Wang Xiaoshuai ist ein Filmregisseur und Drehbuchautor, der oft der „sechsten Generation" chinesischer Filmemacher zugeordnet wird. Auf der Berlinale 2001 wurde sein Film „Beijing Bicycle" mit dem Silbernen Bären als Großer Preis der Jury prämiert. Im Wettbewerb der Berlinale 2008 wurde der Film „In Love We Trust" gezeigt. Das Drehbuch zu diesem Film brachte Wang einen Silbernen Bären ein.
Mit seinem jüngsten Film „So long, my son" konkurrierte Wang zum dritten Mal auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin um den Goldenen Bären. Obwohl er diesmal selbst leer ausgegangen ist, gingen die beiden Silbernen Bären für den Besten Darsteller und die Beste Darstellerin an die beiden Hauptdarsteller seines Films.
Wang zufolge lege der Fokus des Films weniger auf der Geschichte als auf den Gefühlen. Wegen eines Unfalls verschlechterte sich die einst gute Beziehung zwischen zwei Familien plötzlich. Nach dreißig Jahren treffen sie sich wieder und es passiert eine rührende Geschichte. Wang Xiaoshuai meint, im Film werde der Wandel der Zeiten deutlich. In China hat der Film sowohl positive als auch negative Kritiken geerntet. Dazu zeigt sich der Regisseur ganz gelassen.
„Film ist keine Mathematik: man hat nicht einfach richtig oder falsch gerechnet. Jedes Individuum empfindet anders nach einem Film und hat ein unterschiedliches Verständnis, weil jeder Mensch einen unterschiedlichen ästhetischen Geschmack und Bildung hat. Es ist normal, dass sich die Zuschauer einen Film anschauen und alle möglichen Kritiken am Ende rauskommen. Jeder hat seine eigene Meinung und ist unterschiedlich geprägt."
Wang Xiaoshuai wurde in den 1960er Jahren geboren. Für die Zuschauer ist er ein Art House Regisseur. Er erklärte uns, dass er nicht dem aktuellen Filmmarkt oder Trends hinterherjagt, sondern das künstlerische Schaffen die höchste Priorität hat. Kunstfilme sind keine Kassenerfolge. Sie sind eben keine Blockbuster. Trotzdem bewegt sich viel in dieser kleinen Welt des Art House Kinos.
„Es ist unmöglich für Kunstfilme, mit kommerziellen Filmen um den Marktanteil zu konkurrieren. Aber nehmen wir an, der gesamte Markt sei eintausend Mu groß, dann nehmen Kunstfilme ein einziges Mu davon ein und garantieren ebenso die Vielfältigkeit des Marktes. Darum müssen wir gezielt für unser Publikum schreiben und drehen, um Zuschauer zu gewinnen und einen Durchbruch auf dem Markt zu erzielen. Ich glaube, in einem solchen großen Land wie China gibt es bestimmt Menschen, die diese Filmgattung mögen."
Bereits im Jahr 2016 hat Wang Xiaoshuai beschlossen, drei Filme über die drastischen gesellschaftlichen Veränderungen in China zu drehen. Aber allein für den ersten Film „So long, my son" hat er vier Jahre gebraucht. Trotzdem zeigt er sich zuversichtlich und geduldig, die Filmserie zu vollenden.
„Wenn man in ausschließlich drei Filmen die großen Umbrüche Chinas darstellen kann, lohnt es sich weiterzumachen, egal wie viele Jahre es auch braucht. Es geht nicht um die Dauer. Ich habe Geduld. Es geht eher darum, ob die Gesellschaft und die gesamte Filmbranche solche Filme brauchen und genug Geduld dafür aufbringen können."