Eine Standardfrage in chinesischen Restaurants ist: „Ni chi la ma?" Etwa: „Essen Sie scharf?" Bei ausländischen Gästen könnte das auch als ein besorgtes: „Sind Sie sicher, dass Sie es mit dem lokalen scharfen Essen aufnehmen können?" ausgelegt werden. Wer sich nicht sicher ist, der sollte den überlebenswichtigen Satz: „Bu chi la!", also „Ich esse nicht scharf!" parat haben. Wer guter Dinge ist, sagt: „Wo bu pa la." Übersetzt heißt das: „Ich habe keine Angst vor der Schärfe."
Die Chili befeuert Hot Pot und Shui zhu yu, also Fisch in heißem Chili-Öl. Gepaart mit Sichuan Pepper kommt bei klassischen Gerichten wie Kung Pao Chicken und Mapo Tofu neben der schweißtreibenden Schärfe noch ein Mund und Lippen betäubendes Kribbeln hinzu. Tipp: Nicht Wasser, sondern Erdnussmilch hilft, um das Geschmacksfeuerwerk im Mund zu löschen.
Von ihrer Präsenz in der chinesischen Küche ausgehend, könnte man meinen, die Chili sei ur-chinesisch. Ist sie aber nicht. Tatsächlich gab es bis zum Ende des 15. Jahrhunderts weder in der chinesischen Küche noch außerhalb Amerikas Chilischoten. Wie Kartoffeln, Mais und Tomaten stammt auch die Chili aus Amerika und wurde schon Jahrtausende vor ihrem weltweiten Siegeszug kultiviert. Historiker sagen sogar, dass sie schon vor sechstausend Jahren in Ost-Mexiko für den menschlichen Verzehr gezüchtet wurde.
Christoph Columbus war wahrscheinlich der erste Europäer, der in Amerika mit Chilis in Kontakt kam. Er nannte die scharfe Frucht, die von den Einwohnern zum Würzen genutzt wurde, Pimienta, also Pfeffer. Ob er damit hervorheben wollte, dass man die Chili, wie Pfeffer, als scharfes Gewürz benutzt oder wirklich glaubte, dass die Chili eine Verwandte des bereits aus Indien bekannten schwarzen Pfeffers war, ist unklar.
Durch den Gewürzhandel in den folgenden Jahrhunderten verbreitete sich die Chili schnell in Afrika, im Nahen Osten, in Südostasien und Japan.
In Punkto Herstellung ist China heute führend. Von den 36 Millionen Tonnen Chili, die im Jahr 2017 produziert wurden, stammte fast die Hälfte aus China. Auf Platz zwei lag Mexiko, wo knapp neun Prozent der weltweiten Chilis geerntet wurden.
Kulinarisch und kulturell ist Chili in China allgegenwärtig. Wissenschaftler in der südwestchinesischen Provinz Yunnan behaupteten im Jahr 2017 sogar, die schärfste Chili der Welt gezüchtet zu haben. Diese ist allerdings so scharf, dass man sie weder essen, noch ohne Handschuhe anfassen kann.
Wer auch nach dem Essen nicht genug von Chili hat, der kann sich sogar mit Chili-Zahnpasta die Zähne putzen. Die Hotpot-Zahnpasta, die es in drei Schärfegeraden gibt und kürzlich auf den Markt kam, ist so beliebt, dass die erste Fuhre binnen weniger Tage ausverkauft war.