Die Eröffnung der 4. China International Import Expo (CIIE) am 5. November 2021 kommentierte das deutschsprachige Finanzportal „Finanznachrichten“ mit den Worten: „Die von der chinesischen Regierung 2018 ins Leben gerufene CIIE ist weiterhin eine wichtige Plattform für die Öffnung des Landes und die Förderung der internationalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit und des Freihandels. Die CIIE ist im Laufe der Jahre immer besser organisiert, professioneller und digitaler geworden.“ Ähnlich formulierte es die große österreichische Presseagentur APA und ergänzte: „In diesem Jahr wird der 20. Jahrestag des Beitritts Chinas zur Welthandelsorganisation begangen. Aus diesem Anlass wird das Internationale Wirtschaftsforum Hongqiao, das integraler Bestandteil des CIIE ist, ein hochrangiges Forum unter dem Motto „Mutual Benefit and Win-Win Solution for a Shared Future“ veranstalten, um Chinas Errungenschaften bei der Öffnung in den letzten 20 Jahren und seine Zuversicht bei der Verwirklichung seines übergeordneten Öffnungsziels in der Neuen Ära zu präsentieren.“
In der Tat lässt sich ohne Übertreibung sagen, dass die CIIE sich zu den herausragenden weltwirtschaftlichen Veranstaltungen im Eiltempo entwickelt hat. Dazu gehört ebenfalls, dass die Messe auch in diesem Jahr neue Rekordwerte zu vermelden hatte. Die Ausstellungsfläche stieg auf mehr als 360.000 Quadratmeter. Die Zahl der angemeldeten Teilnehmer überstieg die des vergangenen Jahres. Der Anteil der Top-Unternehmen, aus der Gruppe der Top-500 der Welt, lag bei über 80 Prozent. Die Zahl der ausländischen KMUs, die in Gruppen an der Messe teilnahmen, ist um 30 Prozent gestiegen.
Was ist es, das die CIIE so ausgesprochen attraktiv macht? Da ist zum einen die Besonderheit zu nennen, dass die CIIE als erste Import-Fachmesse auf nationaler Ebene in der Welt eingerichtet wurde. Dann ist besonders auf das breite Spektrum der Präsentation hinzuweisen: Nahrungsmittel und landwirtschaftliche Produkte, Automobile, Intelligente Industrie und Informationstechnologie, Konsumgüter, Medizinische Ausrüstung und Gesundheitsprodukte sowie Handel mit Dienstleistungen. Also – wie die Wirtschaftskammer Österreichs es treffend ausdrückte: Die Messe deckt so gut wie alle Branchen und Exportprodukte ab. Und allen teilnehmenden Ländern wird damit die Gelegenheit gegeben, neben der Präsentation hochwertiger technologischer Produkte die CIIE auch als Schaufenster für landestypische Produkte zu nutzen. So finden sich im deutschen Pavillon etwa eine Bier-Brauerei, ein Moselweingut und ein namhafter Produzent von Babynahrung. Welche Bedeutung eine solche Präsentation gerade in China hat, wird deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass dieses Land mit einer Bevölkerung von über 1,4 Milliarden und über 400 Millionen Einwohnern in der Gruppe mit mittlerem Einkommen ein riesiger Markt ist, den kein international agierendes Unternehmen ignorieren kann. Und die genannte Bevölkerungsschicht mit mittleren Einkommen befindet sich in einem stetigen Wachstum: China hat weltweit größte Schicht an wachsenden mittleren Einkommen.
Aber die CIIE ist mehr als eine weltweite Schlüsselplattform, auf der nach ihrem Ende Unternehmen übrigens Waren weiter präsentieren und verkaufen können. Sie symbolisiert auch das immer intensivere Zusammenwachsen der Welt. Dies veranschaulicht etwa im Logistikbereich die regelmäßige Anwesenheit der Hamburger Hafen und Logistik Gesellschaft, die Kunden Hamburg als wichtigen Knotenpunkt in der Logistik-Lieferkette zwischen China und Europa vorstellen möchte. Und in diesem Jahr spielten die neu in Betrieb genommenen China-Europa-Güterzüge zwischen Shanghai und Hamburg eine wichtige Rolle – ein eng mit der Seidenstraßeninitiative im Zusammenhang stehendes Projekt.
Und endlich ist die CIIE ein sehr praktisches Beispiel für Chinas Öffnungspolitik. „Das Tor Chinas wird sich immer weiter öffnen“, heißt es in zahlreichen öffentlichen Verlautbarungen aus Kreisen der Politik. Dass diese Worte von Taten begleitet sind, dokumentiert seit ihrer Entstehung die CIIE auf eindrucksvolle Weise. Die CIIE zeigt nämlich, dass China seinen Markt offen mit anderen Ländern teilt. Früher machte einmal das Wort von „China als Fabrik der Welt“ die Runde. Heute kann man mit Fug und Recht auch von „China als Markt der Welt“ sprechen.
Dr. Michael Borchmann
Ministerialdirigent a.D. (Land Hessen), früherer Abteilungsleiter (Director General) Internationale Angelegenheiten
Mitglied des Justizprüfungsamtes Hessen a.D.
Senior Adviser der CIIPA des Handelsministeriums der VR China