Für Jiangxi-Reisende ein Muss: Der einzigartige Sanqing-Berg
Der Berg befindet sich im Hinterland der Huaiyu-Bergkette in der Nähe der Stadt Shangrao, die in der Provinz Jiangxi liegt.
Zwei Seilbahnen führen zum Start der Bergwanderung
Ein gutes Stück hoch auf den Sanqing-Berg führen zwei Seilbahnen, eine hält im Süden, die andere im Nordosten, wie mir unser chinesischer Reiseführer Peter verrät.
Das Geländer des Wanderweges soll an Äste erinnern
Der Ausblick aus der Seilbahn ist schon spektakulär, aber die darauf folgende Bergwanderung verdient das Adjektiv sensationell. Große Menschen sollten allerdings vor lauter Staunen nicht vergessen, auf den Weg und tiefhängende Äste zu achten. Sonst brummt ihnen trotz der frischen Bergluft später der Schädel.
Granitformationen regen die Fantasie an
Was den Berg so einzigartig macht, sind auch die vielen sichtbaren Gipfel bzw. Felsen, welche die Fantasie anregen. Unter anderem wegen solcher Granitformationen wurden der Nationalpark samt Berg 2008 UNESCO-Weltnaturerbe.
Auch bei Regen ein Genuss Bergwandern auf dem Sanqing
Schon vor sehr langer Zeit erhielten einige Formationen poetische Namen wie zum Beispiel „Bodhisattwa hört das Pipa-Spiel" und „Tigerpython verlässt den Berg". Reiseführer Peter sagt: „Einige sind Monster, andere sehen aus wie Seetiere, Schuhe oder ein Kamel." Das Kamel zeigt er uns sogar. Ich sehe später eine Hasenzahnformation und mehrere Desserts, noch bevor ich gegen ein paar Äste gelaufen bin. Apropos Äste: Das Schutzgeländer für die Bergwanderer hat die Form von sich verzweigenden Ästen – eine schöne Idee. Und selbst in schwindelerregender Höhe gibt es sogar Toiletten am Wegesrand!
Die Vegetation ist so üppig und saftig grün, dass man glatt auf eine Forschungsexpedition in den Amazonas verzichten kann. Auf dem scheinbar glatten Granitgestein wachsen Blumen. Das Naturschauspiel runden freche Vögel ab. Tiger, Affen, Schlangen (hat es hier laut Peter mal gegeben) oder Drachen bekomme ich allerdings nicht zu Gesicht und selbst die Eichhörnchen, die unseren Reiseführer täglich grüßen, lassen sich bei mir nicht blicken.
Der Sanqing-Berg hat nicht nur zwei Seilbahnen, sondern sogar drei Gipfel: Yujing, Yuhua und Yuxu. Dort werden die drei taoistischen Meister Yuqing, Shangqing und Taiqing verehrt, was auch zu dem Namen des Berges, Sanqing, führte. Der Berg ist nicht nur für seine einzigartige Natur bekannt, sondern auch für seine architektonischen Schätze aus der Ming-Dynastie und anderen Zeiten, wie etwa ein Kloster, Steinsäulen, Steinschnitzereien und Gedenkbögen.
Die schöne Aussicht gibt es umsonst: Der Sanqing-Berg in Jiangxi
Der Sanqing-Berg, der zu dem 220 Quadratkilometer großen Schwerpunkt-Landschaftsgebiet gehört, wird in einigen taoistischen Werken als einer der „Zweiundsiebzig glücklichen Orte" bezeichnet. Ich würde ihn sogar in den Top-Ten verorten und als Ort der 100 Wasserfälle bezeichnen: Überall ist das beruhigende Plätschern zu hören. Dabei fließt das Wasser aus dem Südosten in den Xinjiang-Fluss und das Wasser aus dem Nordwesten in den Boyang-See.
Leider finde ich nirgendwo die Unsterblichkeitspillen des Gelehrten und Alchemisten Ge Hong, die dieser hier vor rund 1700 Jahren zur Zeit der Östlichen Jin-Dynastie hergestellt haben soll. Ich vermute, dass die Eichhörnchen alle Pillen aufgegessen haben.
Der Kaiser ließ hier Palmen für die Holzelemente in seiner verbotenen Stadt anbauen, erzählt uns noch Peter, dessen chinesischer Name Shi Qiuyun lautet. Als ich wieder bei der Seilbahn ankomme, habe ich zwar noch keine Bären gesehen, die es hier laut Peter zumindest mal gegeben haben soll, aber immerhin habe ich einen Bärenhunger von der herrlichen Wanderung.
Text und Fotos: Nils Bergemann