken von ihrer Mutter gelernt hat.
„Normalerweise lernen Kinder von klein auf die traditionelle Stickerei unserer Nationalität. Im Alter von neun Jahren begann ich selbst, die Stickkunst zu lernen. Als ich zwölf Jahre alt war, konnte ich selbst sticken. Ich interessiere mich sehr für die Stickerei. Als ich heiratete, nähte ich selber Kleidungsstücke als meine Aussteuer."
Bei der Herstellung der Kleidung sollen die Rohstoffe zunächst gebatikt werden. Dann werden sie gewebt und auch ein Gürtel genäht. Zu guter Letzt verziert man die Kleidung mit attraktiven Stickereien. Es dauert in der Regel ganze drei Jahre, um ein einziges Kleidungsstück zu fertigen. Als offizielle Erbin setzt sich Pan Jifeng aktiv dafür ein, dieses immaterielle Kulturerbe zu schützen und weiterzugeben.
„Ich muss noch viel tun. Fast alle Mädchen in meinem Dorf sind meine Lehrlinge. Sie können entweder weben, oder sticken. Es gibt viele junge Leute, die sich nicht dafür interessieren. Aber ich werde sie überreden und ihnen geduldig beibringen, zu färben, weben und zu sticken. Dadurch kann unsere Kleidung an jüngere Generationen weitergegeben werden."
2014 wurde die Kleidung der Hongyao in die staatliche Schutzliste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Es galt als ein wichtiger Schritt, dass der Kreis Longsheng seine Einsätze zum Schutz der lokalen Kulturschätze von verschiedenen Nationalitäten erhöhte. Pu Qingfeng ist Verantwortlicher der zuständigen Behörde in Longsheng. Er sagt:
„Die Traditionen und Kulturen gelten als Wurzel verschiedenster Nationalitäten in Longsheng und müssen gut geschützt und an weitere Generationen überliefert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir 2014 ein Schutzprogramm ins Leben gerufen. Wir wollen Schutzmaßnahmen in verschiedenen Kategorien wie Sitten und Gebräuche, Tradition und Kultur, traditionelle Medizin usw. ausarbeiten, um eine gute Grundlage sowie entsprechende Erschließungspläne zu schaffen."
Professor Fred Turnheim ist Präsident des Österreichischen Journalisten Clubs (ÖJC) und zugleich Chefredakteur der österreichischen Journalistenzeitschrift „Statement". Nach seinem Besuch in Longsheng war er tief beeindruckt von den verschiedenen kulturellen Aufführungen und schätzt den Schutz der Tradition und Kultur der lokalen Volksgruppen:
„Ich finde, dass wir sehr schöne Aufführungen von Minderheiten gesehen haben, die zeigen, dass die Kultur sehr lebendig ist. Auch wenn sie in Museumsdörfern und ähnlichen Institutionen stattfinden, merkt man bei den Aufführungen, dass besonders die jungen Menschen das mit sehr viel Liebe und Professionalität auch machen. Interessant ist, dass es so viele Minderheiten im Süden Chinas gibt und dass die alle ihre eigene Kultur sichtlich pflegen und hegen."
Übersetzt von Zhang Chen
Gesprochen von Wu Shiyun