Zeichentrickfilmboom in China

2019-07-18 10:00:09

Geht man auf die Startseite eines chinesischen Filmportals, wie etwa mtime.com oder maoyan.com, sieht man die Realfilme kaum vor lauter Zeichentrickfilmen. Mindestens die Hälfte aller derzeit im Kino laufenden oder ins Kino kommenden Filme ist am Computer entstanden und meist auch für Kinder geeignet.

Vielleicht hat das große Angebot an Zeichentrickfilmen in den chinesischen Kinos ja etwas mit der Abkehr von der Ein-Kind-Politik zu tun: Mehr Kinder, mehr animierte Filme.

Das Thema Erwachsenwerden und Verantwortung übernehmen spielt in vielen der neuen Zeichentrickfilme auch eine Rolle. Das Disney-Remake des Klassikers „Der König der Löwen" von 1994, das trotz der super realistischen Tiere zu 100 Prozent animiert ist, setzt sich mit der Königwerdung des Löwenjungen Simba auseinander.

In „Dumbo", ebenfalls aus der Disney-Schmiede und von 2019, muss der gleichnamige Elefantenjunge fieses Mobbing ertragen und das Beste aus seinem Handicap, den megagroßen Ohren machen. Seine Karriere führt ihn vom Zirkus in den Riesenvergnügungspark Dreamland, wo er aber auch auf der Hut sein muss.

Im US-Film „Pets 2" gibt es ein Wiedersehen mit dem teilzeit-verrückten Kaninchen Snowball, das sich nun als Superheld Captain Snowball versucht und einen weißen Tiger aus einem Zirkus befreien will. Die anderen Haustiere müssen auf ein Menschenkind aufpassen und dann noch das geliebte Quietsche-Entchen von Hund Max wiederfinden. Also wieder jede Menge Verwicklungen und kleine Stars mit Kindchen-Schema.

Ein Netflix-Film im Kino? In China ist das gar nicht so selten. „Das Mädchen und ihr Roboter – die nächste Generation" erzählt von einer Freundschaft zwischen weichen und harten Lebewesen, also zwischen einem Menschen und einem Roboter.

Das unartige Mädchen kann mit Robotern nichts anfangen, wohingegen ihre Mutter ganz vernarrt in diese ist. Doch dann trifft die kleine Rebellin, die Fußball liebt, auf den super geheimen und sehr freundlichen Roboter 7723, mit dem sie bald eng befreundet ist. 7723 ist die einzige Hoffnung, um die Menschheit vor der Vernichtung durch Maschinen und böse Menschen zu retten. Dann findet der Ultra-Bösewicht Pang Bo den Aufenthaltsort von 7723 heraus und ein großes Abenteuer beginnt …

Natürlich dürfen japanische Zeichentrickfilme auch nicht fehlen: „Night of Destiny - Cup of Heaven II: Lost Butterfly". Das ist der zweite von drei Teilen der Verfilmung der dritten Route des Mangas „Fate/stay night". Der Film spielt zehn Jahre nach der Schlacht um den Heiligen Gral. In Fuyuki City bricht ein weiterer Krieg aus. Und wieder geht es um den heiligen Gral. Die Atmosphäre ist düster und bedrohlich – überall in der Stadt geschehen Morde. Hier sollten Eltern die Kleinen besser zuhause lassen.

Um einen gewaltigen Krieg geht es auch in der japanischen Produktion „No Game, No Life: Zero" von 2018. Nichts weniger als der Untergang der gesamten Menschheit scheint bevorzustehen. Das Land wird verwüstet und selbst Himmel und Sterne sind nicht vor der Zerstörung sicher. Doch dann taucht ein junger Mann namens Riku auf und es gibt wieder Hoffnung. Seine Abenteuer führen ihn auch in eine verfallene Elfenstadt, wo er der Androidin Shuvi begegnet, die endlich wissen will, wie es ist, ein echter Mensch zu sein. Was sich nach Liebesfilm anhört, ist tatsächlich eine Mischung aus Adventure- und Love-Story.

Einen weiteren Schweinefilm im chinesischen Jahr des Schweins beschert dem Kinopublikum die chinesische Produktion „The Legend of Pig Warrior". Die Komödie erzählt eine romantische Liebesgeschichte und von der Zeit, als Tian Peng noch kein Schwein war. Sein Leben als Schwein wird mit Animationstechnik dargestellt – so ein bisschen wie in Roger Rabbit. Bei den Menschen handelt es sich um reale Darsteller. Der Film interpretiert die in China sehr berühmte „Reise in den Westen" neu und sehr humorvoll.

Das zweite Lego Movie lockt genauso in die Kinos wie die chinesische Produktion "The Coming of the Devil Child of Nezha" (2019). Nezha, der aus Versehen in die unruhige Welt kam, ist eigentlich dazu bestimmt ein Dämon zu werden. Aber vielleicht kommt es doch anders.

Und, wer den Kult-Klassiker „Chihiros Reise ins Zauberland", der bei seinem Debüt 2001 im Produktionsland Japan sogar „Titanic" an den Kinokassen schlug, noch nicht gesehen hat, kann das jetzt in einem chinesischen Kino nachholen.

Viel Spaß im Kino!

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