Der Stundenschlag der Turmuhr des Shanghaier Zollgebäudes auf der langen Uferpromenade „Bund" lässt seit mehr als 90 Jahren bei den Einheimischen immer wieder Nostalgie aufleben. Nach so vielen Jahren im Einsatz schlägt nun möglicherweise die letzte Stunde für das riesige Uhrwerk.
Die Turmuhr wurde vom britischen Uhrmacher JB Joyce& Co nach dem Design des Big Ben in London hergestellt, während ihre Glocke von der jahrhundertalten Glockengießerei John Taylor& Co gegossen wurde.
1927 bekam der 90 Meter hohe Turm des Zollgebäudes sein Uhrwerk. Zu jener Zeit war der Glockenturm das höchste Gebäude auf der Uferpromenade.
Mit seinem 3,17 Meter langen und 49 Kilogramm schweren Minutenzeiger und dem 2,3 Meter langen und 37,5 Kilo schweren Stundenzeiger, ist das Uhrwerk das größte in Asien. So die Angaben von Smith of Derby, der Muttergesellschaft des britischen Uhrmachers.
„Es ist eine mechanische Uhr, die alle drei Tage aufgezogen werden muss", sagte Wei Yunsi, der seit 28 Jahren als der einzige Hüter des Uhrwerks arbeitet.
Alle fünfzehn Minuten ertönt die Westministermelodie mit vier Glockenklängen, wie bei allen Turmuhren, die in Großbritannien hergestellt wurden. Die mechanisch gespielte Melodie wurde jedoch am Anfang der Kulturrevolution (1966-1976) durch das revolutionäre Lied „Der Osten ist rot" mittels Lautsprechern ersetzt.
Auf Bitten der britischen Königin Elizabeth II während ihres Staatsbesuchs im Jahr 1986 wurde das mechanische Glockenspiel wieder in Betrieb genommen.
Als Zeitmesser und historischer Prüfstein spielte das Uhrwerk jahrzehntelang eine wichtige Rolle für die Einheimischen. Nun funktioniere die älter werdende Turmuhr nicht immer ordnungsgemäß, teilte Chang Liang, PR-Officer des Shanghaier Zollamts, vor der Presse mit.
Cheng sagte, das Zollamt habe den britischen Uhrhersteller bereits darüber informiert und ihn darum gebeten, eine umfassende Untersuchung vorzunehmen, um beurteilen zu können, ob das Uhrwerk außer Betrieb gesetzt oder repariert werden solle.
Chang Qing ist ein Designer für traditionelle chinesische Kleidung, der seit zwölf Jahren im benachbarten Gebäude des Zollamts arbeitet:
„Jedes Mal wenn ich spät in die Nacht arbeite, fühle ich mich warm bei den Glockenschlägen. Es ist als ob jemand draußen auf mich wartet ", sagte er.