Um über das Thema „Chinesische Investoren in Deutschland" zu sprechen, treffen wir Jonathan Schoo im Beijinger Büro der Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing (Germany Trade and Invest, GTAI ). Schoo ist Direktor der Invest-Abteilung.
„Wir sind in der Invest-Abteilung dafür zuständig, chinesische Unternehmen nach Deutschland anzuwerben, die das Ziel haben, sich dort anzusiedeln", erklärt er. Sie seien in den vergangenen Jahren sehr zufrieden mit der Zahl der Neuansiedlungen. Die neuesten Zahlen für 2017 würden gerade mit den Bundesländern erhoben.
„Für 2016 können wir jedenfalls feststellen, dass zum zweiten Mal in Folge China das Land mit den meisten Ansiedlungen in Deutschland war, also noch vor den USA lag und der Schweiz und ähnlichen traditionellen Geschäftspartnern, und, dass China zum zweiten Mal hintereinander auch den eigenen Rekord gebrochen hat." Insgesamt 281 chinesische Neuansiedlungen habe es in Deutschland im Jahr 2016 gegeben.
Chinesische Interessenten profitieren von Wirtschaftsinformationen, welche in der Berlin Zentrale von etwa 40 Industrie-Experten verfasst werden. „Die Experten sind jeweils auf eine bestimmte Branche spezialisiert und in dieser Branche, mit Bezug auf den deutschen Markt natürlich, erstellen und publizieren sie regelmäßig Informationsblätter, Präsentationen etc." So könnten sich Unternehmer aus dem Ausland genau informieren, welche Geschäftsmöglichkeiten es in Deutschland gibt und wie sich die eigene Branche entwickelt.
Aus welchen Gründen wollen chinesische Unternehmer in Deutschland investieren? Jonathan Schoo antwortet: „Die Ansiedlungsformen deuten darauf hin, dass es vor allem um Vertrieb geht. Die meisten chinesischen Firmen, die nach Deutschland kommen, eröffnen erst mal ein Vertriebsbüro, gefolgt von Forschung und Entwicklung und Produktion, was im Grunde unser Ziel ist." Der Anteil an Neuansiedlungen, die Produktion, Forschung und Entwicklung betreffen, steige.
Das Deutschland-Bild der Investoren sei dabei sehr positiv, sagt Schoo, die Erwartungen seien entsprechend hoch, „auch an uns als Organisation der Bundesregierung". Der Invest-Experte führt aus: „Auch Unternehmen, die selber noch nie vor Ort waren, stellen sich vor, dass in Deutschland alles effizient läuft, die Maschinen perfekt sind und man als chinesischer Partner natürlich auch gleich einsteigen kann, obwohl man sich im Vorfeld noch nicht so informiert hat, wie man das hätte tun können manchmal. Das Deutschlandbild ist sehr positiv und das macht den Teil unserer Arbeit, der sich Standortmarketing nennt, sehr einfach. Der schwierigere Teil ist es dann, diese Erwartungen auch zu erfüllen und in der Praxis die Umsetzung eines Expansionsplanes mitzugestalten, aber das ist dann auch das Spannende."