App geöffnet, Reiter für Speisen und Getränke angewählt, zack in den Warenkorb und mit Wechat bezahlt. So einfach ist es, einen frischen Stör bei Xiaomi zu bestellen.
Ja, Sie haben richtig gehört, es ist möglich, frischen Fisch bei Xiaomi zu erwerben. Sie wissen schon – Xiaomi – das Unternehmen mit den günstigen Smartphones.
Das gemeinhin als Elektronikhersteller bekannte Unternehmen aus Beijing ist zwar noch nicht in alle Winkel Deutschlands vorgedrungen, doch geistert es seit Jahren als gute Alternative zu den etablierten Smartphone-Herstellern in Deutschland herum. Der Kenner schätzt bereits seit geraumer Zeit die günstigen Telefone mit Mittelklasse bis High-End Hardware. Auch wenn diese in Deutschland bisher noch etwas schwer zu erstehen sind. Einen offiziellen Store im deutschsprachigen Raum gibt es bisweilen nur in Wien. Aber die üblichen Elektronikkaufhäuser führen sie mittlerweile alle.
Wie das Marktforschungsinstitut IDC unlängst herausgefunden hat, ist Xiaomi der viertgrößte Smartphone-Hersteller der Welt und liegt nur hinter dem in Deutschland schon länger verbreiteten Huawei und den üblichen Verdächtigen: Apple und Samsung.
In der Volksrepublik ist es aber noch für viel mehr als bloß intelligente Telefone bekannt. Jegliche Klein- und Haushaltselektronik bis hin zu Matratze und Wohnmobiliar lassen sich hier finden. Das alles günstig und zumeist in einem schlichten Design, das an Apples Gestaltungsphilosophie erinnern lässt. Durch Partner- und Subunternehmen auf der Plattform Xiaomi Youpin erweitert sich die Palette auch noch auf Jeans, Schuhe, smartes Lernspielzeug für die Kleinen, frische Kochzutaten, edlen Wein und Bidet-Toilettendeckel. Es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt. Bei den Partnern handelt es sich zum Großteil um kleine Startup-Unternehmen, in die Xiaomi investiert hat.
Fragt man Chinesen nach dem Unternehmen, dann denken sie bestimmt zuerst an ihren intelligenten Wasserkocher oder ihren Luftreiniger, den sie vom Telefon aus steuern können, als an die Telefonsparte des mittlerweile fast neun Jahre alten Unternehmens.
Bei einer solchen Fülle an Angeboten verwundert es auch nicht, dass sich hier ein regelrechter Fankult um das Unternehmen entwickelt hat. Wenn Lei Jun, Forbes Geschäftsmann des Jahres 2014 und Gründer des Unternehmens, eine Präsentation eröffnet, muss er sich wie ein Rockstar im Stadion fühlen. Neue Produkte werden gemeinhin auf großen Präsentationen vorgestellt. Ein vermeintlich bruchsicheres neues Telefonmodell wird mit allerhand Zerstörungsversuchen beworben, die es allesamt übersteht – von der Stöckelschuhattacke bis zum Hackmesser.
Bei der Verkündung ihres Börsengangs waren Fans in Xiaomi-Shirts zu Tränen gerührt und begeistert. Fans reisen durch das ganze Land, um an den großen Präsentationsshows teilzunehmen und Shows sind es wohl. Süffisant präsentiert der charismatische Lei Jun neue Produkte, vergleicht sie mit der Konkurrenz und verweist überdeutlich auf die eigenen überlegenen und günstigeren Produkte. Diese Shows bieten das Unterhaltungspotential des guten alten Teleshoppings der 90er Jahre. Der Fankult wird damit vom Unternehmen natürlich auch gefüttert. Es unterstützt aktiv lokale Fanklubs. Kleinere Veranstaltungen zum Ausprobieren von Produkten und zur Kundenakquise werden oft von Fans selber organisiert und veranstaltet.
Wie kommt es zu diesem Kult um das Unternehmen? Neben dem charismatischen Kopf und der aktiven Fanförderung spielt auch die fünf Prozent Grenze eine wichtige Rolle. Die Hardware von Xiaomi soll auch nach dem Börsengang weiterhin einer fünf Prozent Profitgrenze unterliegen. Damit soll ein dauerhaft günstiger Preis der Elektronikprodukte garantiert werden, während Gewinn durch Online-Dienste und in anderen Sparten erzielt werden soll. Kein Wunder also, dass nach einer der großen Präsentationen die erste Fuhre der neu vorgestellten Produkte zumeist nach wenigen Minuten ausverkauft ist.
Was verspricht die Zukunft? Eigene Konkurrenz, denn das Unternehmen lagert die günstigste Smartphonesparte Redmi aus und lässt sie ähnlich wie Honor bei Huawei unabhängig auf dem Markt operieren. Die Märkte in Indien und Afrika liegen ebenso im Fokus des Unternehmens und ach ja auch der Mars. Projekt „MARS Case" arbeitet an einem Wohnhaus für den roten Planeten. Die Zukunft verspricht interessant zu werden.
Text: Maik Rudolph