Baozi kennt in China jeder. Die gedämpften und gefüllten etwa faustgroßen Teigtaschen sind lecker, billig und sättigend. Man kann sie morgens, mittags oder abends essen. Und genau solch ein kleiner, köstlicher Teigkloß spielt die Hauptrolle im neuesten Kurzfilm aus dem Hause Pixar. Der achtminütige Film trägt den Titel Bao. Bao wie Baozi, also Teigtasche. Oder bao, wie das chinesische Wort für Umarmen.
Die Mutter schließt das Baby-Baozi in ihre Arme. Copyright: Disney/Pixar
Bao handelt von einer chinesisch-kanadischen Mutter, deren Sohn erwachsen geworden ist. Sie kämpft mit der dadurch in ihrem Leben entstandenen Leere. Doch dann erwacht ein selbstgekochter Baozi vor ihren Augen plötzlich zum Leben. Dem kleinen Teigklops im Bambuskorb wachsen Arme und Beine. Die zuerst erschrockene, dann glückliche Mutter ist unerwartet erneut für ein kleines Geschöpf zuständig.
Bao ist das Werk der Regisseurin Domee Shi, sie ist Kanadierin mit chinesischen Wurzeln und arbeitet für das Animationsstudio Pixar. Bei der Entstehung des Films konnte sie auf ihre eigenen Erinnerungen und Erfahrungen zurückgreifen.
"Meine eigene Kindheit, als Einzelkind, hat mich zu diesem Film inspiriert. Meine chinesische Mutter war immer überfürsorglich. Sie hat mich wie einen kleinen Baozi behandelt und immer dafür gesorgt, dass ich in Sicherheit bin. Ich wollte in diesem Kurzfilm das Verhältnis zwischen überängstlichen Eltern und ihrem Nachwuchs aufgreifen. Ein großer Teil von mir steckt in diesem Film und ein großer Teil von meiner Mutter steckt in der Figur der Mutter."
Der Kurzfilm greift das sogenannte Empty Nest Syndrom auf erwartungsgemäß herzerwärmende Art auf. Wenn die Kinder flügge werden, versetzt das den Eltern, auch wenn sie stolz auf ihre Kinder sind, doch immer einen kleinen Stich. Das Thema verbindet also Menschen und Kulturen weltweit. Bao ist Soulfood, wie man so schön sagt. Ein kleines, köstliches Meisterwerk.
Text von Johanna Wolff