Ein Turm gegen Smog

2019-01-08 10:42:17
kkkurios20180108Antismogturm

Das Thema Umweltschutz steht bei der chinesischen Regierung ganz oben auf der Agenda. In einem Land mit enormen Wirtschaftswachstum und einem entsprechenden Energiebedarf, ist gute Luft, gerade in Großstädten, nicht einfach zu haben. Aber es tut sich einiges. So konnte sich etwa in Beijing die Luftqualität in den vergangenen Jahren durch starke Regulierungsmaßnahmen immer weiter verbessern, wie CRI jüngst berichtete. In der Hauptstadt wird zum Beispiel Elektromobilität besonders gefördert.

Die Luftqualität ist inzwischen auch ein offizielles Kriterium für den wichtigen Leistungsvergleich der chinesischen Großstädte.

In der nordchinesischen Stadt Xi'an, Provinz Shaanxi, haben nun Wissenschaftler des Instituts für Terrestrische Umwelt an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften den größten Luftreiniger der Welt gebaut. Dieser passt gut in die chinesische Doppelstrategie der Ursachen- und Folgenbekämpfung. Der noch im experimentellen Stadium befindliche Smogsaugturm ist mehr als 100 Meter hoch. Er soll effektiv die Luftqualität der Stadt verbessern, in der die Smogbelastung oft hoch ist. Gerade in der Winterzeit kann die Belastung kritisch sein, auch, weil es in Xi'an noch sehr viele Kohleheizungen gibt.

Auf einer Fläche von zehn Quadratkilometern hat der Hight-Tech-Turm bereits zu einer merklichen Verbesserung der Luftqualität geführt. Laut Projekt-Leiter Cao Junji kann der Turm mehr als zehn Millionen Kubikmeter saubere Luft pro Tag produzieren. An stark verschmutzten Tagen werde der Smog auf „moderate Werte" reduziert.

Das Team des Wissenschaftlers hat Emissionsüberwachungsstationen in der Umgebung des Turms installiert und festgestellt, dass der PM2,5-Gehalt in Zeiten von sehr starker Verschmutzung im Vergleich zum Durchschnitt um 15 Prozent reduziert werden konnte. Als PM2,5 werden die Feinstaubpartikel im Smog bezeichnet, welche als die gesundheitsschädlichsten gelten.

Das Reinigungssystem des Wunderturms besteht aus einer Reihe von speziell angepassten Gewächshäusern am Fuße des Turms, die jeweils die Größe eines halben Fußballfeldes haben und welche verunreinigte Luft absorbieren. Die gespeicherte Luft wird mittels Solarenergie erwärmt. Die Luft steigt dann durch mehrere Schichten von Reinigungsfiltern auf, bevor sie nach draußen abgegeben wird. Die Forscher planen nach der erfolgreichen Reifeprüfung den Bau eines rund fünfmal größeren Reinigungsturms.

Das Turmexperiment in Xi'an ähnelt dem „Smog Free Project", das der niederländische Künstler Daan Roosegaarde als Mittel zur Reinigung der Beijinger Luft 2016 geschaffen hatte. Der Gag war, dass die aus dem Smog herausgefilterten Kohlenstoffpartikel zu Diamanten verarbeitet wurden. In den Städten Chinas sollen weitere solcher Roosegaarde-Smogtürme in Parks und auf Spielplätzen aufgestellt werden, um dort die Luft um bis zu 75 Prozent zu verbessern, wahrscheinlich ohne Diamantenproduktion.

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