Wer, warum auch immer, auf die Idee kommen sollte, jemanden mit einem Besen zu schlagen, vielleicht einfach, weil dieser gerade zur Hand ist, sollte dies auf jeden Fall unterlassen, zumindest hier in China. Denn dem Besenschläger droht mindestens Unglück, vielleicht droht ihm sogar der Ruin. So sagt es jedenfalls ein Aberglaube. In Deutschland bleibt das Besenschlagen, sofern es angezeigt wird, auch nicht ohne Folgen. Hier sind diese aber eher straf- oder zivilrechtlicher Natur.
Vom unheilvollen Wesen schlagender Besen kommen wir nun zum Gesicht. Es geht nicht um dessen Verlust. Ist das Gesicht gut rasiert oder der Schnurrbart darin vortrefflich getrimmt, sollte man diesen sauberen Zustand unbedingt bewahren. Sonst kann etwas Schlimmes passieren. Dieser Aberglauben klingt für Westler nach einer Marketing-Erfindung von Rasierapparate-Herstellern.
Ein anderer Aberglaube hat wohl in letzter Konsequenz sogar etwas Positives. Wenn ein Hund in der späten Nacht für ein paar Stunden wie ein Wolf heult, bedeutet dies, dass irgendwo jemand gestorben ist. Nun, wann haben Sie zuletzt einen Hund nachts stundenlang heulen gehört? Genau. Es sterben nachts offensichtlich nicht so viele Menschen. In Deutschland wird einem anderen Tier die gegenteilige Funktion zugeschrieben, unabhängig davon, ob er nun klappert oder nicht.
Mit Freuds Traumdeutung hat ein weiterer, sehr finsterer, Aberglaube nichts zu tun. So zeigt ein Traum von Zähnen oder Schnee den Tod der Eltern an. Da ist sicherlich nichts dran. Denn wie viele Kinder träumen im Winter von Schneeballschlachten im Schnee und werden am Morgen liebevoll von den Eltern geweckt!
Geisterglauben sollte man hingegen nicht so leicht als Aberglaube abtun. Wenn ein Baby ohne Grund weint, kann es doch wirklich sein, dass es von Geistern geärgert wird, oder nicht? Schließlich dürften nicht alle Geister kinderlieb sein.
Bau nie ein Haus nach Norden, das bringt Kummer und Sorgen, könnte man einen weiteren Aberglauben beschreiben, der Bauherrn ohne Kompass sogar den Ruin verheißt.
Wer einen deutlich jüngeren oder älteren Partner vorzieht, ist wohl in China aus dem Schneider. Denn hier ist es nur fatal, eine Person zu heiraten, die entweder drei oder sechs Jahre älter oder jünger ist.
Komplizierte Geisterbeschwörungen gehören der Vergangenheit an. In China reicht es aus, sich nachts die Nägel zu schneiden, damit die Geister einem Gesellschaft leisten. Werde ich demnächst mal ausprobieren.
Wer traut es sich, den folgenden Aberglauben noch heute Abend zu widerlegen? Wer nachts mit dem Finger auf den Mond zeigt, dem fallen die Ohrenspitzen ab.
Ich probiere das jedenfalls nicht aus.
Text: Nils Bergemann