„Als ich klein war, waren unsere Bettlaken, meine Kleidung und mein Beutel alle aus dem Stoff, der hier vor Ort in Handarbeit hergestellt wird. Man kann ihn drei oder auch fünf Jahre nutzen, ohne dass er kaputt geht." Die Stoffkunst seiner Heimat ist tief im Gedächtnis des jungen Buyi-Angehörigen Wei Xianglong verankert. „Diese Dinge sind aber immer weniger geworden."
Wei Xianglong studierte Innenarchitektur an der Sichuaner Akademie der Bildenden Künste. Nach seinem Abschluss setzte er sich für die Weitergabe von immateriellem Kulturerbe und Unternehmertum ein. Am Vorabend des chinesischen Frühlingsfests im Jahr 2012 stellte Wei aus Stoff im Wert von 2.000 Yuan RMB mehrere Computertaschen her. Dann postete er sie in einem Online-Geschäft. In nur einer Woche waren alle Computertaschen ausverkauft und er verdiente über 6.000 Yuan RMB. Er entdeckte, dass es noch immer einen Markt für die traditionelle Technik seiner Minderheit gibt. Aus diesem Grund gründete er die „Wu Tu Wu Sheng"-Werkstatt. Sie stellt den traditionellen Stoff der Buyi-Nationalität her, aber mit modernem Design.
Wei Xianglong kommt aus den Bergen im Süden der südwestchinesischen Provinz Guizhou. Obwohl die Handwerkskunst gut entwickelt ist, war sie aufgrund schlechter Verkehrsanbindungen außerhalb des Gebiets absolut unbekannt. „Früher trugen alle Angehörigen der Buyi-Nationalität handgemachte Kleidung. Jetzt wurde diese Gewohnheit allmählich aufgegeben. Nur zu wichtigen Festen wird noch die Kleidung aus dem selbstgemachten Stoff getragen."
„Mit Maschinen gewebte Bettlaken kann man sehr leicht kaufen, sie kosten nur etwa 100 Yuan RMB. Aufgrund der steigenden Personalkosten kosten handgemachte Gegenstände aber 800, 900 oder sogar 1.000 Yuan RMB. Jeder trägt massenproduzierte Kleidung. Wer interessiert sich noch für traditionelle Handwerkstechniken?", erklärte Wei Xianglong.
Liu Hailong ist ein Überlieferer der immateriellen Keramiktechnik von Chongqing. Er begann seine Lehre mit gerade einmal zwölf Jahren. Tag und Nacht wurde er von Keramiken begleitet. „Die Herstellung von Keramiken benötigt viel Zeit, jedoch ist die Nachfrage sehr begrenzt. Heutzutage sind gutaussehende, moderne Produkte beliebter."
2015 setzen das chinesische Kultur- und Bildungsministerium einen Plan zur Erforschung und Ausbildung für immaterielles Kulturerbe um. Hochschulen und Design-Unternehmen wurden beauftragt, Fortbildungen von Überlieferern für immaterielles Kulturerbe anzubieten.
2017 ging Liu Hailong noch einmal zur Universität, um an der Hochschule für Kunsthandwerk Suzhou an einer einmonatigen Fortbildung teilzunehmen. Ein Jahr später besuchte er einen einmonatigen Kurs für Brokat und innovatives Design.
Wei Xianglong glaubt, die Verbindung von immateriellem Kulturerbe und kulturellem Design sei eine gute Lösung für die weitere Entwicklung von immateriellem Kulturerbe. „Es ist unmöglich, seine Waren nur an die Angehörigen seiner eigenen Volkesgruppe zu verkaufen. Ich hoffe, dass mehr Menschen unsere traditionelle Technik und Kultur kennenlernen können. Durch mein Design können die Produkte in allen Bereichen eingesetzt werden."
Die „Wu Tu Wu Sheng"-Werkstatt erforscht derzeit auf der Basis der Erneuerung des Kunsthandwerks der Buyi-Nationalität Produkte wie Handtaschen, Tee-Sets und Seidenschale. Sogar die Kostüme für Flugbegleiterinnen tragen nun Aufdrucke der Buyi-Nationalität.
Liu Hailong versuchte mit der Anleitung von Lehrern der Suzhouer Akademie für Handwerkskünste Teegeschirr und Dekorations-Elemente herzustellen. Eine Schüssel kostete früher fünf Yuan RMB. Jetzt kann eine gute Schüssel für über 100 Yuan RMB verkauft werden. Durch zahlreiche Ausstellungen und Empfehlungen auf verschiedenen Plattformen wurden auf der Chongqinger Messe für immaterielles Kulturerbe Aufträge im Wert von 100.000 Yuan RMB unterzeichnet.
Aber es müssen noch viele Probleme gelöst werden. Der Schwerpunkt sind dabei immer noch die Menschen selbst.
„Es wurden viele Politiken umgesetzt, um Unternehmertum im Zusammenhang mit immateriellem Kulturerbe zu ermutigen. Die Regierung hat mich angestellt, um neue Personen auszubilden. Aber kommerziell gesehen, bleiben zu wenig Personen übrig", sagte Wei Xianglong.
Auf dem Weg zum Unternehmertum für immaterielles Kulturerbe muss noch viel Zeit in die Forschung und in Test gesteckt werden. Wei Xianglong erklärte: „Es ist nicht nur eine Frage der Wirtschaftsentwicklung, sondern auch eine Frage der Ruhestätte für die Seele aller Chinesen."