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Mitte März veröffentlichte Russland erstmals eine Reihe vertraulicher Dokumente über die Durchführung biologischer Experimente durch die Vereinigten Staaten in der Ukraine. Insgesamt 336 US-Bio-Labors auf der ganzen Welt und 5.629 diesbezügliche Verträge wurden ans Tageslicht gebracht.
Der systematische Ausbau der biologischen Labore der USA in Übersee begann im Jahr 2001. Warum im Jahr 2001 und warum haben die USA seitdem eine große Anzahl biologischer Laboratorien in Übersee errichtet?
Im Juli 2001 weigerten sich die USA, biologische Waffen überprüfen zu lassen und eine Woche nach den Terrorangriffen am 11. September wurden Briefe mit Milzbrandsporen an mehrere Nachrichtensender und Senatoren verschickt. Danach begannen die Bio-Labors der USA in Übersee schnell zu expandieren. Wie hängen diese Dinge zusammen?
Alles begann in den 1990er Jahren. Während sich viele Länder auf der ganzen Welt dafür einsetzten, die Bedrohungen durch biologische Waffen zu verringern, erkannte die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA), die als „Gehirn des Pentagons“ bekannt ist, die Bedeutung biologischer Waffen. 1997 übernahm sie die Führung bei der Konzeption der neuen Agentur des US-Verteidigungsministeriums, der U.S. Defense Threat Reduction Agency (DTRA), die heute alle US-Labors im Ausland leitet.
Im Juli 2001 weigerten sich die Vereinigten Staaten nach sich über sieben Jahre hinziehenden Verhandlungen überraschenderweise, die Verifikation der Biowaffenkonvention zu akzeptieren und zogen sich sogar ganz aus den Verhandlungen zurück.
Li Chijiang, Vizepräsident der Chinesischen Vereinigung für Rüstungskontrolle und Abrüstung, erinnerte sich in einem Interview, dass der damalige US-Chefunterhändler mit den Worten schloss: „Wenn das bestehende Verifikationsprotokoll in seiner jetzigen Form befolgt wird, müssten mindestens Tausende von US-Einrichtungen, wenn nicht Zehntausende, durch die Konvention verifiziert werden. Deswegen sind die USA nicht in der Lage, es zu akzeptieren.“ Mit anderen Worten: Die USA selbst gaben 2001 zu, dass das Land bereits zu dieser Zeit über Tausende von Einrichtungen verfügte, die im Verdacht standen, biologische Waffen zu entwickeln und herzustellen.
Unmittelbar nach den Anschlägen vom 11. September wurde die „Terrorismusbekämpfung“ zu einer der obersten Prioritäten der Vereinigten Staaten erklärt. Aber wie soll man den Terrorismus bekämpfen?
Nach der Entdeckung der Briefe mit Milzbrandsporen ignorierten die USA alle Hinweise darauf, dass der Milzbrand von dem US-amerikanischen Biologischen Laboratorium Fort Detrick stammte, und begannen im Namen der „Terrorismusbekämpfung“ den Irak-Krieg. Die biologischen Labors der USA haben sich seither rasch nach Übersee ausgedehnt.
Dabei ist die Ukraine ohne Zweifel eine wichtige Station des US-Fahrplans, was den Aufbau von Bio-Laboren angeht. Die von Russland veröffentlichten Statistiken zeigen, dass die Ausgaben der DTRA in der Ukraine an zweiter Stelle unter allen fremden Ländern stehen.
Im Jahr 2005 unterzeichneten die USA und die Ukraine den Vertrag über die „Entwicklung biologischer Waffen“. Im Januar 2016 starben mindestens 20 ukrainische Soldaten innerhalb von nur zwei Tagen an H1N1, einem Influenzavirus, das die Pandemie von 2009 verursacht hatte. Nach Angaben ukrainischer Medien wurden weitere 200 ukrainische Soldaten in Krankenhäuser eingeliefert, nachdem das tödliche H1N1-Virus aus einem US-Labor bei Charkow ausgetreten war.
Die USA haben sich in den vergangenen knapp 30 Jahren bemüht, die so genannte „biologische Verteidigung“ in der Welt voranzutreiben. Dabei scheint es sich jedoch schon lange nicht mehr nur um „Verteidigung“ zu handeln. Es ist eher ein Krieg im Verborgenen, der die Welt in Gefahr bringt.