Ölmalerei aus Papier – neo-realistischer Scherenschnitt in Changping

2019-08-09 10:13:02

Li Min (r.) in seinem Geschäft

Foto von CGTN

Li Min ist ein chinesischer Künstler, der seine Kunst eher als Handwerk betrachtet. Inspiriert durch den Scherenschnitt aus dem Yuxian-Kreis, ein chinesisches immaterielles Kulturerbe, hat Li im Jahr 2003 seinen „neo-realistischen Mehrschichten-Scherenschnitt" konzipiert.

„Der traditionelle chinesische Scherenschnitt ist einfarbig und häufig wird rotes Papier verwendet. Die Schnitte sind mit Freuden- und Glückswünsche verziert und aus rotem Papier bearbeitet. Sie zeigen oft nur dekorative Silhouetten, wie bei der chinesischen Tusche- und Waschmalerei. Bei mehrlagigen Scherenschnitten gibt es zwei bis zehn Schichten, die ein Gefühl von Perspektive und Räumlichkeit entstehen lassen. Das ist ein neuer Stil des Scherenschnittes."

Mit seinen neo-realistischen mehrschichtigen Scherenschnitten geht Li Min innovative Wege. Er persönlich wurde sehr vom Fotorealismus beeinflusst und vereinte westliches Zeichenstile mit chinesischem Scherenschnitt, so kann er besser mit optischen Effekten wie Licht und Schatten experimentieren.

„Wie bei der Malerei muss ich zunächst Skizze anfertigen und daraus meinen Entwurf gestalten. Danach zeichne ich das Konzept für den Scherenschnitt. Anders als bei der Malerei färbe ich nicht das Bild, sondern das Rohpapier. Nach dem Einfärben verblasst das Papier nicht mehr, sogar wenn ich es für ein halbes oder ein ganzes Jahr ins Wasser legen würde."

Zuerst experimentierte Li bei seinem neo-realistischen Scherenschnitt mit nur einer Schicht. Über die Jahre hinweg hat sich seine Technik verfeinert und besteht nun aus einer Reihe komplizierter Techniken. Seine Kunstwerke bestehen heute aus 16 bis 18 Papierschichten und auf jede Lage wird das Muster in das Blatt geschnitzt. Durch subtile Farbnuancen zwischen jeder Schicht entsteht eine verfeinerte Farbwirkung wie bei einem Ölgemälde.

Nur Kunsthandwerker, die bereits seit einer Dekade ihr Handwerk ausüben, sind qualifiziert für neo-realistischen mehrschichtigen Scherenschnitt. Für verschiedene Muster stehen Schnitzmesser in unterschiedlicher Größe zur Verfügung. Bei jedem Schritt muss man sehr gut aufpassen. Erst nachdem alle Lagen übereinander liegen, kann man dann sagen, ob das Kunstwerk geglückt ist. Wenn nicht, müsse man wieder ganz von vorne beginnen.

Das Werk "The Golden Autumn" von Li Min

Foto von CGTN

Lokale Folklore ist sein Lieblingsmotiv. Li lebte 50 Jahre im Yuxian-Kreis in der nordchinesischen Provinz Hebei. Diese Region ist die größte Inspirationsquelle seines künstlerischen Schaffens. Er meint, Menschen sind eng mit ihrer Heimat verbunden. Seine Kunstwerke sind Ausdruck dieser tiefen Erinnerung an seine Heimat. Dabei bevorzugt er gerne ländliche Landschaften für seinen Scherenschnitt. Steinwände, Trümmer und Getreide-Felder sind häufig in seinen Arbeiten zu sehen.

„Auf den alten Wänden in alten Dörfern sind oft besondere Texturen zu beobachten. Diese haben eine einzigartige Schönheit trotz ihrer Verunstaltung. Beispielsweise schwarze Flecke mit kleinen Fältchen geben dem ganzen Bild ein bitteres Gefühl. Bitterkeit, Wechselfälle der Geschichte und auch Unvollständigkeit prägen meine Werke. Es gefällt mir, dass der schmucklose Hintergrund meines Scherenschnittes eine bittere Atmosphäre verbreiten und zugleich eine unerwartete Schönheit schaffen kann."

Der Erfolg von Li Min's neo-realistischen mehrlagigen Scherenschnitt hat große Aufmerksamkeit in der traditionellen chinesischen Scherenschnittszene auf sich gezogen. Ihm ist es wichtig, diese neue Kunstform auch in Zukunft zu erhalten.

„Nur an einem Ort, mit dem man tief verwurzelt ist, kann man berührende Werke schaffen. Es geht dabei nicht so sehr um die künstlerische Darstellung, sondern um die Überlieferung bestimmten kulturellen Wissens und historischer Inspiration."

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