Jahrhundertlang stammte das begehrteste chinesische Porzellan aus den Werkstätten von Jingdezhen. Von der ostchinesischen Kleinstadt aus wurden die feinen Keramikerzeugnisse an die königlichen Höfe in Großbritannien, Frankreich und Persien exportiert.
Die Industrielle Revolution setzte der Mode ein Ende. Preiswerte Massenprodukte übernahmen die Marktführerschaft in der Branche. Der Untergang der Qing-Dynastie (1644-1911) und die Kriege im 20. Jahrhundert zerstörten die einheimische handwerkliche Kultur und somit den Status des Jingdezhen-Porzellans im globalen Handel.
Dennoch verließ das handwerkliche Geschick niemals die Stadt Jingdezhen, eine Kleinstadt am Fluss in der ostchinesischen Provinz Jiangxi. Hier findet nunmehr ein atemberaubender Rückgriff auf die traditionellen Wurzeln statt. Sowohl in der Stadt als auch im benachbarten Tal sind inzwischen zahlreiche neue Ateliers und Werkstätten entstanden. Sie wollen die aus der Tradition überlieferte Handwerkskunst wiederbeleben mit dem Ziel, der steigenden Nachfrage der chinesischen Mittelschicht nach feinem Porzellan gerecht zu werden.
Ryan Labar, ein Keramikkünstler aus den USA, wohnt seit Jahren in Jingdezhen. Er sieht sich als einen Sohn, der aus dem Ausland heimgekehrt ist.
Vor drei Jahren gründete der 43-Jährige ein Atelier in Taoxichuan, einem restaurierten historischen Produktionsstandort in Jingdezhen. Seite an Seite stehen hier mittlerweile zahlreiche Ateliers, Galerien, Restaurants, Cafés und Hotels.
„In China ist zurzeit ein kräftiger Tatendrang zu spüren, der es ermöglicht, neue Ideen in die Realität umzusetzen", sagt Labar, dessen Ziel es ist, mit traditionellen Methoden zeitgenössische Kunst zu schaffen.
In der Stadt Jingdezhen sind inzwischen 6.773 Keramikhersteller und Werkstätten angesiedelt. Etwa 150.000 Menschen arbeiten in der Porzellanbranche, nahezu ein Viertel der Stadtbewohner.