Foto von Ruan Jiawen
Der chinesische Künstler Zhu Bingren ist ein Repräsentant des sogenannten Kupferskulpturalismus, eines nationalen immateriellen Kulturerbes in China. Als ein Meister dieses traditionsreichen chinesischen Kunsthandwerks engagiert sich der 74-jährige Zhu für die Erneuerung und Weiterentwicklung des Handwerks und ist der Initiator der „Kupferschmelzkunst", die auf traditionellen Methoden beruht und der chinesischen Kupferkultur neue Lebenskraft geschenkt hat.
Am 10. Dezember wurde im Chinesischen Kulturzentrum Berlin die „Kunstausstellung von Kupferkunstwerken - Ein immaterielles Kulturerbe Chinas" eröffnet. Es handelt sich dabei um die erste Einzelausstellung vom Künstler Zhu Bingren in Europa. Mit vielfältigen Exponaten will Zhu der Welt die innovative Entwicklung der traditionellen Kupferkultur in China zeigen und den Zuschauern das künstlerische Schaffen zur Förderung dieses immateriellen Kulturerbes ein Stück näher bringen.
„Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen der östlichen und westlichen Kunst. Zum Beispiel möchte man durch Kunstwerke Gedanken über menschliche und gesellschaftliche Entwicklungen darstellen. Aber Unterschiede sind auch unverkennbar. Denn jedes Land hat eine eigene Geschichte, befindet sich in einer unterschiedlichen Entwicklungsphase und hat spezifische Gegebenheiten, was das künstliche Umfeld von Staat zu Staat unterschiedlich macht. Doch durch kulturellen Austausch können wir uns gegenseitig besser verstehen und uns noch intensiver über die Entwicklung der modernen Kunst weltweit informieren. "
Laut Zhu Bingren ist die Kupferschmelzkunst eine perfekte Form, um bei den Zuschauern einen Eindruck über die chinesische Kupferkultur hinterlassen zu können. Mit den Exponaten der Ausstellung in Berlin hat Zhu seine Vorstellungen zu dem Motiv „China Impression" dargestellt – zum Beispiel mit den Kunstwerken „Der Reisweg" und „Die Seele des Sommerpalastes", in die er seine Gedanken zur chinesischen Philosophie, Kultur und Kunst sowie zum nationalen Geist in komprimierter Form einfließen ließ.
Zhu Bingren (l.) und Bart'd Eyckermans
Foto von Ruan Jiawen
Bart'd Eyckermans, Dekan der Königlichen Akademie der Schönen Künste Antwerpen in Belgien, ist der gemeinsame Kurator der Ausstellung. Auf Einladung von Zhu Bingren besuchte er im April 2018 Zhus Studio in China. Er erklärte, beim ersten Blick auf die Kunstwerke von Zhu Bingren, dass er überzeugt davon sei, dass diese die Seele der Europäer berühren können.
„Die Kupferkunst von Zhu Bingren verbindet die traditionelle und moderne Kunst in China. Alle Zuschauer werden sich für seine Kunstwerke interessieren. Bei der Auswahl der Exponate habe ich überlegt, ob sie bei den europäischen Zuschauern ankommen können. Meiner Meinung nach ist Kunst ein Träger der Gedanken. Bei der Ausstellung sollen nicht nur einfach Kunsthandwerke gezeigt, sondern auch die philosophische Idee darin dargestellt werden. "
Sigrid Klammer ist eine Glaskünstlerin. Sie hatte zuvor sehr wenig über die chinesische Kupferkultur gewusst. Nach einem Besuch der Ausstellung von Zhu Bingren findet sie, dass sich das künstliche Schaffen beider Kunstformen sehr ähnelt.
„Bei mir ist es so, dass das Glas spricht. Das heißt, es kann trübe sein, es kann springen, es kann einfach seine Fehler haben. Und es hat seine Fehler, wenn man damit im Ofen arbeitet. Das ist immer sehr überraschend, was im Ofen passiert. Das kann man nicht genau vorher wissen. Es ist immer eine Überraschung. Das erinnert mich ein bisschen an diese Kupferarbeit hier, wo er ja auch eine Form gefunden hat, dieses Kupfer anders, also die Oberfläche des Kupfers, einfach anders zu verstehen. Das ist sehr ähnlich wie bei meinem Glas. Es ist also ein großes Staunen über diese Meisterschaft. Und nicht nur das, sondern darüber hinaus der Weg zur Philosophie, dass er mit seinen Werken in einer ganz eigenen und sehr modernen Art ausdrückt. "
Joachim Noack, ein Künstler und Ingenieur aus Berlin, schätzt solche chinesische Kunst hoch ein.
„Ich habe aus zwei verschiedenen Richtungen her eine große Affinität für diese Sachen. Zum einen vom Handwerk aus. Es ist sehr oft so, dass ein Künstler sich was ausdenkt und das einen Anderen machen lässt. Er macht das nicht selbst. Ich bin selber ein Künstler und lasse keine Sachen anfertigen. Das ist außerordentlich wichtig. Das zweite ist, ich selber bin auch Ingenieur. Und deswegen habe ich eine Affinität zu dem Material. Deswegen bin ich doppelt angerührt."