Stammbaum auf Papier – traditioneller Druck mit Holz-Schriftzeichen ist UNESCO-Weltkulturerbe

2019-06-28 09:51:10

Foto von CGTN

Für viele Menschen in China gehört das Führen eines Stammbaums zu längst vergangenen Zeiten. Anders sieht es jedoch in den meisten Regionen der östlichen Provinz Zhejiang aus, wo ein Stammbaum weiter als ein wichtiges kulturelles Symbol einer Familie beibehalten wird. Besonders in Rui'an, einer Einwandererstadt, gilt der Stammbaum als eine Verkörperung der Familiengeschichte und als ein Tribut gegenüber den Vorfahren. Es ist eine lokale Tradition, durch Typen-Druck mit beweglichen Schriften aus Holz, den Stammbaum auf Papier zu erstellen. Das ist einer der Gründe dafür, dass diese einzigartige Druckmethode in der Region von Generation zu Generation überdauerte.

Wang Chaohui ist der einzige Erbe dieser Kunstfertigkeit in der Region. Seit der Song-Dynastie hat sich die Familie von Wang mit Druck der Stammbaum-Bücher beschäftigt. Im Alter von 19 Jahren begann Wang, diese traditionsreiche Druckmethode zu erlernen. Das ist nun schon 42 Jahre her. Laut Wang ist Druck eines Familienstammbaums ein zeremonieller Prozess.

„Normalerweise sortiert man den Stammbaum einer Familie in ihrem Ahnensaal aus. Mein Großvater hat sich lebenslang mit dieser Arbeit beschäftigt. Mein Vater erzählte mir, dass der Druck des Stammbaums auch eine Art der Kunstfertigkeit ist und überliefert werden sollte. Der Stammbaum dokumentiert alles über die Vorfahren einer Familie. Wie zum Beispiel die Zeitpunkte ihrer Umzüge, ihre Status in der Familie und auch ihre großen Taten. Dadurch können sich die Nachkommen gut an die familiären Wurzeln erinnern."

Vor dem Druck wählt man zunächst entsprechende Druckstempel aus und dann ordnet man sie auf einer Platte gemäß den Informationen der Familie an. Nach Einschwärzung der Typen mit Tinte legt man ein Xuan-Papier darauf. Durch Reibung der Oberfläche des Papiers sollen die Schriften schließlich aufs Papier gedruckt werden. Für einen erfolgreichen Typen-Druck muss man laut Wang Chaohui einige Schwerpunkte beachten.

„Gemäß Aussprache gibt es ungefähr 22.000 chinesische Schriften. Um die entsprechende Typen schnell zu finden, gibt es nach ihren Komponenten ein Rezept zur Auswahl der Schriften. Am Anfang konnte ich an einem Tag nur zwei bis drei Druckplatten setzen. Nach einigen Tagen konnte ich täglich bis zu acht anfertigen. Es macht mir großen Spaß, die entsprechenden Typen für den Druck auszuwählen. Auch die Tusche soll perfekt druckfertig eingestellt werden, um ein gutes Aussehen der Schriftbilder zu gewährleisten. Der dadurch gedruckte Stammbaum kann 300 bis 400 Jahre gut erhalten werden. Es hält viel länger als auf industrielle Weise gefertigte."

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Wenn eine Type abgenutzt wird, oder ein neuer Charakter erforderlich ist, muss der Drucker in der Lage sein, selber eine neue Type zu schnitzen. Das ist eine schwierige Aufgabe, weil man zunächst ein Spiegelimage des benötigten Charakters in der Song-Schriftart herstellen muss. Dafür schreibt Wang zunächst eine Spiegelversion der Schriften auf der Holz-Type. Dann schnitzt er entlang jedes Striches. Jetzt kann Wang in zehn Minuten eine neue Type fertig machen. Zu der Meinung, dass der Druck mit beweglichen Holztypen veraltet und weniger effizient als andere Druckmethoden ist, sagt Wang Chaohui, dass viele Menschen sich der kulturellen Bedeutung dieser traditionellen Drucktechnik nicht bewusst seien.

Die UNESCO hat diese einzigartige Drucktechnik mit beweglichen Holztypen bereits in die Liste des Immateriellen Kulturerbes unter dringendem Schutz aufgenommen. Durch seine Bemühungen hat Wang Chaohui in den vergangenen 40 Jahren mit seinen Holztypen nicht nur Geschichten verschiedenster Familien in der Region dokumentiert, sondern auch einen wertvollen Kulturschatz Chinas weitergegeben.

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