Zeng Xiaolian bezeichnet sich selbst als einen „langsamen Maler", da er bei seiner Arbeit auch immer sehr viel Neues lernt und entdeckt. Noch wichtiger ist, dass er einen hohen Standard an sich selbst setzt.
„Pflanzen zu zeichnen ist nur der erste Schritt. Ich habe immer mein Bestes getan, um ihre Vitalität zu zeigen, denn jedes Exemplar war früher ein Lebewesen".
Zeng begann seine Karriere direkt nach seinem Abitur 1958 mit einer Anstellung im botanischen Institut Kunming in der südwestchinesischen Provinz Yunnan. „Ich war begeistert und meine Klassenkameraden waren alle neidisch auf mich", erinnert sich Zeng.
Genau zu dieser Zeit hat China das massive Projekt „Chinas Flora" gestartet. Dafür wurde eine große Anzahl von Illustratoren benötigt. Zeng, der weder Botaniker noch professioneller Maler war, nahm aufgrund seines zeichnerischen Talents an dem historischen Projekt teil.
Das 126 Bände umfassende Großprojekt verzeichnet rund 31.000 Typen von Pflanzen. Es dauerte insgesamt 45 Jahre, bis die Arbeiten von mehr als 300 Botanikern und 160 Malern abgeschlossen waren. Zeng sagte, er sei stolz darauf, Teil des Teams gewesen zu sein.
„Ich habe während meiner ganzen Karriere etwas Sinnvolles getan. Es ist etwas, das ich wirklich liebe, und ich denke, es hat sich gelohnt."
Eine weitere wissenschaftliche Mission in den 1960er Jahren bot Zeng die seltene Gelegenheit, der Natur näher zu kommen. Er wurde beauftragt, potenzielle Antimalariakräuter in dichten Wäldern in den Grenzgebieten in Yunnan zu zeichnen und sie Forschungseinrichtungen einzureichen.
„Ich war so aufgeregt und habe beim Malen alles vergessen. Ich habe nicht einmal die Insekten um mich herum bemerkt. Ich bekam einmal 42 Bisse von Blutegeln und bemerkte das erst am nächsten Morgen, als mein Körper mit Blut fest an meinem Bett klebte."
Nach seiner Pensionierung 1997 begab sich Zeng auf eine neue Reise. Er setzt sich dafür ein, traditionelle chinesische Maltechniken mit der modernen westlichen Malerei zu kombinieren. Anders als er selbst früher oder Illustrationen, die den wissenschaftlichen Nutzen der Pflanzen betonen, konzentriert sich der Senior nun mehr auf den ästhetischen Wert der Pflanzen.
In den letzten Jahren hat Zeng Hunderte von Werken veröffentlicht, die in Ausstellungen und Büchern sowie auf Briefmarken veröffentlicht wurden.
Eines seiner neuesten Meisterwerke ist ein riesiges Gemälde speziell für die Internationale Gartenbauexpo in Beijing. In seinem Werk mit dem Titel „Die Tour der chinesischen Pflanzen" sind 37 Pflanzen zu sehen, die ursprünglich aus China stammen und dann über die ganze Welt verbreitet sind. Um ein so großes Gemälde in kurzer Zeit fertigzustellen, hatte er keine Zeit für einen Entwurf und konnte nur aufgrund eigener Erfahrungen und aus seiner Erinnerung malen. Die Arbeit war nicht einfach für einen 80 Jahre alten Mann.
„Manchmal, nachdem ich den ganzen Tag gearbeitet hatte, zitterte ich am ganzen Körper. Ich habe fast mein ganzes Leben lang gemalt und kann immer noch einen kleinen Teil zu etwas Großem beitragen. Ich denke, das ist mir eine Ehre."
Zeng teilt uns mit, er wolle seine Lobpreisung von Natur und Leben fortsetzen, solange seine Gesundheit noch anhält.
Neben der Regenwaldreihe arbeitet Zeng derzeit noch an einem weiteren großen Projekt: Er malt Pflanzen, die im Buch der Lieder, auf Chinesisch „Shijing", der ältesten bestehenden Sammlung chinesischer Poesie, aufgenommen wurden. Trotz seiner bisher sehr erfolgreichen Karriere bleibt Zeng bescheiden und zurückhaltend.
„Ich habe meine Bilder noch nie verkauft und werde das auch niemals tun. Ich bin nur ein Handwerker, das heißt ich bleibe fest bei einer Sache, bis zum Ende, um sie zu perfektionieren."