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Wegen seiner Leidenschaft für den Outdoor-Sport nahm der Chinese Li Huacan den Spitznamen Semit an. Das Wort bezeichnet ein altes nomadisches Volk in Zentralasien. Es ist wahrscheinlich der erste Stamm, der Asien, Europa und Afrika durchreiste. Mit diesem Namen will Li zeigen, dass er wie das antike Volk die Welt erforschen und das Unbekannte entdecken kann. Und Schritt für Schritt nähert er sich seinem Ziel an.
„Ich arbeite alleine. Es gibt kein unterstützendes Team. Ich paddelte durch die Qiongzhou-Straße zwischen den Provinzen Guangdong und Hainan und entlang der Küste von Thailand und Kambodscha. Mit diesen Abenteuern will ich die Natur herausfordern, über meinen eigenen Schatten springen und meine Grenzen ausloten."
Li Huacan wuchs in Zhuhai, einer Küstenstadt in der südchinesischen Provinz Guangdong, auf. In seiner Kindheit war er neugierig auf alles und stellte seinem Vater gerne viele Fragen. Anstatt ihm die Antworten direkt zu geben, ermutigte ihn sein Vater Li immer, selbständig nach den Antworten zu suchen. Das hat Li bis heute geprägt und motiviert, die Welt auf eigene Faust zu erforschen.
Später war er als Ingenieur in einem ausländischen Unternehmen tätig. Aber die Arbeit machte ihm keinen Spaß. Er hatte immer das Gefühl, etwas Neues erleben zu wollen.
„Nach einigen Jahren wurde mir bewusst, dass sich in meinem Leben alles wiederholte. Ich hätte sogar mit geschlossenen Augen auf Arbeit gehen können. Das langweilte mich sehr. Sogar in meiner Heimatstadt Zhuhai, einer kleinen Stadt, gibt es viele Orte, die ich noch nie besucht hatte. Ich wollte die Welt entdecken, sonst dachte ich, wäre mein Leben ein Misserfolg. "
2007 fuhr Li Huacan bei einer Werbeaktion erstmals Kajak. Er fuhr damals in einem Bergsee. Fast die Hälfte der Seeoberfläche war von Mammutbäumen bedeckt. Diese zu durchqueren war für Li wie eine Reise ins Märchenland. Damals hat er sich in den Sport verliebt. Man nehme, so Li, beim Kajakfahren eine andere Perspektive auf die Welt ein. Der persönliche Horizont erweitere sich dabei ständig, so der Abenteurer. Nach der Qiongzhou-Straße, Bohai-Straße und sogar dem Perlfluss war er bereit für den Gelben Fluss.
„Der Gelbe Fluss gilt in China als der ‚Mutterfluss' und verläuft vom Qinghai-Tibet-Plateau bis ins Meer. Sowohl topographisch, als auch geographisch ist er großartig. Der Gelbe Fluss ist unser Naturschatz. Ich hätte es bedauert, ihn niemals zu durchqueren."
Zur Vorbereitung seiner großen Kajakreise auf dem Gelben Fluss hat Li 12 Monate lang einen Fahrplan erarbeitet. Zudem analysierte er die regionalen hydrologischen Besonderheiten entlang seiner Route. Er hat sich sogar im Klettern geübt, um auf eventuelle Notfälle in Schluchten vorbereitet zu sein, in denen das Kajak leicht kentern kann.
„Das Quellgebiet des Gelben Flusses ist größtenteils unbevölkert. Das einzige Verkehrsmittel, mit dem man dort vorankommt, ist das Kajak. Die gefährlichste Strecke auf dem Gelben Fluss verläuft vom Qinghai-Tibet-Plateau ins Lössplateau. Die Höheanlage sinkt dort abrupt von mehr als 3,000 Metern auf nur 1,000 Meter über dem Meeresspiegel. Bei solch einem großen Höhenunterschied tosten die Stromschnellen. Ich fuhr zwischen engen, steilen und mehrere hundert Meter hohen Schluchten und es gab dort keinen anderen Ausweg."
In 234 Tagen legte Li eine Strecke von insgesamt 5464 Kilometern zurück. Damit wurde Li der erste Einer-Kajakfahrer, der erfolgreich alleine den Gelben Fluss durchpaddelte. Seinen Abenteuergeist beschreibt er als einen Kampf gegen sich selbst.
„Es gibt keine Abkürzung oder einfache Lösung, um das Ziel zu erreichen. Unser Leben ist auch ein Abenteuer. Die Natur ist voller unbekannter und unkontrollierbarer Szenarien. Bei der Erforschung der Welt muss man nicht andere, sondern sich selbst besiegen."