Kleinplaneten oder Planetoiden sind Kleinkörper im All. Sie bewegen sich auf einer Umlaufbahn um die Sonne und erfüllen nicht die Kriterien, um als Planet klassifiziert zu werden. Wir mögen uns alle noch an die Zeit erinnern, als Pluto nicht bloß ein berühmter Cartoon-Hund war, sondern auch der neunte Planet des Sonnensystems. Mit der neuen Planetendefinition der Internationalen Astronomischen Union von 2006 wurde er zu einem Zwergplaneten. Dabei handelt es sich um eine Sonderform von Planetoiden mit ausreichend Masse und Gravitation, um eine Kugelgestalt aufrecht zu erhalten.
Alles schön und gut, aber wo kommt hier nun China ins Spiel? Nun, die 1919 in Brüssel gegründete Internationale Astronomische Union (IAU) engagiert sich für die internationale Erforschung des Kosmos, zu ihren Aufgaben gehört ebenso die Benennung von Himmelskörpern. Wer einen Himmelskörper entdeckt und ihn benennen möchte, der wendet sich an die IAU. In China ist die Benennung von Himmelskörpern zu einem kleinen Celebrity-Trend geworden.
Vor zwei Jahren erstanden Fans der chinesischen Boygroup TFBoys die Namensrechte an 18 Planetoiden. Anlässlich des 18. Geburtstages des Sängers Wang Junkai benannten sie alle erstandenen Kleinplaneten in WJK. Die Sterne befinden sich natürlich in einer Konstellation zueinander, die verbunden die Buchstaben W, J und K ergeben.
Vergangenen Sommer wurden dann gleich vier Himmelskörper nach Schauspielern aus Hongkong benannt – Andy Lau, Leslie Cheung, Louis Koo und Anita Mui. Dabei handelte es sich um Asteroiden, die oft und gerne synonym mit Planetoiden verwendet werden.
Der chinesische Automobilhersteller Geely hatte letzte Woche angekündigt, dass er einen neuen Planetoid entdeckt habe. Geely ist in Deutschland vielleicht am bekanntesten, als die Firma, die Volvo gekauft hat. Laut Angaben von Geely wurde diese Entdeckung bereits bei der Internationalen Astronomischen Union eingereicht. Das Unternehmen hat darin den Namen Xingyue vorgeschlagen, was zufälligerweise auch der Name des neuen Geländewagens von Geely ist und so viel bedeutet, wie der Mond und die Sterne. Der frisch entdeckte Kleinplanet soll sich im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter befinden.
Stimmen aus dem Planetarium in Beijing reagierten in der staatlichen Zeitung Science and Technology Daily darauf und warfen Geely Betrug vor. Darin wird dargelegt, dass der Prozess von der Entdeckung eines Planetoiden bis zum Erhalt seiner Seriennummer, geschweige denn eines Namens, durchschnittlich bis zu fünf Jahren dauern kann. Eine so kurzfristige Anmeldung der Entdeckung samt Benennung sei unmöglich.
Weiterhin verweist die Internationale Astronomische Union darauf, dass sie keine kommerziellen Namen akzeptiere. Die IAU abreite bei der Namensgebung von Himmelskörpern, für diese sie seit einem Jahrhundert zuständig und anerkannt sei, exklusiv mit zwei Forschungsinstituten zusammen. Damit scheint der Geländewagen-Stern eher unwahrscheinlich, genauso wie die internationale Anerkennung der TFBoys-Kleinplaneten. Die Fans der TFBoys veröffentlichten damals eine Stellungnahme, in der sie bereits darauf hingewiesen haben, dass das IAU keine kommerziellen Namensvorschläge annehme, aber es viele Online-Agenturen dafür gebe.
Hier wird es dann natürlich tückisch, heißt es doch etwas spöttisch auf der IAU Webseite auf die Frage hin, was man nun bekommt, wenn man über eine solche Agentur einen Namen kauft:
„Ein teures Stück Papier und ein vorübergehendes Glücksgefühl, wie wenn man eine Tasse Tee statt der vom Arzt empfohlenen Medizin einnimmt. Aber zumindest riskieren Sie mit dem Kauf eines Sternennamens nicht krank zu werden, Sie verlieren bloß Geld dabei."
So gebe es da draußen genug Sterne für jeden Menschen, aber leider würden kein Staat, internationale Autorität oder Wissenschaftler den selbstgewählten Namen anerkennen, lässt das IAU verlauten.
Naja, eine schöne Geschenkidee und nette symbolische Geste ist es allemal.
Ach ja, die Asteroiden mit dem Namen der großen Hongkong-Stars sind im Übrigen völlig legitim. Einem Entdecker ist es erlaubt, Namen vorzuschlagen, die dann von der IAU geprüft werden. So haben es die Asteroiden 55381-55384 als Lautakwah, Kootinlok, Cheungkwokwing und Muiyimfong – die kantonesischen Namen der vier Schauspieler – in die offizielle Namensliste des IAU geschafft.
Text: Maik Rudolph